Renate Hoffmann
betrat das Esszimmer, dicht gefolgt von Barbara. „Na, endlich...“, sagte Günther und schenkte sich Bier ein. „Willst du auch eines, mein Junge?“, fragte er grinsend.
Herbert nickte. Die Wölbung in seiner Hose war verschwunden. Sein erwartungsvoller Gesichtsausdruck war jedoch derselbe. Unter dem Tischtuch legte er seine Hand auf Renates Schenkel. Das tat er immer. Diese heimlichen Berührungen mochte sie nicht. Vielleicht deswegen, weil sie in diesen Momenten nichts dagegen tun konnte. Er lächelte sie an. Und in dem Moment, als Helga das Essen verteilte, hauchte er ihr ins Ohr, „Ich habe vorhin mit deinen Eltern geredet...“ Renate verstand nicht und schaute ihn fragend an. „Sie haben erlaubt, dass ich über Nacht bleibe...“
Kapitel 38
Herberts Hände glitten unter Renates Nachthemd. Er packte ihre Brüste, als wolle er sie ausreißen. Renate lag lethargisch neben ihm. „Was ist denn los, Renate-Schatz?“, fragte Herbert verunsichert.
„Mit mir ist gar nichts...“, sagte Renate leise.
„Aber du wirkst so abwesend...“
„Wenn ich dir doch sage, dass alles in Ordnung ist.“
Er setzte sich auf. „Renate?“ Renate schaute ihm in die Augen. Es waren sanftmütige, treue Augen. „Bist du glücklich?“ Renate wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie setzte sich ebenfalls auf. „Ist es wegen der Stelle, die du ablehnen sollst?“ Renate war froh um diese Frage. Sie gab ihr den Vorwand zu weinen, ohne dass Herbert wusste, worum es wirklich ging. Er nahm sie in die Arme. Es erschien Renate unmöglich, dass sie sich an der Schulter des Mannes ausweinte, der eigentlich der Grund für ihre Tränen war. Er streichelte ihr liebevoll über den Kopf, während sie überlegte, wie sie ihm am schonendsten beibringen sollte, dass sie ihn unter keinen Umständen heiraten konnte. Gerade, als sie sich für den ersten Satz ihrer Abfuhr entschieden hatte, schaute er ihr tief in die Augen und sagte, „Wenn es dich glücklich macht als Buchhalterin zu arbeiten, dann mach es... Es ist mir gleich, was sie anderen denken... Hauptsache, du bist wieder glücklich...“ Herbert strich ihr sanft über die Wangen, über die glänzende Tränen liefen. „Weißt du, Renate-Schatz, du bist die Liebe meines Lebens...“ Die Abfuhr schien in diesem Moment einen plötzlichen Herztod zu erleiden.
So lange hatte sie durchgehalten. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie es zuließ, obwohl sie ihn nicht liebte. Vielleicht tat sie es, gerade weil sie ihn nicht liebte. Vielleicht tat sie es, weil sie den Gedanken nicht ertragen konnte, dass sie den Menschen, den sie in wenigen Monaten heiraten würde, nur schätzte. Sie mochte Herbert. Doch sie liebte ihn nicht und sie hatte ihn nicht eine Sekunde lang geliebt. Und doch lag er auf ihr, schwer atmend und keuchend. Er bewegte sich hektisch und ruckartig. Es erschien Renate so, dass wisse er nicht genau, was zu tun war. Sie schloss ihre Augen und unterdrückte die Tränen, denn sie wusste, dass Herbert noch nie so glücklich gewesen war, wie in diesem Moment, weil sie ihm damit endgültig bewiesen hatte, wie sehr sie ihn liebte. Und in der Sekunde, als ihr das klar wurde, erstarrte Herbert über ihr, und sackte auf ihrer Brust in sich zusammen.
Am kommenden Morgen küsste Herbert Renate aus dem Schlaf. „Guten Morgen, meine wunderbare Verlobte...“, sagte er sanft.
Renate lächelte verkrampft. Wenn sie eines nicht leiden konnte, dann waren es Küsse unmittelbar nach dem Aufwachen. Sie verabscheute dieses pelzige Gefühl und den leicht fauligen Geschmack. Herbert lehnte sie zu ihr und küsste sie. Als sie ihn unsanft von sich weg drückte, schaute er sie verstört an. „Du weißt genau, dass ich es nicht leiden kann dich zu küssen, bevor ich mir die Zähne geputzt habe...“, sagte Renate pampig.
Herbert lächelte sie an. „Ich kenne niemanden, der es mit der Zahnpflege so genau nimmt, wie du...“, sagte er kopfschüttelnd. Renate schaute ihn giftig an. Im Grunde ging es nicht ums Zähneputzen, es ging darum, dass sie zugelassen hatte, dass er mit ihr schläft. Denn mit miteinander schlafen hatte das wenig zu tun gehabt. Herbert hatte vielleicht mit Renate geschlafen, Renate hatte aber mit Sicherheit nicht mit Herbert geschlafen. „Na, dann geh Zähneputzen...“, sagte er grinsend. „Ich warte hier...“
Kapitel 39
Es war kurz nach sieben, als Frau Hoffmann in den Aufzug stieg und nach oben fuhr. Sie fragte sich, weswegen Herr Hofer sie zu sich
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