Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
eine leer aus Amsterdam gekommene, auf den Bermuda-Inseln registrierte Boeing 727. Der schwedischen Luftfahrtbehörde zufolge flog die Maschine am Abend nach dem Unglück mit vier nicht registrierten Passagieren an Bord nach Amsterdam zurück.
    Zwei Stunden später landete auf dem Flughafen Arlanda eine zweistrahlige amerikanische Gulfstream 4, die am nächsten Morgen mit fünf nicht registrierten Passagieren nach Bangor in den USA flog. Die Leasingfirma, der das Flugzeug gehörte, weigerte sich später mitzuteilen, wer zum damaligen Zeitpunkt ihre Maschine benutzt hatte. Laut Flughafen Arlanda wurden sämtliche Kosten, die durch die Landung der Maschine in Stockholm entstanden waren, der Botschaft der Vereinigten Staaten in der schwedischen Hauptstadt in Rechnung gestellt. Später, im Jahr 2001, setzten die USA ebenfalls ein Gulfstream-Flug-zeug ein, als sie zwei unter Terrorismusverdacht stehende Ägypter aus Stockholm entführten.
    Toomas hatte die Angaben selbst bei der schwedischen Luftfahrtbehörde überprüft: Sie waren korrekt. War sein Vater aus Schweden ausgeflogen worden? Was hatte man mit ihm gemacht?
    Falls sein Vater in die geheimen Transporte verwickelt gewesen war - ob sie nun mit dem Untergang des Schiffes zu tun hatten oder nicht - dann hatte man verhindern wollen, dass er etwas ausplauderte. Und falls sein Vater selbst herausgefunden haben sollte, dass die geheimen Transporte tatsächlich mit dem Schiffsunglück zu tun hatten, war es verständlich, dass er sich nicht mit der Polizei auseinandersetzen wollte.
41
    Tero saß in dem kleinen Saab, den sie am Flughafen Arlanda gemietet hatten, auf dem Beifahrersitz. Roni fuhr. Allmählich dämmerte der Abend am halb bewölkten Himmel über der kleinbürgerlichen Wohngegend im Südosten von Stockholm.
    Die Polizei hatte von Helsinki aus angerufen, aber sie hatten nicht reagiert. Tero hielt die Unterlagen auf dem Schoß, die er nach den telefonischen Anweisungen von Toomas auf dem Flughafen Arlanda ausgedruckt hatte. Mithilfe dieser Papiere versuchte er, wenigstens irgendeine Vorstellung von seinem Kontrahenten zu entwickeln. Wenn Toomas' Behauptungen zutrafen, bestand die Gegenseite wenigstens zum Teil aus dem geheimen Nachrichtenund Sicherheitsdienst der schwedischen Armee namens Militära Unterrättelse-och Säkerhetstjänsten, kurz MUST, insbesondere vertreten durch eine supergeheime, direkt dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte unterstellte Abteilung namens KSI, was so viel bedeutete wie Kontoret för särskild inhämtning, also Büro für Sonderermittlungen.
    Über die Tätigkeit des KSI war praktisch nur bekannt, dass es die Agenten für die anspruchsvollsten Aufgaben stellte, die James Bonds des wirklichen Lebens. Die Vorstellung, dass Profis in Spionage und Gewaltanwendung hinter den Kulissen des Wohlfahrtsstaats agierten, war beunruhigend. Andererseits gehörte Schweden, das sich in der Weltöffentlichkeit gern als Herold der Freundschaft und der Solidarität oder gar als Friedenstaube gerierte, zu den größten Herstellern von hochentwickelten, tödlichen Waffensystemen. 145
    »Die nächste Straße muss es sein«, sagte Roni und verringerte das Tempo. Tero nickte gedankenverloren und blätterte weiter in den Unterlagen. Toomas' Behauptungen hatten abenteuerlich geklungen, aber den Papieren zufolge trafen sie zu, zumindest in Bezug auf die Supermächte. Auch Interessen der Vereinigten Staaten waren bei der Estonia mit im Spiel. Bei der NSA, der größten nachrichtendienstlichen Organisation der USA, gab es drei Dokumente - sieben Seiten -, die mit dem Untergang des Schiffes zu tun hatten. Sie waren als geheim eingestuft, denn ihre Veröffentlichung konnte der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten ernsthaften Schaden zufügen. Auch Toomas' Informationen über die von der FMV, der Beschaffungsbehörde der schwedischen Armee, initiierten Geheimtransporte trafen zu. So wurde eine Firma namens Exico AB damit beauftragt, das Radarsystem eines russischen Kampfflugzeugs zu besorgen. Beschafft wurden die Komponenten durch Diebstahl und mithilfe von Zahlungen großer Schmiergeldsummen an russische Kontaktleute.
    Tero fuhr aus seinen Gedanken hoch, als Roni in eine stille Straße einbog, die von Einfamilienhäusern mit grünen Vorgärten gesäumt wurde. »Skördevägen heißt die Straße«, sagte Roni. »Hier ist es.«
    Teros nervöser Blick glitt über die gut gepflegten, großzügig bemessenen Grundstücke, auf denen Volvo-Geländewagen und

Weitere Kostenlose Bücher