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Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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weg...“
    Herr Hofer nickte, griff nach der Vodkaflasche, die zwischen ihnen auf dem Tisch stand und schenkte beiden einen kleinen Schluck nach. „Haben Sie Fotos der Wohnung?“ Frau Hoffmann fühlte sich unbehaglich. Sie hatte diese Fotos seit Jahren nicht angesehen und sie wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie es tun würde. „Sie müssen sie mir nicht zeigen, wenn Sie nicht wollen...“
    Frau Hoffmann stellte den Karton auf den Tisch und holte einen Stapel Fotos heraus. „Das ist das Wohnzimmer...“, sagte sie und reichte Herrn Hofer ein Bild, das ihr altes Wohnzimmer zeigte. Herr Hofer nahm es an sich.
    „Das da ist doch nicht etwa ein Poster von ZZ Top?“, fragte er begeistert. Frau Hoffmann schaute auf das Foto. Sie erinnerte sich noch genau an den Tag, als Henning es aufgehängt hatte. Es war ein Sonntag gewesen. „Ich habe das gleiche in meiner Küche...“, sagte Herr Hofer, der zu bemerken schien, dass dieses Poster eine Geschichte hatte.
    „Henning mochte diese Band sehr“, sagte Frau Hoffmann, während sich ihre Augen mit Tränen füllten.
    „Welches Lied mochte er denn besonders?“, fragte Herr Hofer und streichelte sanft über Frau Hoffmanns Hand. „La Grange...“, antwortete Frau Hoffmann.
    „Das hat er tatsächlich gesagt?“, fragte Herr Hofer laut lachend. Frau Hoffmann nickte. Und auch sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Und was haben Sie gesagt?“
    „Ich habe ihm geantwortet, dass es mir Leid tut.“
    „Und dass er Henning einen Neandertaler genannt hat...“
    „Das habe ich ignoriert...“, unterbrach ihn Frau Hoffmann.
    Herr Hofer zeigte auf die Zigarettenschachtel. „Darf ich?“ Frau Hoffmann nickte. Er zog eine Zigarette heraus und streckte die Schachtel Frau Hoffmann entgegen, die sich ebenfalls eine nahm. „Haben Sie Ihre Entscheidung jemals bereut?“ Frau Hoffmann schüttelte den Kopf. „Nicht ein einziges Mal?“, fragte Herr Hofer beeindruckt.
    „Nicht ein einziges Mal...“, sagte Frau Hoffmann.
    „Hätten Sie sich denn auch so entschieden, wenn Sie gewusst hätten, dass das passieren würde?“
    Frau Hoffmann nahm einen langen Zug von ihrer Zigarette. Nach einer Weile sagte sie nachdenklich, „ich denke schon...“
    Es war halb elf. Frau Hoffmann war leicht beschwipst, und auch Herr Hofer hatte rosige Wangen. „Denken Sie es wäre zu früh, du zu sagen?“ Frau Hoffmann musste lachen. Die ganze Zeit über war ihr nicht wirklich aufgefallen, dass sie sich gegenseitig mit Sie angesprochen hatten. Sie nickte. „Ich heiße Robert...“, sagte Herr Hofer und streckte ihr seine Hand entgegen.
    „Ich heiße Renate...“
    Es war inzwischen zehn vor elf. Frau Hoffmann suchte in dem Karton nach einem bestimmten Foto, als ihr Magen furchtbar knurrte. „War das etwa dein Magen?“, fragte Herr Hofer völlig fassungslos. Frau Hoffmann nickte verlegen. „Wann hast du denn zuletzt etwas gegessen?“
    Frau Hoffmann überlegte. Ja, wann hatte sie denn das letzte Mal etwas gegessen? „Ich glaube vorgestern...“, sagte sie nachdenklich. „Oder war es vorvorgestern?“
    Herr Hofer schüttelte den Kopf. „Isst du gerne Chinesisch?“
    „Ich habe wirklich keinen Hunger.“
    „Der Hunger kommt mit dem Essen“, sagte Herr Hofer, holte sein Handy aus seiner Hosentasche und bestellte eine Ente süß sauer, eine Kanton Ente, Frühlingsrollen und gebackene Bananen.
     
Kapitel 73  
    Frau Hoffmann griff nach der letzten Frühlingsrolle. „Kann ich die haben?“
    „Sicher...“, sagte Herr Hofer, der gerade dabei war sich noch mehr Reis auf seinen Teller zu schaufeln. In seinem Gesicht sah Frau Hoffmann den Hauch eines Triumphs. „Ja, gut, ich hatte Hunger“, sagte sie lachend.
    „Habe ich etwas gesagt?“, fragte er grinsend.
    „Du vielleicht nicht, dein Gesicht aber...“
    Frau Hoffmann stocherte in einem Rest der gebackenen Banane herum, während Herr Hofer sich schwer atmend den Bauch rieb. „Wenn ich das Stück noch esse...“
    „Bitte rede nicht vom Essen...“, unterbrach sie Herr Hofer angewidert, „...mir ist sowieso schon ganz schlecht...“ Frau Hoffmann lehnte sich zurück und genoss den Augenblick. Sie hatte seit Jahren nicht mehr mit jemandem zu Abend gegessen, und nun, da sie es getan hatte, fiel ihr erst auf, wie einsam sie gewesen war.
    „Also, weiter“, sagte Herr Hofer. „was ist dann passiert?“
    Frau Hoffmann zündete sich eine Zigarette an. „Er ist natürlich gefahren“, sagte Frau Hoffmann. „Im Nachhinein

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