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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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»Aber noch befremdlicher ist, dass die Taucher auf Deck 6 einen bestimmten Aktenkoffer suchten. Er wurde auch gefunden, und der betreffende Taucher buchstabierte den Namen darauf Buchstabe für Buchstabe ... All das kann in den Originalquellen nachgelesen und -gehört werden. Der Schwede, der den Tauchgang leitete, gibt zu, dass dem Koffer besondere Beachtung geschenkt wurde, liefert dafür aber keine Erklärung. Ist das transparente Nachforschung? Oder warum hat man nicht wenigstens versucht, die Identität der Toten auf der Kommandobrücke anhand der Uniformen zu klären, obwohl es eine der Grundvoraussetzungen jeder Ursachenforschung bei Schiffsunglücken ist, herauszufinden, was auf der Brücke passiert ist und wer sich dort aufgehalten hat?«
    Tero schüttelte ungläubig den Kopf, aber Toomas redete beharrlich weiter: »Ein finnisches Mitglied der Untersuchungskommission interessierte sich trotzdem so sehr für die Kommandobrücke, dass es sie ohne Wissen der Schweden mithilfe eines Tauchroboters untersuchen lassen wollte, und zwar im Zusammenhang mit der Ölentleerung des Wracks, die von der finnischen Umweltzentrale organisiert wurde. Außerdem sollte die Strahlung auf dem Autodeck gemessen werden. Doch technische Gründe verhinderten beide Vorhaben.«
    Tero hob die Hand mit der Kassette in die Höhe. »Und das hier? Das Datum auf dem Tauchvideo ist der 1. Oktober ...«
    »Einige Taucher sind heimlich beim Wrack gewesen, vor dem offiziellen Tauchgang. Die Kassette hat höchstwahrscheinlich etwas damit zu tun.« Nun mischte sich erstmals Roni ins Gespräch ein. »Wenn sie heimlich am Wrack waren - wieso weißt du dann davon?«
    »Die Finnen filmten das Wrack vier Tage nach dem Untergang mit einer Roboterkamera. Später erkannte man durch die Aufnahmen, dass die Geländer an der Bugrampe abgeschweißt und bestimmte Stahltrossen von der Rampe gelöst worden waren. Da sie in Tallinn befestigt worden waren und man während der Fahrt nicht an sie herankommt, mussten Taucher sie nach dem Untergang losgemacht haben. Andere Möglichkeiten gab es nicht. Aber diese Beobachtung hat weder die Untersuchungskommission noch irgendeine Behörde interessiert. Sie hüteten die >Totenruhe<, aber es interessierte sie kein bisschen, dass jemand im Wrack gewesen war ... Natürlich nicht, weil sie selbst dort gewesen waren. Erst später forderten der schwedische Parlamentsabgeordnete Lars Ängström und der estnische Staatsanwalt Margus Kurm weitere Informationen zu dem geheimen Tauchgang ein. Es kann gut sein, dass diese Kassette Bilder vom Losschneiden der Geländer und Trossen enthält.«
    Tero hörte aufmerksam zu. Falls Toomas' Behauptungen zutrafen, handelte es sich bei dem Videoband wirklich um hochbrisantes Material.
    »Warum hätten die Taucher solche Arbeiten an dem Wrack vornehmen sollen?«
    »Um die Rampe öffnen zu können. Um auf das Autodeck zu gelangen.« »Welche Instanz hätte die geheimen Tauchgänge veranlassen sollen?« »Die schwedische Armee. Der Abgeordnete Ängström hat eine Liste mit den Namen der Taucher zusammengestellt. Er hofft, dass ihre Schweigepflicht aufgehoben wird, aber bislang ist seinen Bitten nicht stattgegeben worden. Die Politik und die außenpolitischen Beziehungen wiegen schwerer als die gründliche Untersuchung einer Katastrophe, die achthundertfünfzig Menschenleben gekostet hat.«
    Roni stieß Tero in die Seite und murmelte nervös: »Sollten wir nicht langsam mal auf den Punkt kommen?«
    Toomas sah Roni zornig an. »Wir sind die ganze Zeit auf dem Punkt, du hast das nur noch nicht kapiert. Ich muss mir die Kassette hier irgendwo ansehen.« »Nein, wir schauen sie uns zuerst an. Du kommst schon noch dazu«, sagte Tero. Er zog den Briefumschlag hervor und reichte Toomas die Fotokopie. »Und das hier? Eine Firma namens Zentech hat Millionen an einen Mann namens Anders Helström gezahlt. Was ist das?«
    »Ich nehme an, dass es dabei auch um die geheimen Transporte der Schweden aus Russland geht. Militärelektronik und dergleichen. Ein Teil für den Transport in den Westen, ein Teil für den eigenen Gebrauch. Die Materialbeschaffung der schwedischen Streitkräfte orderte bei privaten Unternehmen Komponenten von russischen Düsenjägern, speziell Radartechnik. Diese kleinen Unternehmen besorgten die Teile über Beziehungen, Bestechung und Diebstahl. Mein Chef, Anatoli Rybkin, ist bei der Beschaffung und Vermittlung von Anfang an dabei gewesen. Er ist ehemaliger Major der Roten Armee und

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