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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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einen Artikel über das Bekenntnis eines Zollbeamten an, der im März 2004 in einer investigativen Magazinsendung des schwedischen Fernsehens mit dem Titel »Auftrag: Kontrolle« aufgetreten war.
    Der Mann hieß Lennart Henriksson, war inzwischen pensioniert und hatte zehn Jahre lang ein schlechtes Gewissen mit sich herumgetragen. Anlässlich der Gedenkfeier zum zehnten Jahrestag der Estonia -Katastrophe hatte er endlich reden wollen und Kontakt zu einem Redakteur der Sendung aufgenommen. Im September 1994 war Henriksson mit seinem Vorgesetzten zur Leitung der Zollbehörde bestellt worden. Dort sei ihnen der Befehl erteilt worden, ein bestimmtes Fahrzeug, das mit der Estonia in Schweden eintreffen sollte, nicht zu überprüfen. Henriksson war der Meinung, ihm sei damit praktisch befohlen worden, sich eines Dienstvergehens schuldig zu machen, aber er hatte den Befehl dennoch befolgt. Der Volvo-Kombi war vom Schiff gefahren, ohne überprüft zu werden. Allerdings hatte sich Henriksson den Namen des Fahrers und das Kennzeichen des Autos notiert. Die Firma Ericsson Access, die zum Ericsson-Konzern gehörte, hatte den Wagen gemietet. Der Name des Fahrers war aller Wahrscheinlichkeit nach gefälscht. 104
    Ein größeres Fahrzeug, nämlich ein voll beladener Lieferwagen, wurde nur eine Woche vor dem Unglück ohne Kontrolle durch den Zoll gelassen. In einem Telefongespräch zwischen dem Zollbeamten und seinem Vorgesetzten, das vom Fernsehteam heimlich mitgeschnitten wurde, gab der Vorgesetzte zu, dass »auf Befehl der Streitkräfte« Material nach Schweden eingeführt worden sei. Einem Fernsehinterview hatte sich der Vorgesetzte jedoch verweigert. Nach Henrikssons Enthüllung hatte den Schweden zum ersten Mal gedämmert, dass ihre Regierung gelogen und gezielt Tatsachen verheimlicht hatte. Der Schmuggel auf Staatsebene, der anfangs als Gerücht abgetan worden war, fand seine endgültige Bestätigung, als Henrikssons Geständnis die schwedische Regierung zwang, zu reagieren und Johan Hirschfeldt, den Präsidenten des Gerichtshofes, damit zu beauftragen, die Behauptungen über Geheimtransporte zu überprüfen. In seinem Bericht vom Januar 2005 bestätigte Hirschfeldt das Ganze, erklärte, er habe - zum ersten Mal in seiner Laufbahn - das gesamte Untersuchungsmaterial verbrannt, und deklarierte die Informationen über den Inhalt der Transporte für einen Zeitraum von siebzig jähren als geheim.
    Als Nächstes öffnete Tero ein Dossier, das der schwedische Parlamentsabgeordnete Lars Ängström angelegt hatte, als er eine neue Untersuchung forderte. Tero fiel ein Satz ins Auge, den er mehrmals las: Unmittelbar nach dem Unglück waren heimlich Taucher im Wrack. Langsam wanderte sein Blick zu der schwarzen Kassette, die auf dem Tisch lag.
    In dem Moment klopfte es scharf an der Tür. Tero erschrak so sehr, dass ihm fast die Tastatur unter den Händen auf den Boden gerutscht wäre. »Wer ist da?«, fragte er.
    »Zimmerservice«, antwortete eine männliche Stimme. »Ich habe nichts bestellt.« Tero stand auf und behielt die Tür fest im Blick.
    »Ich muss etwas an der Technik überprüfen, ich störe nur kurz.« Der Tonfall des Mannes war nicht von untertäniger Höflichkeit, wie bei Hotelangestellten üblich, sondern eher fordernd und selbstsicher. Außerdem hatte seine Stimme einen sonoren Klang, der nicht der Vorstellung von Menschen in der Dienstleistungsbranche entsprach.
    »Ich kann jetzt nicht. Aber das Zimmer wird bald frei, ich reise ab.« Tero nahm die Kassette vom Tisch und steckte sie in den Umschlag. »Wie gesagt, es dauert nur einen Moment.«
    Tero dachte daran, wie verzweifelt Toomas den Inhalt des Schließfachs in seinen Besitz bekommen wollte. Und hatte er nicht gesagt, dass auch andere ebenso verzweifelt dahinterher waren? Und warum hatte Toomas ihn beschworen, den Besuch in der Bank sogar vor Roni zu verheimlichen? Tero ging zur Tür. Leise schob er die Abdeckung des Türspions nach oben und versuchte auf den Gang zu spähen, sah aber bloß Dunkelheit. Nein, nicht ganz, denn am Rand der Linse waren Bewegung und ein Lichtschimmer zu erkennen.
    Jemand hielt den Finger auf den Türspion.
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    Der Mann, der ins Zimmer wollte, gehörte nicht zum Hotelpersonal. Im Nu erkannte Tero, welche Ausmaße seine Probleme angenommen hatten. Wieder klopfte es scharf an der Tür. »Bitte machen Sie auf.«
    Toomas' Warnungen hallten in Teros Kopf wider. Der Inhalt des Schließfachs war für dessen Eigentümer eine Frage von Leben und

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