Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
die Stimme des Vaters in der Diele. Tero roch die Alkoholfahne sofort. Niemand ahnte, wie sehr er diesen Geruch hasste, er berührte einen empfindlichen Nerv und löste blinde Wut in ihm aus. »Du bist gekommen, um Roni abzuholen?«, fragte Heli schnippisch und blockierte die Türöffnung. »Warum?«
    Tero schaute seiner Exfrau in die Augen und versuchte, die Ruhe zu bewahren. Sie waren einen langen Weg zusammen gegangen, aber als Valtteris Probleme Heli dazu verleitet hatten, immer öfter zur Flasche zu greifen - »bloß ein Glas zum Essen« - war die schiere Verzweiflung über ihn gekommen. 47
    Und das Entsetzen. Heli hatte nicht das geringste Verständnis für seine Reaktion gehabt, und Tero hatte nicht einmal da mit ihr über die Last, die er als junger Mensch aufgebürdet bekommen hatte, reden können. Er hatte alles versucht, aber die Ehe war zum Scheitern verurteilt gewesen. »Lass mich rein«, sagte Tero kühl.
    »Roni ist bei mir zu Besuch. Du kannst nicht einfach hier eindringen ...« »Lass mich rein«, wiederholte Tero eine Spur nachdrücklicher und griff behutsam nach Helis Arm, damit sie zur Seite trat.
    Rasch trocknete sich Roni die Augen. Er hörte die Stimme seines Vaters in der Diele und erkannte den Tonfall: Gleich würde er explodieren, und zwar schlimm. Vor allem, wenn ihm die Fahne der Mutter auffiel - was mit Sicherheit der Fall war. Sein Instinkt war in diesen Dingen untrüglich. Roni kam sich vor wie ein Schüler, der vom Rektor beim Rauchen erwischt worden ist.
    »Fass mich nicht an«, rief seine Mutter unnötig dramatisch, als sein Vater zielstrebig an ihr vorbei in die Küche marschierte.
    »Wir gehen.«
    Die Stimme des Vaters klang weder wütend noch freundlich. Sie war einfach sachlich.
    Roni ging an ihm vorbei in die Diele und zog sich die Jacke über. Seine Mutter schaute ihn fragend an, sagte aber nichts. Konflikte vor seinen Augen hatte sie schon immer zu vermeiden versucht. Aber wenn sie mit dem Vater allein gewesen war -oder geglaubt hatte, es zu sein -, hatte sie alle Zurückhaltung aufgegeben.
    »Komm ein andermal wieder«, sagte sie zu Roni, als er hinter seinem Vater die Wohnung verließ.
    Im Treppenhaus hatte Roni Mühe, mit seinem Vater Schritt zu halten. »Was ist los?«, fragte er draußen, als sie den Audi erreicht hatten. 48
    »Wir unterhalten uns zu Hause. Oder hast du schon mit deiner Mutter geredet?«
    »Nein ... Was meinst du überhaupt?« »Du weißt genau, was ich meine.« Der Vater ging zu seinem eigenen Wagen. Was war nur mit ihm los? Er wirkte weder wütend noch aufgeregt, und genau das beunruhigte Roni. Sie fuhren hintereinander her nach Hause. Roni fragte sich, ob er seiner Mutter alles erzählt hätte, wenn sein Vater nicht hereingeplatzt wäre. Nein, sicherlich nicht alles.
    Wie hätte sie reagiert?
    Roni wollte es sich gar nicht erst vorstellen. Daheim parkte er neben seinem Vater und stieg gleichzeitig mit ihm aus. Ohne ein Wort zu wechseln, gingen sie ins Haus.
    Kaum fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss, blieb der Vater so abrupt stehen, dass Roni fast gegen ihn geprallt wäre.
    »Warum bist du zu deiner Mutter gefahren?«
    »Es wäre merkwürdiger gewesen, wenn ich nicht hingegangen wäre.« Die Antwort schien den Vater zufriedenzustellen. »Was hast du ihr erzählt?« »Nichts. Glaub mir das endlich.« »Ich muss es wissen. Wort für Wort.« Roni berichtete alles. Als er fertig war, sah ihn sein Vater seltsam ernst an. »Was ist das hier?«, fragte er seinen Sohn und hielt ihm einen Zettel vor die Nase.
    Roni schnappte sich das Stück Papier. »Wieso? Was machst du dich deswegen so verrückt?«
    »Was für ein Konto ist das? Wem gehört es?«
    »Mir. Warum, verdammt noch mal, wühlst du in meinen Sachen?« Roni schrie beinahe.
    »Warum hast du ein Konto in Wien eröffnet? Was für Gelder sind da drauf?« »Ist das hier ein Verhör oder was?«
    »Nein. Aber bald wirst du beim Polizeiverhör die gleichen Fragen beantworten müssen. Ich habe mich zu dir ins selbe Boot gesetzt, darum muss ich alles wissen. Alles. Verstehst du? Du kannst es dir absolut nicht leisten, hier die Primadonna zu spielen!«
    Roni kochte noch immer vor Zorn, aber er begriff, dass sein Vater recht hatte. Natürlich. Sein Vater musste alles wissen. Wie sollte er sonst retten, was noch zu retten war. Und nun schämte sich Roni auf einmal. Zuerst hatte er seinen Vater in etwas Schlimmes hineingezogen und ihm dann wichtige Dinge verschwiegen.
    »Der Typ in Marbella, von dem Herkko die

Weitere Kostenlose Bücher