Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog
sie hatten Streit. Aber Roni hat Julia nicht umgebracht ... Julia blieb auf der Erde liegen. Die Mörder haben die Bilder gemacht. Diese Männer hier ...«
»Wenn du nur still wärst, du verlogener Scheißkerl! Lass deinen Sohn für sich selbst sprechen.«
Roni war näher gekommen und hatte mindestens eines der Bilder gesehen. Tero sah ihn voller Panik an.
»Ich war wütend auf Julia«, sagte Roni unfassbar ruhig. »Sie drohte mir. Sie wollte verraten, dass ich Hormone nahm. Wir wurden beide handgreiflich. Aber ich habe sie nicht umgebracht ...«
Kimmo schaute Roni unverwandt an, er war kurz davor zu explodieren. Nur eine falsche Bewegung, nur ein falsches Wort...
»Kimmo«, sagte Tero, so ruhig er konnte. »Das klingt alles furchtbar wirr. Aber du weißt selbst, dass Toomas und Julia genau diesen Männern hier auf der Spur waren. Deshalb waren diese Männer auch nicht zufällig hinter Julia her ... Warum haben sie denn überhaupt Bilder von ihr bei sich?« Tero ging ein paar Schritte auf Steglitz zu und stellte sich neben ihn. »Als Roni von Julia weggelaufen war, hat dieser Mann ...«, Tero legte Steglitz die Hand auf die Schulter, »... Julia umgebracht.«
Steglitz sah die finnischen Männer der Reihe nach an. Offensichtlich versuchte er zu deuten, was sie redeten und was die Hand auf seiner Schulter zu bedeuten hatte. Er sagte auf Englisch: »Wie man auf diesen Fotos sieht...« 205
»Maul halten!«, fuhr Kimmo ihn auf Finnisch an, und Steglitz gehorchte, auch ohne zu verstehen.
»Der Grund dafür, dass Julia sterben musste«, sagte Tero, »liegt womöglich in diesem Auto hier. Wenn wir es durchsuchen, wissen wir, warum sie ermordet wurde. Was war wichtiger als Julias Leben? Die Gripen-Schmiergelder?« Hellevig zeigte mit dem Finger auf Roni und sagte zu Kimmo: »Dieser Kerl hat deine Tochter umgebracht.«
Tero war mit einem Satz bei Hellevig und packte ihn am Schlafittchen. »Hör auf zu lügen! Wo ist das Handy? Sollen wir dieselbe Prozedur wie auf dem Schiff noch einmal machen?«
Kimmo schien angesichts der chaotischen Situation endgültig die Nerven zu verlieren und versetzte Steglitz einen harten Stoß. »Alle in eine Reihe, dorthin.« Mit der Waffe wies er auf den toten Russen.
Tero zerrte Hellevig neben Steglitz und zwang ihn auf die Knie. Kimmo beförderte gleichzeitig Anatoli und den dritten Schweden in die Reihe. »Wo ist das Handy?«, fragte Tero und durchsuchte Hellevigs Taschen, obwohl es wahrscheinlich war, dass der Mann das Telefon zerstört oder zumindest die Aufnahme sofort gelöscht hatte. »Ihr habt unsere Sachen aus dem Büro der Wachleute gestohlen ...«
»Warum will er dein Handy?«, wollte Steglitz von Hellevig wissen, aber Hellevig tat so, als hörte er ihn nicht.
In dem Moment begriff Tero, dass Steglitz nichts von Hellevigs Geständnis wusste.
»Ich habe das Handy ins Meer geworfen«, sagte Hellevig zu Tero. »Ach ja?« Tero riss die Beifahrertür des Vito auf, öffnete das Handschuhfach und schleuderte den Inhalt wütend auf die Erde: Papiere, Landkarten, CDs, Schraubenzieher, Taschenlampe.
»Was tust du da?«, fragte Kimmo außer sich. »Ich glaube niemandem mehr ...«
»Ich habe doch gesagt, dass der Schlüssel für den Mord an Julia in diesem Auto versteckt sein kann. Roni, nimm die Taschen heraus und durchsuche sie!«
Tero löste die Kofferraumabdeckung, die sich auf eine Querstange rollte. Roni lud die Taschen und Koffer aus.
»Ist da Blei drin?«, schnaufte er.
»Mach auf!«, befahl Tero.
»Der hier ist abgeschlossen. Frag nach der Nummer.«
»Wie kriegt man den auf?«, fragte Tero die Schweden.
»Lasst die Finger davon«, sagte Hellevig. »Ihr wisst nicht, was ihr tut. Es handelt sich um etwas, das für die nationale Sicherheit ...«
»Von welchem Land sprichst du? Von Schweden oder Finnland?«, schrie Tero ihn an. »Vom ganzen Westen ...«
»Keine Bewegung!«
Der Befehl schallte blechern durch den Wald. Alle sahen sich erschrocken um. »Hier ist die Polizei. Legen Sie die Waffen nieder, und heben Sie die Hände«, befahl eine Stimme über Megafon.
Wie konnte das möglich sein?, schoss es Tero durch den Kopf. War man ihnen gefolgt? Vielleicht hatte jemand aus der Gegend die Schüsse gehört und die Polizei gerufen.
Hinter den Bäumen kamen bewaffnete Polizisten mit kugelsicheren Westen und Helmen hervor. Kimmo legte seine Waffe vor sich auf die Erde und hob langsam die Hände. Hellevig und seine Komplizen taten es ihm gleich. Tero verzog sich hinter das
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