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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Supercomputer angeschafft, der in Sachen Leistungsstärke Platz fünf auf der Welt einnahm. Damit konnten zum Beispiel verschlüsselte E-Mails geknackt werden.
    Nachdem er das Fax verschickt hatte, ging Anatoli in Toomas' Büro, um dort die Arbeiten zu erledigen, die nach dem Unfall liegen geblieben waren. Wo sich Toomas aufhielt, hatte Anatoli aus Zeitgründen noch nicht herausfinden können, aber das hatte nun unverzüglich zu geschehen.
    Er beantwortete Mails der dänischen und niederländischen Spediteure und nahm einige Bestellungen vor. Die EU-Länder predigten ständig Menschenrechte, Stabilität und Entwicklung und exportierten gleichzeitig für Milliarden Euro Waffen in Entwicklungsländer. Die Rüstungsindustrie stand unter der besonderen Obhut der Staatsregierungen, aber die Bürger wurden mit frommen Sprüchen abgespeist. Auf die Spitze trieb es Schweden mit seinen wichtigsten Exportgütern: Frieden, Abrüstung - und Waffen. Die blühende Rüstungsindustrie des pazifistischen Landes lebte vom Export, die strengen Ausfuhrgesetze waren nichts als Kulisse.
    Anatoli hatte nie verstanden, wieso ein winziger Staat von gerade mal neun Millionen Einwohnern solche Unmengen an hochwertigen Waffen und Waffensystemen produzierte. Das Kampf-U-Boot der Gotland-Klasse, das in der Kockums-Werft in Malmö gebaut wurde, war das weltweit erste und einzige U-Boot, das mit einem Stirling-AIP-System ausgerüstet war. Es wurde sogar von den Vereinigten Staaten für Manöver im Stillen Ozean angemietet. Die Herstellung eines Kampfflugzeugs der vierten Generation war auch für die Großmächte eine Kraffanstrengung, und nur in einem Land ohne ständigen Sitz im UNSicherheitsrat gab es den Willen und die Kompetenz, ein solches Flugzeug zu produzieren: in Schweden.
    In dem Land wurden darüber hinaus riesige Mengen traditioneller Waffen und Sprengkörper produziert. Zu den erfolgreichsten Produkten der jüngsten Zeit zählten die von Saab hergestellten ADM-401-Granaten, die von den USA im Irak verwendet wurden. Die mit einer Bazooka abgefeuerten Granaten schickten tausendeinhundert kleine spitze Nadeln auf die Reise, die für »weiche Ziele« - also für Menschen - bestimmt waren.
    Seine Beziehungen zu den Insiderkreisen der schwedischen Rüstungsindustrie hatte Anatoli zu Beginn der Neunzigerjahre geknüpft. Im Lauf der Zeit hatte er gemerkt, wie sehr die Schweden bei unterschiedlichen Operationen auf fremde Hilfe angewiesen waren - ob es nun um die Beschaffung von Spionagematerial ging oder um die Lancierung von Bestechungsgeldern. Auch der konventionelle Waffenhandel lief für Anatoli inzwischen besser als je zuvor, trotzdem hätte er sich gerne zur Ruhe gesetzt. Und die Chance, sich seinen Ruhestand nun endgültig finanziell zu sichern, boten ihm - wieder einmal -die Schweden.
    Im trüben Wasser glitt der Lichtkegel über den Schiffsrumpf. Ab und zu verdeckten Luftblasen die Sicht in der lautlosen Unterwasserlandschaft. Regungslos verfolgten Tero und Roni den Weg des Lichtkegels auf dem Bildschirm, nicht das geringste Detail wollten sie übersehen. Sie hatten sich einen VHS-Recorder gekauft und ihn an den Hotelfernseher angeschlossen. »Sind das Taucher der schwedischen Armee?«, fragte Roni.
    Tero nickte langsam, ohne den Blick vom Bildschirm zu lösen. »Falls Toomas recht hat. Dem Datum nach sind das jedenfalls die ersten Taucher am Unglücksort. Die offizielle Wahrheit lautet, dass diese Tauchgänge nie stattgefunden haben.«
    Das Bild wurde dunkel, aber dann erschienen mehrere Taucher, die etwas mithilfe großer Werkzeuge aufzustemmen schienen. Im Hintergrund leuchtete hell die Flamme eines Unterwasserschweißgeräts.
    »Was tun die da?«
    Tero sah den Tauchern noch eine Weile zu, bevor er antwortete. »Ich weiß es nicht. Ein Fachmann würde es wissen. Vielleicht versuchen sie, die Rampe zu öffnen, um etwas aus dem Autodeck herauszubekommen.«
    Es war eine unglaubliche Vorstellung, dass sich gleich nach dem Unglück mehrere Taucher zielstrebig an dem Wrack zu schaffen gemacht hatten. Eine Zeit lang sah man sie noch arbeiten, dann schwenkte die Kamera. Die Beleuchtung war schwächer, man konnte kaum die dunkle Metallfläche mit den Schrammen und Abrieben erkennen. Die Kamera in den Händen des Tauchers fuhr über die Fläche, bis sie an einem verbogenen Metallteil anhielt. Dann wurde das Bild schwarz.
    Roni rutschte unruhig hin und her und sah zu seinem Vater hinüber. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Keine Ahnung«, sagte

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