RENAS VERSPRECHEN (German Edition)
ss er dich nach Bardejov ge bracht hat, wo du sicher bist.“
„Das würdest du für mich tun?“
„ Ich würde alles für dich tun, Rena.“
Hastig bli ckte ich mich um, um noch etwas irg end etwas zu Andrzej zu sagen, aber er war weg. Die Stra ss e war leer.
„ Das nächste M al wirst du uns einander vorstel len.“ Schani nahm meinen Arm.
„J a, das nächste M al möchte ich, da ss ihr einander ken nenlernt“, antwortete ich. Und zum ersten M al empfand ich Z ärt lichkeit für Schani, aus der, das wu ss te ich, eines Tages Liebe werden konnte.
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Das Passahfest kam und ging; endlich war der Winter be siegt, und Frühlingsblüten schmückten die Stra ss en der Stadt. Auf der Suche nach E ss barem, das sie nach Hause schicken konnte, hörte Rena, wie eine der früheren Nachbarinnen sie grü ss te.
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„ Guten Morgen, Rena. Hast du von dem Gerücht gehört, da ss sie alle Juden in Tylicz vierzig Kilometer von der Grenze weg um siedeln wollen?“
„ Nein, davon wei ss ich nichts. Was ist mit meinen Eltern? Wie soll ich ihnen etwas zu essen schicken, wenn sie nicht mehr in Tylicz sind?“
„ Mach dir keine Sorgen, Rena. Es ist nur ein Ge rücht.“
Eine an dere Frau täschelte ihren Arm. „ Du erinners t dich doch an Andrzej Garbera?“
„ Natürlich erinnert sie sich an Andrzej Garbera, du dumme Kuh “ , frozzelte die erste.
„Wir wuchsen zusammen auf.“ Ich versuchte, ganz unbefangen zu tun.
„ Er ist vor ein paar Wochen gestorben.“
Die Worte stürzten auf meinen Kopf. Der Boden un ter mei nen Fü ss en wankte. Wortlos brach ich zu Fü ss en meiner Nach barinnen zusammen.
Über m ir hörte ich einen Mann sagen: „ Hast du denn nicht gewu ss t, da ss sie ineinander verliebt waren, du dumme Gans? Sie haben sich heimlich ge schrieben.“ Durch den Nebel der Bewu ss tlosigkeit wunderte ich mich, wie diese Leute etwas wis sen konnten, was wir so gut verborgen hatten.
Ihre Stimmen schwebten über mir als wären sie meilenweit entfernt. Ich griff nach ihnen, versuchte, zu mir zu kommen, schüttelte den Kopf, bedeckte meine Augen - ich konnte doch nicht mitten auf dem Marktplatz weinen, wo halb Tylicz und Bardejov zusahen. Es gab keinen Ort, wo ich meinen Schmerz zeigen konnte, keinen Ort de r Zuflucht. Von dem Tag an woll te ich nicht mehr in der Slowakei sein. Mir war alles gleich gül tig, ich wollte nur noch in d ie Arme meiner Mutter, zur Stim me meines Vaters.
Ich verabschiedete mich von Schani und nahm zu Tolek Kontakt auf, einem neuen Freund der Familie, der im Unter grund arbeitete. „Bring mich nach Hause“, sagte ich zu ihm. „ Ich ertrage es hier nicht länger. Ich bin es leid, in Sicherheit zu sein.“ Und so nahm Tolek meine Hand und führte mich nach Hause in die Arme meiner Mutter.
Es war keine glückliche, sorglose Heimkehr, ab er es war das, was ich wollte. „Mama! Papa!“ Nie hätte ich gedacht, diese wertvollen Worte wieder auszusprechen. Ich umarmte sie, als wollte ich sie nie mehr loslassen, als könnten ihre Arme meinen Schmerz vertreiben. Arm in Arm gingen wir ins Haus.
„Hast du das von Andrzej gehört?“, flüsterte meine Mutter mir zu.
Ich nickte und kämpfte gegen meine Tränen an. „ Ja, Mama. Ich würde gerne seiner Mutter und seinen Schwestern mein Beileid aussprechen, wenn d u und Papa nichts dagegen habt.“
„ Es ist nur recht, wenn d u ihm damit Ehre erweist, Rena. Ich werde dir einen Laib Challah m itgeben.“
Die Stra ss en waren aufgeweicht vom Regen. Begleitet vom Duft warmen Brotes in meinen Armen, ging ich denselben Pfad, den Andrzej und ich so viele Male ge meinsam entlangge schlendert waren. Als ich am Dorfbrunnen vorbei kam, ver suchte ich sein lachendes Gesicht, seinen sü ss en zärtlichen Ku ss zurückzudrängen. Ich schluckte heftig und zwang mir ein Lächeln auf die Lippen, ehe ich an die Haustür klopfte.
Seine Mutter kam gleich zur Begrü ss ung, als hätte sie an der Türe auf mich gewartet.
„ Setz dich, R ena. Fühle dich wie zu Hause.“ Seine Mutter bedeutete mir, Platz zu nehmen. „ Andrzej wird gleich hier sein. “ Sie rannte ans Fenste r und hielt nach ihm Ausschau. „ Er wird so glücklich sein, dich wiederzusehen. “ Händeringend beobachtete sie die Stra ss e. „ Ich glaube, er mag dich, Rena. Ich wäre nicht überrascht, wenn er dich eines Tages bitten würde, ihn zu heiraten.“
Tränen stürzten über mein Gesicht, als Hania mich in die Küche zog. Hania erklärte mir, da ss es
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