Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog
da?«, fragte Kimmo ungläubig.
Toomas sammelte noch einmal alle Kräfte.
»Und wegen der Estonia wurde auch Julia umgebracht«, sagte Toomas, ohne Sirje oder Kimmo dabei in die Augen schauen zu können.
34
Tero sah Roni sofort an, dass es Probleme gab. Stumm verließen sie die Ankunftshalle des Flughafens Helsinki-Vantaa und gingen auf den Kurzzeitparkplatz zu, wo Roni den Wagen stehen hatte. Es blies ein nasskalter Wind.
Erst als sie am Taxistand vorbei waren und niemand mehr in der Nähe war, fragte Roni: »Wo bist du gewesen? Was hast du mit deinen Händen gemacht?«
»Das erkläre ich dir später.« Tero blickte kurz auf seine Hände. Die Pflaster waren voll getrockneter Blutflecken. »Aber warum bist du so aufgeregt?« »Sie wollen mich noch einmal verhören. Irgendetwas ist passiert.« Ronis Stimme klang monoton und kalt. Was er sagte, löste in Tero ohnmächtige Verzweiflung aus, wie ein Roboter ging er neben Roni her, unfähig, etwas zu sagen.
Roni öffnete per Knopfdruck die Zentralverriegelung, und Tero setzte sich in den Wagen.
»Bald werden sie dich auch anrufen«, sagte Roni, als er den Motor anließ. Prompt klingelte Teros Handy.
Tero tastete danach, zog es aus der Tasche und stellte sich darauf ein, die trockene Amtsstimme eines Polizeibeamten zu hören.
»Vielen Dank auch«, sagte Valtteri bitter. Teros Herz fing an zu hämmern. »Danke wofür?«, sagte er verwirrt. »Valtteri, wo bist du?« »Der Reifenwechsel sollte wohl besonders clever sein«, fuhr Valtteri höhnisch fort. »Aber ich habe Zeugen. Die haben der Polizei erzählt, dass ich mir kein Auto geliehen habe. Ich war nicht mal fahrtüchtig.« Tero sagte nichts. Er fand einfach keine passenden Worte.
»Du hast versucht, alles so zu inszenieren, dass ich als der Schuldige dastehe. Weißt du, was ich von so einer Aktion halte? Oder die Polizei? Die interessiert sich nun ziemlich für dich. Und für Roni.«
»Es ist nicht so, wie es scheint. Ich habe immer alles für dich getan ...« »Für mich getan!« Valtteri wurde laut. »Du hast versucht, mich als den Schuldigen hinzustellen! Dafür hätte ich jahrelang in den Knast kommen können ...«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst ... Komm zu uns, dann reden wir.« »Du wolltest Roni retten, indem du mich opferst.« »Bist du verrückt geworden?«
»Schade nur, dass es nicht geklappt hat. Ich habe der Polizei etliches über Roni und Julia erzählt. Unter anderem über ihre Hormongeschäfte.« »Was zum Teufel...«
»In meinen Kreisen hört man so manches. Ich habe versucht, Julia und Roni zu warnen. Hätte ich darüber vielleicht nicht mit der Polizei reden dürfen?« »Was hast du getan?«, fragte Tero mit einer Stimme, in der sich Zorn und Wehklage mischten.
»Das Gleiche wie du. Ich zahle dir nur mit gleicher Münze zurück. Ach ja, dieses Telefongespräch wird übrigens von der Polizei aufgenommen.« »Was?«
Es raschelte in der Leitung, dann hörte man die Stimme eines anderen Mannes. »Hier ist Kriminalhauptmeister Rahnasto. Ich möchte Sie bitten, zu uns nach Pasila zu kommen. Dann unterhalten wir uns ein bisschen ausführlicher.«
Tero starrte vor sich hin.
»Haben Sie gehört? Kommen Sie unverzüglich hierher. Oder ich schicke eine Streife ...« Tero legte auf.
Toomas sah, wie Sirje und Kimmo einander bestürzt anblickten. Kimmo schüttelte unmerklich den Kopf und sagte, an Toomas gerichtet: »Du musst dich jetzt ausruhen, wir reden morgen weiter ...«
»Ich bin bei vollem Verstand.«
»Ach ja?«, fragte Kimmo mit erhobener Stimme und gab Sirje das Foto zurück. »Was meinst du dann damit? Dass Julias Tod mit dem Untergang der Estonia zu tun hat? Hat der Unfall deinen Kopf dermaßen durcheinandergebracht?«
»Sirje, hör mir zu«, bat Toomas, ohne auf Kimmo zu achten.
»Du hattest früher schon alle möglichen Verschwörungstheorien im Kopf«, sagte Sirje vorsichtig. »Du konntest den Tod von Mutter und Vater einfach nicht akzeptieren. Aber du kannst nicht so sehr durcheinander sein, dass du nun Julias Tod damit in Verbindung bringst...«
»Sei still und hör mir zu!« Toomas' Stimme brachte Sirje wie ein Peitschenhieb zum Schweigen. »Wollt ihr wissen, was mit Julia passiert ist, oder nicht?«, fragte er etwas ruhiger.
»Dann schieß schon los und spann uns nicht auf die Folter«, fuhr ihn Kimmo an.
Toomas versuchte sich zu beruhigen. Die Medikamente halfen gegen die Schmerzen des Körpers, aber nicht gegen die der Seele.
»Weiß er Bescheid?«, fragte er
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