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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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umklammerte die Plastiktüte. Vielleicht hatte eine Krankenschwester oder jemand anders vom Personal wieder kehrtgemacht, als sich zeigte, dass Toomas Besuch hatte.
    »Könnte diese Videokassette etwas enthalten, was es sonst nirgendwo gibt?«, wollte Tero von Toomas wissen.
    »Mit den Kassetten ist es ein einziges großes Chaos. Ein Beamter der schwedischen Seefahrtsbehörde hat zugegeben, dass Videomaterial manipuliert worden ist. Als Grund nannte er, die Leichen sollten nicht gezeigt werden. Mit anderen Worten: Man vergriff sich an zentralem Beweismaterial für die Untersuchung einer Großkatastrophe, und niemand hat es verhindert. Die finnischen Mitglieder der Kommission verstanden anscheinend nicht einmal, dass es sich um Originalaufnahmen handelte. Und als das schwedische Zentrale Kriminallabor im Juni 2006 endlich die Kassetten zur Untersuchung anforderte, bedauerte ein Beamter, dass nicht alle Kassetten aufgefunden werden konnten. Ein Teil war >auf mysteriöse Art verschwundene Doch diese Kassette aus Lausanne gehört keineswegs zum offiziellen Material. Dem Datum nach wurde sie bei einem geheimen Tauchgang aufgenommen.«
    Tero hatte den finnischen Behörden vertraut, aber die Fakten, die Toomas vortrug, ließen ihn nun zweifeln: Wenn mehr als achthundertfünfzig Menschen mit einem Schiff auf den Meeresboden sinken, veranlasst man dann eine öffentliche Untersuchung und taucht so oft zum Wrack hinunter, wie es nötig ist - oder schafft man ein Schutzschild der >Totenruhe<, hinter dem alle unangenehmen Fragen verborgen werden können?
    Tero schaute Toomas an. »Was hat deiner Meinung nach denn die Estonia zum Sinken gebracht?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht bestand ein Teilgrund tatsächlich im Versagen des Visiers. Aber wodurch dieses ursprünglich verursacht wurde ... Eine gewisse Richtung könnten die Aussagen der Geretteten vorgeben. Die hatten nämlich alle einen gemeinsamen Nenner: ein unnatürlich lautes, metallisch krachendes Geräusch, abrupter Stillstand, der die Menschen zu Boden schleuderte, schabende Geräusche und starkes Abkippen des Schiffes zur Seite. Wodurch kann so etwas ausgelöst werden?«
    Tero wartete Toomas' eigene Antwort ab.
    »Durch eine Explosion. Oder einen Zusammenprall. Dadurch könnte ein Loch im Rumpf entstanden sein, und das würde die Art und Weise erklären, in der das Schiff unterging. Die Kommission erwähnte kein Loch im Rumpf, obwohl die Vertreter der schwedischen Seefahrtsbehörde die Existenz eines solchen zugaben.« »Wer sollte denn eine Personenfähre in die Luft sprengen? Ich glaube kein bisschen an solche Thesen.«
    »Die Explosionen können auch nach dem Sinken ausgelöst worden sein, beim Versuch, die Rampe zum Autodeck zu öffnen, zum Beispiel. An einer Seite des Rumpfes ist auf der Höhe der Seitenverriegelung von Bugvisier und Rampe ein Loch. Auf der anderen Seite ist der Rumpf an der entsprechenden Stelle unbeschädigt, aber auf dem Bild des Tauchroboters sieht man dort einen orangefarbenen, kastenförmigen Gegenstand, bei dem es sich laut unabhängiger Sprengstoffexperten um einen Sprengsatz handelt. Die Mitglieder der Kommission halten das Ding für den Bestandteil einer zerbrochenen Holzpalette, der wegen eines Farbfehlers der Videokamera orange aussieht.«
    Tero wurde allmählich ungeduldig, aber Toomas sprach immer weiter: »An Metallproben des Wracks wurden in drei verschiedenen Labors unwiderlegbar Spuren von Explosionen nachgewiesen. Im vierten Labor wurde eine Untersuchung mit anderen Methoden durchgeführt und nicht an Originalproben -mit negativem Ergebnis. Und auf diese Abweichung beruft sich die Kommission. Aber um die Glaubwürdigkeit der Kommission war es bereits geschehen, als man versuchte, die Unterwasserexplosionen mit chemischen Methoden zu analysieren. Wusste man nicht, dass eine solche Analysemethode kein zuverlässiges Resultat bei einem Objekt bringt, das wochenlang im Wasser gelegen hat? Das war bereits bei den Pan-Am-Ermittlungen deutlich geworden. Man muss die Struktur des Metalls untersuchen.«
    »Ich weiß von diesen Dingen zu wenig«, meinte Tero, »aber ich sagte ja schon, dass ich mehr Vertrauen in die finnischen Mitglieder der Kommission habe als in ausländische Labors. Und ein Aufprall klingt noch merkwürdiger als eine Explosion. Wogegen soll das Schiff denn geprallt sein?«
    »Zum Beispiel gegen ein U-Boot. Das würde vieles erklären: die Beobachtungen der Geretteten, die geheimen Tauchgänge gleich nach dem

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