Ren Dhark - Sternendschungel Galaxis 08
allein genüge bereits, sie zur Explosion zu bringen. Eine Weile starrte sie wortlos darauf. Dann: »Kann man sie entschärfen?«
»Wie Sie sehen, Präsidentin, sind wir dabei. Aber bis jetzt haben wir noch keinen Weg gefunden, die Aktivierung zu stoppen«, bedauerte Dhark und bewunderte insgeheim die abgeklärte Ruhe, die die Herrscherin von Bullshed verbreitete. Dann sagte er sich, daß Gelassenheit das probateste Mittel war, mit der Situation umzugehen. Egal wie bald oder wie spät die Bombe detonieren würde, niemand konnte sicher sein, rechtzeitig aus ihrem Einflußbereich fliehen zu können.
Niemand außer ihnen, berichtigte sich der Commander. Sie würden im Schutze des Intervallums ihrer Flash sogar die Detonation der Atombombe hier drin überleben.
»Was können wir tun?« fragte Ay jetzt.
»Glauben Sie an ein übergeordnetes Wesen?« stellte Dhark die Gegenfrage.
»Sie meinen eine spirituelle Ordnung des Universums, verursacht von einer allgegenwärtigen Entität?«
»Ich meine Ihren Gott, ja.«
»Ich glaube an ihn«, stellte die Herrscherin fest, um dann einzuschränken: »Manchmal, wenn es die Umstände geraten erscheinen lassen. Ist dies ein solcher Moment?«
Dhark nickte. »Beten Sie zu ihm, und bitten Sie ihn, er möge auch uns beistehen. Und überlassen Sie uns Ae; sie könnte uns bei der Entzifferung der Symbole helfen. Wir können uns zwar über den Translator verständigen, deswegen kennen wir aber noch lange nicht Ihre Schrift oder Ihre Zahlensymbolik.«
»Natürlich, Kommandant Dhark. Ich …«
Ein lauter Ruf unterbrach sie.
»Herrscherin! Sie sollten sich das ansehen!«
Einige Leibwächterinnen hatten damit begonnen, die noch immer betäubten Attentäter zu untersuchen. Die Offizierin, die den Vorgang beaufsichtige, hatte die Präsidentin alarmiert.
Ay setzte sich Bewegung.
Ob sie ahnt, was sie erwartet? dachte Dhark und spürte für einen kurzen Augenblick Bedauern für die Präsidentin. Doch das Gefühl verflüchtigte sich schnell; er hatte ganz andere Probleme, als an möglicherweise verletzten Gefühlen Anteil zu nehmen.
Ay sah nur kurz auf die Betäubten herab und wechselte ein paar Worte mit den Leibwächterinnen, die Dharks Translator wegen der Entfernung nicht aufzufangen vermochte.
Dann machte sie abrupt kehrt und kam wieder zurück.
Sie versuchte zwar, ihren Zorn über den Verrat ihres engsten männlichen Vertrauten zu verbergen. Aber Dhark ließ sich nicht täuschen. Die Anzeichen waren nicht zu übersehen. Die verengten Augen, der strenge Zug um ihren Mund, die gespannten Muskeln in Wangen und Hals – Ay war über alle Maßen verärgert. Kein Zweifel. Sie war wütend. Wütend und entsetzt.
Dhark konnte sie verstehen.
Es mußte ein Schock für sie gewesen, zu sehen, daß ihr engster Freund in diesen Anschlag verwickelt, wenn nicht sogar sein Drahtzieher war.
»Alles in Ordnung, Frau Präsidentin?«
»Nein. Nichts ist in Ordnung«, beantwortete Ay Amy Stewarts Frage. »Oder fänden Sie es in Ordnung, wenn Sie erkennen müßten, daß sieben hohe Beamtinnen aus Ihrem engeren Umfeld und Ihr allerengster Freund, die Sie alle seit langem kennen und denen Sie völlig vertrauten, sich als Attentäter entpuppen?«
»Nein. Ich würde ausrasten.«
»Jetzt wissen Sie, wie ich mich fühle«, erklärte sie mißvergnügt. Sie schwieg eine Sekunde, dann wandte sie sich so abrupt ab, daß ihre Robe aus steifem, mit Gold plattierten Stoff einen regelrechten Windstoß erzeugte. Es schien Eiseskälte zu herrschen.
»Sorgen Sie dafür«, sagte sie beim Davonrauschen über die Schulter hinweg zu Ae, und ihre Stimme klang spröde wie Eis, »daß die Verräter in den Kerker geworfen werden. Kein Pardon. Keine Bequemlichkeiten. Wer Widerstand leistet, wird auf der Stelle exekutiert. Verstanden?«
»Befehl verstanden, Präsidentin«, sagte Ae völlig ruhig.
Als Ay gegangen war, verschwand auch die Kälte.
Ren wandte sich an Wonzeff.
»Fortschritte, Pjetr?« erkundigte er sich.
»Keine signifikanten, Sir«, ließ ihn der Ukrainer wissen. »Ich habe nur herausgefunden, daß wir nicht innerhalb der nächsten halben Stunde in die Luft fliegen werden. Vermutlich dauert es sogar länger, bis etwas geschieht.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Diese farbigen Balken werden synchron kontinuierlich kleiner. Wenn wir davon ausgehen, daß sie den Fortschrittsgrad der Aktivierungssequenz symbolisieren, müßte die Bombe detonieren, wenn die Balken auf null geschrumpft sind. Ich habe von meinem
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