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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Fernseher, standen ein DVD-Spieler und ein VHS-Recorder. Tero legte die Kassette ein und blieb neugierig vor dem Bildschirm stehen.
    Doch er sah nur Schwarz. Tero wollte gerade das Band vorspulen, als plötzlich etwas auf der Mattscheibe erschien. Er beugte sich näher heran, um zu erkennen, was es war. Er sah jedoch nur diffuses, grün durchsetztes Dunkel. Am unteren Bildrand stand ein Datum aus dem Jahr 1994, darunter lief die Uhrzeit mit.
    Die Kamera schien sich merkwürdig langsam zu bewegen. Tero schüttelte frustriert und bitter enttäuscht den Kopf. Diese Kassette würde ihm und Roni kaum helfen. Hatte Toomas ihn bewusst getäuscht, indem er ihn in die Schweiz geschickt hatte?
    In dem Moment begriff Tero, dass hier ein Taucher Filmaufnahmen machte. Der Lichtkegel glitt nun über eine glatte, helle Fläche unter Wasser, bis etwas Dunkles im Bild erschien.
    Tero kniff die Augen zusammen und versuchte zu erfassen, was sich dort abzeichnete. Es waren schwarze Lettern. Aus schrägem Winkel nahmen die Buchstaben I und A Kontur an. Nach und nach erschienen weitere Buchstaben, bis das ganze Wort zu sehen war.
    ESTONIA.
31
    Tero erschrak. Er schaute erneut auf das Datum. 29.9.1994. 23.52 Uhr. Ihm war unangenehm zumute. Warum, um Himmels willen, befand sich ein Videoband, das den Rumpf der gesunkenen Estonia zeigte, im Schließfach einer Schweizer Bank? Und warum hatte es sich im Besitz von Marcus Grotenfelt befunden?
    Der seltsamste aller Zufälle kam Tero aber erst jetzt schlagartig in den Sinn: Julias Großeltern mütterlicherseits waren bei dem Estonia -Unglück ums Leben gekommen!
    Nun waren Stimmen auf dem Gang vor dem Konferenzzimmer zu hören. Tero starrte auf den Bildschirm, wo der Taucher gerade ins Innere des Wracks vordrang. Tero erinnerte sich an den Morgen nach der Katastrophe; er hatte damals zu Hause am Fernseher gesessen, bevor er zur Arbeit gefahren war. All die Jahre hatten sich um die Estonia alle möglichen Verschwörungstheorien gerankt. Konnte das Videoband damit etwas zu tun haben ?
    »Entschuldigung«, sagte an der Tür jemand auf Französisch.
    Tero zuckte zusammen und drehte sich rasch um.
    Ein Mann mit Lockenkopf und Anzug schaute herein. Hinter ihm standen weitere Leute. Tero begriff, dass sie den Konferenzraum gemietet hatten und nun in Anspruch nehmen wollten.
    »Verzeihung, einen kleinen Moment noch«, sagte Tero auf Englisch und drückte auf die Eject-Taste des Videorecorders. Er griff nach der herausgleitenden Kassette und trat an den höflich lächelnden Konferenzteilnehmern vorbei auf den Gang. Im selben Moment, in dem er die erste Treppenstufe nach unten nahm, hielt der Lift in der Etage an. Hellevig trat vom Lift auf den Gang und ging nach rechts zum Konferenzraum. Der Teppich dämpfte seine zielstrebigen Schritte. Er hatte die junge Frau am Empfang gefragt, ob es ein Zimmer mit VHS-Recorder gebe. Nein, so ein Gerät stehe nur im Konferenzraum, der allerdings für zwei Stunden belegt sei. Die Frau hatte noch erwähnt, dass sie das Gleiche gerade einem anderen Hotelgast mitgeteilt habe, der zufälligerweise dasselbe Anliegen gehabt habe. Hellevig blieb vor dem Konferenzraum stehen. Von drinnen hörte man gedämpfte Stimmen. Ohne zu zögern, öffnete er die Tür. Die Köpfe der am Tisch Sitzenden wandten sich ihm zu. Hellevig ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, bis er den Videorecorder in der Ecke registrierte. »Entschuldigung«, sagte Hellevig auf Französisch und schloss die Tür wieder. Er war erleichtert. Der Raum war besetzt, also hatte der andere Mann wahrscheinlich noch nicht gesehen, was auf der Kassette war.
    In seinem Zimmer legte Tero die Kassette auf den Tisch und versuchte zu verstehen, was die Videoaufnahme bedeutete.
    Inwiefern konnte Toomas' Behauptung, der Inhalt des Bankschließfachs hätte mit Julias Tod zu tun, zutreffen? Und warum hatte sich die Kassette in Marcus' Besitz befunden? Bevor er ins Ausland gegangen war, hatte Marcus jedenfalls diversen Gerüchten zufolge - für die schwedische Armee gearbeitet. Tero richtete den Blick auf die VHSKassette. Es musste sich um ein Missverständnis handeln. Toomas hatte etwas anderes im Schließfach vermutet. Julia konnte mit der Kassette nichts zu tun gehabt haben. Tero fragte sich, was er tun sollte. Die Kassette zur Polizei bringen? Wie sollte er dann erklären, dass sie bei ihm gelandet war?
    Eine Kontaktaufnahme mit der Polizei schien die schlechteste aller Optionen zu sein. Eventuell wäre es möglich, die

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