Ren Dhark Sternendschungel Galaxis Band 1: Der goldene Planet
auf der Point of zu bleiben, trug er ihr gegenüber eine größere
Verantwortung als je zuvor.
Nachdem
seine erste Verärgerung verraucht war, weihte er Riker in seine Unterredung mit
Trawisheim ein, doch auch sein Freund fand keinen Ausweg aus der verkorksten
Situation. Rings um das Schiff waren die Feierlichkeiten inzwischen
abgeschlossen. Die Menge hatte sich verlaufen, und alles, was Rang und Namen
hatte, war verschwunden. Der neue Commander hatte sich nicht mehr gemeldet.
»Wahrscheinlich
ist sich der gute Henner seiner Sache sicher, daß du ihn reumütig wieder
anrufst«, vermutete Riker. Ein eingehender Funkspruch ließ ihn aufhorchen.
»Oder will er doch nicht mehr so lange warten, sondern ist so von sich
überzeugt, daß er dir die Pistole auf die Brust setzt?«
Doch
der Anruf kam nicht von Trawisheim, sondern von einem Hispano-Suiza Imperial,
der unmittelbar vor der Point of gelandet war. Das weltweit teuerste Jett-Modell war mit einem Stander und
diplomatischen Kennzeichen versehen. Auf einem Monitor war Terence Wallis zu
sehen, der eben aus dem Inneren seines Nobelschwebers geklettert kam.
»Er
bittet darum, an Bord kommen zu dürfen.«
Dhark
nickte. Heute jagte wirklich eine Überraschung die andere.
*
Wallis
kam nicht allein, sondern war in Begleitung von Alexander Basil Christian David
Edward Fortrose. Der ebenso farblose wie undurchsichtige Siebzigjährige mit den
effektvollen Initialen A.B.C.D.E.F., der als Anwalt die Geschicke von Wallis
Industries betreute, umklammerte einen Aktenkoffer, als hinge sein Leben von
dessen Inhalt ab.
Nach
einer kurzen Begrüßung zeigte der Unternehmer, daß er einmal mehr über die
veränderte Situation informiert war, bevor sie auch nur ansatzweise hatte an
die Öffentlichkeit dringen können.
Riker
gefiel der ständig aktuelle Kenntnisstand des Multimilliardärs nicht besonders.
»Wären Sie kein Mann von Ehre, müßte ich vermuten, daß Ihre Spitzel auch schon
in Trawisheims Vorzimmer sitzen.«
»Das
ist selbstverständlich nicht so, da es illegal wäre«, warf Fortrose mit dünner
Stimme ein. Sein Körper wirkte leblos, nur in seinen wachsam dreinschauenden
Augen blitzte es aufmerksam. »Außerdem spricht man in Mister Wallis’ Kreisen
nicht von Spitzeln, sondern von Informanten.«
»Was
ja wohl auf dasselbe hinausläuft.«
Wallis
lächelte unergründlich. »Ich bin nicht gekommen, um Spitzfindigkeiten auszutauschen,
Mister Riker. Das überlasse ich Trawisheim. Ich brauche übrigens nicht zu
erwähnen, daß ich ziemlich enttäuscht von ihm bin. Das Verhalten, das er Ren
entgegenbringt, hätte ich eher seinem demagogischen Gegenkandidaten Antoine
Dreyfuß von der Fortschrittspartei zugetraut. Sein Gebaren die Point of betreffend hat für mich etwas
von Gutsherrenart.«
»Auch
auf die Gefahr hin, daß Mister Fortrose mich gleich wieder zurechtweisen wird«,
konnte der vormalige Flottenoberbefehlshaber sich einen Einwand nicht
verkneifen, »es ist amüsant, solche Worte aus dem Mund des größten
Großkapitalisten zu hören, den die Menschheit jemals gesehen hat.«
»Ich
fasse das als Kompliment auf, Mister Riker.« Wallis’ Lächeln wurde noch um eine
Spur vergnügter. »Wenn ich nicht dieser Mann wäre, könnte ich auch nicht das
Angebot machen, das ich Ihnen und Ihrer Besatzung nun unterbreite.«
Aha ,
dachte Dhark. Wallis hörte mal wieder das Gras wachsen. Er hatte der Regierung
Dhark mit seinen finanziellen Möglichkeiten bereits ein paarmal geholfen,
natürlich nicht aus purer Menschenfreundlichkeit, sondern weil er sich
langfristig gesehen selbst einen Profit oder einen anderweitigen Vorteil davon
versprach. Allerdings war Wallis dabei niemals unfair gewesen, sondern hatte
tatsächlich stets auch im Interesse der Menschheit gehandelt.
Vielleicht
verstanden sich die beiden Männer deshalb so gut, auch wenn sie zwei völlig
unterschiedlichen Welten entstammten. Hier Dhark, der visionäre Abenteurer,
Weltraumenthusiast und Botschafter der Menschheit, dort Wallis, der gewiefte
Finanzier, Machtmensch und Genießer der schönen Dinge des Lebens.
»Und
wie sieht dieses Angebot aus, Terence?«
»Es
ist wie gesagt an die ganze Besatzung gerichtet. Daher würde ich gern ein paar
Worte…«
»Tun
Sie sich keinen Zwang an«, forderte Riker ihn auf und betätigte eine Taste an
dem Konferenztisch, an dem die vier Männer saßen. »Die Bordsprechverbindung
steht zu Ihrer Verfügung.«
Der
Unternehmer bedankte sich, dann erhob er die Stimme.
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