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Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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„Manchmal habe ich das Gefühl, als wäre mein Leben schon vorbei...“ Betreten schaute Frau Kleinschmidt auf die Tischplatte. Sie schien sich zu wünschen, dass das Essen bald kommen möge. Sie wagte nicht aufzuschauen.
    Frau Hoffmann wusste, dass Frau Kleinschmidt ihre Tränen zurückzuhalten versuchte. „Das kann ich gut verstehen...“, sagte Frau Hoffmann nach einer Weile. Ihre Stimme klang belegt.
    Frau Kleinschmidt schaute auf. Ihre Augen schimmerten glasig. „Wissen Sie, Frau Hoffmann...“
    „Nennen Sie mich doch Renate...“, unterbrach sie Frau Hoffmann.
    Frau Kleinschmidt lächelte. „Weißt du, Renate, ich habe mir mein Leben irgendwie anders vorgestellt...“
     
Kapitel 41  
    Nach dem Essen schien alles gleich ein bisschen besser zu sein, auch wenn die Penne den Schmerz natürlich nicht hatten ausmerzen können, so hatten sie es dennoch geschafft, dass sich Frau Hoffmann und Frau Kleinschmidt nun mit einem kleinen Lächeln gegenüber saßen. Sie tranken wortlos einen Kaffee, bezahlten und verließen das Restaurant. Doch dieses Schweigen war nicht bleiern, es war wissend. Es zeugte von tiefem Verständnis.
    Als sich Frau Hoffmann jedoch wenig später an ihren Schreibtisch setzte, flutete sie wieder die Wut. Sie hasste die Tatsache, dass sie noch immer wütend auf ihn war. Nach mehr als sieben Jahren hatte sich nichts daran geändert. Und das war die weitaus erschreckendste Erkenntnis. Nichts hatte sich geändert.
    Um viertel nach fünf klingelte Frau Hoffmanns Telefon. In dem Moment, als sie den Hörer des scheußlichen, grünen Apparats abnahm, klopfte es an der Tür. „Hoffmann...“ Es klopfte ein zweites Mal. „Herr Hofer, könnte ich Sie gleich zurückrufen?“ Herr Hofer war einverstanden, bat sie jedoch in der nächsten viertel Stunde anzurufen. Frau Hoffmann sagte zu, bedankte sich und legte auf. Es klopfte ein drittes Mal. „Ja, bitte...“, sagte Frau Hoffmann leicht gereizt. Die Tür öffnete sich und eine Frau Hoffmann gänzlich unbekannte Frau trat ein. In ihrer Hand hielt sie eine kleine Tüte.
    „Kann ich mich setzen?“, fragte die junge Frau und stellte die Tüte auf den Boden. Frau Hoffmann war irritiert, nickte jedoch. „Ich habe eine Bitte...“, sagte die junge Frau.
    „Wer sind Sie überhaupt?“, fragte Frau Hoffmann forsch.
    „Oh, entschuldigen Sie...“, sagte sie junge Frau sichtlich verschämt. „Ich bin Frau Lindner...“
    „Ja, und was wollen Sie?“, fragte Frau Hoffmann unfreundlicher, als sie es eigentlich meinte.
    „Ich wollte Sie bitten, zukünftig nicht mehr die Firmenadresse für private Postsendungen anzugeben“, sagte die junge Frau schüchtern.
    Frau Hoffmann starrte sie fassungslos an. „Ich habe noch nie die Firmenadresse für irgendwelche privaten Postsendungen angegeben“, sagte sie entrüstet. „Es muss sich hierbei um ein Missverständnis handeln...“
    Frau Lindner bückte sich nach der Tüte und zog einen dünnen Stapel Briefe hervor, die mit einem braunen Gummiband zusammengehalten wurden. „Wie erklären Sie sich dann, dass all diese Briefe an Sie adressiert sind?“, fragte sie und legte das kleine Bündel auf den Tisch.
    Frau Hoffmann nahm es an sich, entferne das Gummiband und schaute die Briefe durch. „Ich kann es mir nicht erklären...“, sagte Frau Hoffmann erschrocken. „Ich habe jedenfalls nie diese Adresse angegeben...“
    Frau Lindner stand auf. „Sie verstehen sicher, dass es neben dem ohnehin schon immensen Ausmaß an offiziellen Postsendungen nicht zu tolerieren ist, zusätzlich auch noch die Privatpost der Angestellten sortieren und verteilen zu müssen...“ Frau Hoffmann schaute völlig perplex auf das kleine Briefbündel, das unschuldig vor ihr lag. „Wie dem auch sei...“, sagte die junge Frau, als Frau Hoffmann nicht reagierte, „...vielleicht könnten Sie dem Absender ihre private Anschrift geben.“ Frau Hoffmann nickte. Als Frau Lindner die Tür öffnete, entschuldigte Frau Hoffmann sich für ihren forschen Tonfall und versicherte ihr, dass sie dafür sorgen würde, dass von nun an keine privaten Briefe mehr kommen würden. Frau Lindner lächelte und verabschiedete sich. Dann war Frau Hoffmann wieder allein.
    Verständnislos betrachtete Frau Hoffmann die Umschläge. Auf jedem stand von Hand geschrieben ihr Name und die Firmenadresse. Im ersten Moment schien ihr diese Schrift fremd, doch nach und nach dämmerte ihr, dass sie sie kannte. Sie kannte sie von früher. Und je länger sie sie betrachtete,

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