Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog
auf die überschwängliche Zuversicht von Marcus Grotenfelt kam.
Dass Marcus in Jerez aufgetaucht war, überraschte Tero - und zwar positiv. Unter anderen Umständen hätte er die Tatsache inbrünstig analysiert, aber jetzt standen andere Dinge im Vordergrund.
»Wusstest du eigentlich, dass Marcus nach Finnland kommt?«, fragte Roni. »Nein. Warum hat er mir davon nichts gesagt?«
»Geschäftsreise, angeblich. Eine Stippvisite bloß. Hat nichts mit Autorennen zu tun.«
Sobald sie im Wagen saßen, fragte Roni gepresst: »Was hat die Polizei herausgefunden? Sie müssen doch irgendwas Konkretes haben.« »Zumindest haben sie die Reifenspuren vom Waldparkplatz. Vielleicht hat auch ein Zeuge deinen Wagen in der Nähe gesehen«, antwortete Tero und schnallte sich an.
»Es wäre gut, wenn man das ein bisschen genauer wüsste.«
»Gehen wir von der schlimmsten Variante aus. Das Auto ist gesehen worden, aber nicht der Fahrer. Wärst du am Steuer erkannt worden, würden sie ganz anders vorgehen.« Tero ließ den Wagen an und fuhr los.
»Wenn das Auto gesehen worden ist, kann ich nicht abstreiten, dass ich auch dringesessen bin.«
»Doch, das kannst du«, sagte Tero und beschleunigte. »Du musst es abstreiten. Weil du nicht dort warst. Du warst zu Hause. Du hast auch bei anderen Gelegenheiten schon Valtteri dein Auto geliehen.«
Roni starrte ihn ungläubig an und sagte: »Das haut nicht hin.«
»Warum nicht?«
»Warum sollte die Polizei glauben, dass Valtteri mit meinem Auto in der Nähe des Tatorts unterwegs war?«
»Ich habe da ein paar Dinge eingefädelt. Du musst dich darum nicht weiter kümmern.«
Tero hatte Valtteris Schlüssel zu Heli zurückgebracht. Das war relativ glatt gelaufen. Er hatte Heli dazu gebracht, nach Ronis alten Kart-Fotos zu suchen, und bei der Gelegenheit den Schlüssel wieder in die Kommode gelegt. »Und die Reifen?«, fragte Roni. »Wie willst du das erklären?«
»Ich habe sie gewechselt. Nachts. Als Valtteri nach Hause kam und mir klar wurde, was passiert ist.«
Roni ließ sich kurz durch den Kopf gehen, was er da gerade gehört hatte. Dann murmelte er: »Obwohl du der Polizei schon eine andere Version über die Reifen aufgetischt hast...«
»Ich wollte Valtteri schützen. Und will es immer noch. Aber bald kann ich es nicht mehr. Sie sollen sich selbst ein realistisches Bild von ihm verschaffen.« Es wurde still im Wagen. An der Ampel vor der Zufahrt zum Ring 3 musste Tero anhalten.
»Die Vorderbremsen vibrieren«, sagte er, um die Stille zu unterbrechen. Erst da bemerkte Roni den Verband am Unterarm seines Vaters. »Was ist mit deinem Arm passiert?« »Eine Scherbe.« »Was für eine Scherbe?« »Glas«, sagte Tero und gab Gas, als die Ampel auf Grün sprang. »Ich habe aus Versehen die Vitrinentür kaputt gemacht.«
»Was ...«
»Valtteri war bei uns«, sagte Tero matt. »Auf nächtliche:
Besuch. Mit einer Tasche.«
Roni richtete den Blick mit versteinerter Miene auf die Straße.
»Diesmal wollte er meine Vitrine leer räumen«, fuhr Tero fort, ohne einen Hehl aus seiner Verbitterung zu machen. »Es hätte auch schlimmer kommen können. Er hat nämlich mit dem Perlmuttmesser herumgefuchtelt. Rate mal, was ich dachte, nachdem er abgehauen war?«
»Ich kann es mir denken.«
»Das glaube ich kaum. Ich dachte nämlich, dass ich es bereue, ihn damals vor dem Gefängnis bewahrt zu haben. Dort hätte er hingehört. Aus vielen Gründen. Verstehst du?«
»Ich verstehe.«
»Tatsächlich ? Ich will damit sagen, dass Valtteri ins Gefängnis gehört und nicht du.«
Tero fuhr auf den Autobahnring.
»Die Polizei gibt nicht auf, bevor sie Julias Mörder gefasst hat«, fuhr er fort. »Wir sind erst dann sicher, wenn der Täter hinter Schloss und Riegel sitzt wenn Valtteri dort ist, wo er schon seit Jahren sein müsste.«
Roni fiel es sichtlich schwer, alldem zu folgen. »Das klappt nicht. Die Polizei untersucht Partikel und die DNA und was weiß ich noch alles. Und die Alibis werden überprüft, und ...«
»Ich habe doch schon gesagt, du sollst dir über die Einzelheiten nicht den Kopf zerbrechen. Ich war gestern bei einem Kumpel von Valtteri. Valtteri war am Montagabend allein unterwegs. Und dort, wo er verkehrt, kriegt man keine zuverlässigen Alibis.«
Teros Stimme wurde immer leiser. »Und dann habe ich ein paar Sachen arrangiert, von denen du nichts wissen musst. Du lebst weiter wie bisher. Die Polizei ermittelt. Wenn sich herausstellt, dass Valtteri ein Alibi hat, dann hat er
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