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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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bleiben sollen oder wenigstens mitteilen, wo er hinging.
    Das Zimmer war so tadellos aufgeräumt wie immer, es war viel ordentlicher als Teros Zimmer. Jemand hatte Roni einmal als fast schon unnatürlich sauber und ordentlich bezeichnet.
    Tero war mittlerweile dazu übergegangen, Ronis Tat aktiv zu verdrängen. Er wollte nicht über die Gründe nachdenken, über gar nichts, was ihn ernsthaft dazu veranlassen würde, sich zu fragen, was für ein Mensch Roni war - zu was für einem Menschen er, Tero, ihn erzogen hatte. Und vor allem: inwieweit der Junge die Gene seines Vaters und seines Großvaters geerbt hatte ... Ebenso wenig wollte Tero darüber nachdenken, warum er bereit war, dafür zu sorgen, dass Roni Gericht und Gefängnis erspart blieben - jedenfalls vorläufig. Wollten nicht alle Eltern das Beste für ihre Kinder? Was aber war in einer solchen Situation das Beste?
    Jedenfalls war der Schutz der Nachkommen schon in die Gene eingeschrieben, wurde behauptet, auch wenn Tero selbst als junger Mensch das Gegenteil erfahren hatte. Die Biologie siegte über die gesellschaftlichen Regeln, das wusste er.
    Ohne Steroide hätte Roni Julia nicht umgebracht. Die Hormone aber hatte er widerwillig eingenommen. Zumindest am So Anfang. Ein Gericht würde herausfinden müssen, in welchem Maß die psychischen Nebenwirkungen des Präparats auf die Tat Einfluss genommen hatten. Für die Hormonkur würde Tero die gesamte moralische und juristische Verantwortung auf sich nehmen.
    Tief in seinem Innern gestand sich Tero aber dennoch ein, dass man den Steroiden auch keine zu große Bedeutung zumessen durfte. Und so schaute er sich nun in Ronis Zimmer genauer um. Millionen Menschen nahmen Steroide, ohne dass sie in einem Wutanfall jemanden umbrachten ...
    Tero öffnete aufs Geratewohl die Schreibtischschubladen. Früher oder später würde vielleicht auch die Polizei das Zimmer durchsuchen, und dann durfte sie nichts finden. Er begann, den Inhalt der Schubladen systematisch unter die Lupe zu nehmen. Nie zuvor hatte er in Ronis Sachen gewühlt, aber jetzt kam es ihm ganz selbstverständlich vor.
    Er blätterte einen Kalender durch, in den gelbe Merkzettel eingeklebt waren. Er schaute auch unter die Schreibunterlage, untersuchte den Kleiderschrank und zog die Schubladen der Kommode auf. Sogar unter der Matratze und zwischen den Büchern im Regal sah er nach. Auch die Seitenfächer der Reisetasche ließ er nicht aus.
    Darin steckten diverse Papiere und Quittungen. Tero warf nur einen flüchtigen Blick darauf, aber ein Zettel ließ ihn innehalten.
    Roni hatte darauf zwei Ziffernfolgen notiert. Die kürzere der beiden enthielt auch Buchstaben. Er wollte den Zettel schon wieder zurückstecken, sah ihn sich aber dann noch einmal nachdenklich an.
    Die Nummer kam ihm bekannt vor. Es war eine Kontonummer - genauer gesagt, eine österreichische Kontonummer.
    Auch Tero hatte ein Konto in Wien. Wahrscheinlich hatte Roni deswegen gerade bei einer österreichischen Bank ein Konto eröffnet, in einem Land, in dem das Bankgeheimnis noch in Kraft war.
    Aber warum nur hatte er sich ein Konto eingerichtet, ohne seinem Vater etwas davon zu sagen? War das überhaupt Ronis Konto? Warum sollte er die Kontonummer einer anderen Person mit sich herumtragen? Was würde die Polizei von so etwas halten?
    Tero nahm einen Stift zur Hand, schrieb die Nummer ab und schob den Zettel dorthin zurück, wo er ihn hervorgezogen hatte.
    Anschließend rief er Roni auf dem Handy an, aber der Junge meldete sich nicht.
    Tero versuchte es sofort noch einmal. Keine Antwort. Beim dritten Mal nahm Roni den Anruf verärgert an.
    »Was ist?«
    »Wo bist du?«
    Kurzes Zögern.
    »Warum fragst du? Was gibt's so Dringendes?«
    »Wo bist du?«
    »Was geht dich das an?«, schnauzte Roni und legte auf.
    Tero lief ein kalter Schauer über den Rücken. Nicht wegen Ronis Benehmen, sondern wegen des Flüsterns, das er im Hintergrund gehört hatte. »Wer ist das?«
    Das war die Stimme von Heli gewesen.
    Tero eilte in den Flur und warf sich den Mantel über. Draußen trampelte er beim Rennen in eine Pfütze und fluchte laut über seine nassen Hosenbeine. Während er den Wagen startete, drückte er auf die Kurzwahltaste seines Handys und rief erneut Roni an.
    »Was denn noch?«, fragte dieser schroff. »Hör zu«, sagte Tero, während er rückwärts auf die Straße fuhr. »Du erzählst doch niemandem etwas Unüberlegtes?« Wieder drückte Roni das Gespräch einfach weg. 45
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    »Was will dein Vater

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