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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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trat ein. Toomas sah schlecht aus, wie er da im Bett lag, aber seine Stimme klang kräftig. »Tero, du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich auf dich gewartet habe.« Er versuchte, eine Hand zu heben.
    Bevor Tero etwas sagen konnte, sprach Toomas mit Blick auf die Plastiktüte weiter: »Hast du die Kassette? Hast du sie dir schon ganz angeschaut?« »Nein. Wir kommen direkt vom Flughafen.«
    Roni rückte zwei Stühle für sich und seinen Vater neben das Bett, und sie setzten sich.
    »Zeig mir den Bankbeleg«, bat Toomas.
    »Alles zu seiner Zeit. Jetzt erzählst du uns zuerst, womit wir es hier eigentlich zu tun haben.«
    »Wenn du den Anfang der Kassette gesehen hast, weißt du ja schon, dass es um den Untergang der Estonia geht. Und um das, was danach passiert ist«, sagte Toomas.
    »Willst du behaupten, dass die Estonia gar nicht deshalb untergegangen ist, weil sich das Bugvisier löste?«
    »Du solltest genauer zuhören ... Ich habe gesagt, es geht um das, was nach dem Untergang der Estonia passiert ist. Der damalige schwedische Ministerpräsident Carl Bildt weiß nicht mehr, woher er von dem Sinken des Schiffes erfahren hat. Auch seine zwei engsten Mitarbeiter wissen das nicht mehr. In Wahrheit erinnert sich Bildt natürlich daran, aber er will es nicht zugeben. Warum nicht?«
    Tero sah ein fanatisches Flackern in Toomas' Augen.
    »Vielleicht, weil die Information vom Militärgeheimdienst MUST kam?«, fuhr Toomas leise fort. »Und warum wusste der MUST so gut über die Estonia Bescheid? Weil er mit dem Schiff russische Militärtechnologie in den Westen schmuggeln ließ. Man wusste, dass die Russen die Geheimtransporte in keinster Weise guthießen, darum bekamen die Schweden einen gehörigen Schreck, als das Schiff unterging. Man dachte natürlich, dass mehr als ein Unglück dahinterstecken könnte ...«
    Toomas unterbrach sich und holte Atem. Der Kontrast zwischen seinem blassen Gesicht und der Leidenschaft seiner Worte veranlasste Tero dazu, den Blick über die Etiketten der Infusionsbeutel schweifen zu lassen. Bekam er Morphium oder etwas Vergleichbares gegen die Schmerzen? Wie ernst sollte man seine Aussagen nehmen?
    »Und selbst wenn nichts Dubioses hinter dem Untergang gesteckt hätte, mussten die Geheimtransporte vertuscht werden. Niemand durfte wissen, dass die schwedische Armee eine normale Personenfähre für Transporte der brisantesten Kategorie benutzte ... Tausend Zivilisten dienten den Schweden als Schutzschild gegen die Russen, die die Transporte gerne verhindert hätten. Versteht ihr?«
    Tero nickte und warf einen Blick auf Roni, der Toomas mit ungläubiger Miene zuhörte.
    »Also beschlossen die Schweden sofort, die Aufmerksamkeit der Leute auf das Bugvisier und >die technischen Gründe< zu lenken, obwohl es in diesem Stadium noch nicht den geringsten Hinweis in diese Richtung gab ... Das Schiff lag seit vierzehn Stunden auf dem Meeresboden, da wusste der Ministerpräsident schon den Grund für das Unglück zu berichten, und zwar bevor es irgendeine Art von Untersuchung gegeben hatte: technische Mängel am Bugvisier und an der Rampe.«
    Toomas änderte seine Position ein wenig, so gut das im Liegen ging. »Seitdem ist die Visiertheorie die einzig gültige offizielle Wahrheit. Sie passt allen Beteiligten ins Konzept... den Behörden in Schweden und Estland, die für die Seetauglichkeit des Schiffes verantwortlich waren, der Reederei, den Angehörigen der Besatzung. Am besten aber passt ein technischer Grund< der Regierung und der Armee Schwedens ins Konzept.«
    »Hat die Untersuchungskommission also deiner Meinung nach ein Gefälligkeitsgutachten abgegeben?«
    »Die Kommission arbeitete mit den Informationen, die ihr von den Schweden zur Verfügung gestellt wurden«, seufzte Toomas. »Dabei hat die Kommission nicht die Untersuchungsmethoden befolgt, die von der internationalen Seefahrtsorganisation vorgeschrieben werden. Und die Zusammensetzung der Kommission entsprach nicht annähernd den Anforderungen neutraler Nachforschungen ... So war der Vorsitzende der Kommission etwa zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Anteilseigner der Estonia. Von den anderen Mitgliedern ganz zu schweigen. Es ist kein Wunder, dass sich die Kommission in ihrem Abschlussbericht einzig und allein darauf konzentrierte, eine Theorie als die richtige zu beweisen. Alle Fakten, die die Visiertheorie stützen, wurden aufgenommen, alle Fakten, die dagegen sprachen, unberücksichtigt gelassen ... Das einzig sichere Mittel,

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