Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog
Steroide für mich gekauft hat«, sagte er seufzend, »er hat mich angerufen. Wollte sich mit mir treffen.« Das Gesicht des Vaters war wie versteinert, aber die Augen flackerten gefährlich. »Ja?«
»Wir haben uns einmal getroffen. Er wollte wissen, ob ich ein bisschen was verdienen möchte. Indem ich jemandem in Finnland Hormone der Spitzenklasse verkaufe. Ich habe gesagt, ich verdiene nur Geld, indem ich Auto fahre. Aber ich wüsste vielleicht jemanden, der daran interessiert sein könnte, die Präparate zu kaufen.«
Der Vater sah ihn bestürzt an. »Das kann doch nicht wahr sein! Du hast ihn an Julias Onkel vermittelt?«
»Wie kommst du darauf? Kennst du Toomas?«
»Es ist keine Ehre, ihn zu kennen. Aber ich weiß, wer er ist. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Verdammt noch mal, habe ich dich zu einem solchen Idioten erzogen?«
Der Vater sah aus, als würde er jeden Moment vor Zorn und Enttäuschung in Tränen ausbrechen. »Nur ein totaler Blödmann riskiert alles, indem er sich auf so etwas einlässt. Hast du dafür Geld bekommen? Hattest du etwa nicht genug?«
»Es ging nicht um meine Finanzen. Es ging um Julia. Ich wollte ihr helfen. Sie litt unter chronischem Geldmangel.«
»Und so hat sie von deinen Hormonen erfahren. Du hättest mir gleich die Wahrheit sagen sollen ... Wie viel Geld ist auf dem Konto in Österreich?« »Ein paar tausend Euro.«
Als Roni die verzweifelte Miene seines Vaters sah, hätte er um ein Haar wieder angefangen zu heulen.
15
Tero beschleunigte auf der Zufahrt zum Auslandsterminal am Flughafen Helsinki-Vantaa. Der Morgenverkehr war lebhaft, ein Taxi nach dem anderen setzte Fluggäste vor den Eingängen ab.
»Wenn du ankommst, kaufst du dir sicherheitshalber eine Prepaid-Karte und setzt sie in dein altes Handy ein«, sagte Tero. »Ich kaufe mir hier auch eine. Sicherheitshalber halten wir nur darüber Kontakt.«
»Nein, nicht ausschließlich«, sagte Roni. »Die normalen Anschlüsse benutzen wir für die normalen Sachen. Es wäre seltsam, wenn wir plötzlich überhaupt nicht mehr telefonieren würden.«
Tero verzog die Lippen zu einer Art Lächeln. »Gut gedacht. Und in Spanien vernichtest du alles, was mit...«
»Natürlich. Hör schon auf. Ich bin nicht blöd.«
Ach nein?, dachte Tero. Ronis Steroid-Geschäfte waren so idiotisch und riskant, dass ihm allein der Gedanke daran einen Schauer über den Rücken jagte. Was wäre zum Beispiel passiert, wenn es genau in dem Moment herausgekommen wäre, in dem sie mit Formel-i-Ställen verhandelten? »Du musst das Haus so genau überprüfen wie ein Polizist bei einer Hausdurchsuchung«, sagte Tero, während er das Tempo drosselte und einen freien Halteplatz suchte. »Auf keinem einzigen Zettel darf auch nur ein einziges Wort oder eine einzige Nummer stehen.«
»Wie oft muss ich dir noch sagen, dass da nichts ist, was mit diesen Geschäften zu tun hat.«
»Aber unsere ganze Vorsicht nützt nichts, wenn Toomas es für klug hält, der Polizei von Julias Machenschaften zu erzählen.«
»Toomas wird darüber nicht reden. Auf keinen Fall. Warum sollte er sich selbst verraten?«
Tero hielt an, und Roni stieg rasch aus. Tero folgte ihm und öffnete den Kofferraum, damit Roni sein Gepäck herausnehmen konnte.
»Sobald du in der Luft bist, hörst du auf, dir über alles, was in Finnland passiert, den Kopf zu zerbrechen. Ich bringe hier die Dinge in Ordnung und komme dann nach. Vielleicht schon übermorgen.«
»Du musst nichts überstürzen. Ich komme auch allein klar«, erwiderte Roni mit einem Tonfall, den Tero nicht deuten konnte.
Dann marschierte Roni mit seinem Gepäck zum Eingang des Terminals.
16
Sami Rahnasto sah sich die an der Wand befestigten Digitalaufnahmen an. Sie zeigten die Stelle im Wald, an der Julia Leivo aufgefunden worden war. Vom Blitzlicht grell angestrahlt lag das Mädchen neben einer Kiefer auf der Erde. Zweige von Blaubeersträuchern bedeckten die Leiche zum Teil. »Aufgrund von Julias Telefondaten haben wir ein paar zeitliche Präzisierungen vornehmen können«, sagte einer der Ermittler. »Sie hatte um 22.18 Uhr in der Nähe des Busbahnhofs in der Innenstadt ihre Freundin angerufen. Die infrage kommenden Videobänder vom Busbahnhof werden gerade herausgesucht. Wenn wir Glück haben, sehen wir das Mädchen darauf mit einer anderen Person.«
»Sonst etwas auf der Telefonliste?«
»Der unbeantwortete Anruf um Mitternacht von Roni Airas' Anschluss. Insgesamt hauptsächlich Anrufe zu Hause und bei
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