Renate Hoffmann
gearbeitet, und nach und nach sind wir ins Gespräch gekommen, und gestern hat er mich dann eingeladen...“
„Und jetzt?“, fragte Frau Hoffmann gespielt begeistert, was Frau Kleinschmidt nicht zu bemerken schien, denn sie seufzte lächelnd und antwortete, „Wir gehen heute Abend Essen...“
Frau Hoffmann hoffte sich in Herrn Schröder zu täuschen. Sie hoffte, dass seine Absichten Frau Kleinschmidt gegenüber aufrichtig waren, und sie hoffte, dass unter seiner gegelten Fassade ein liebenswerter Kern steckte, doch so recht glauben konnte sie es nicht.
Kapitel 83
Zwanzig Minuten später betrat Frau Hoffmann ihr Büro. Sie machte sich daran, die Arbeit, die sich in ihrer Abwesenheit gehäuft hatte, zu erledigen, als der scheußliche grüne Telefonapparat klingelte. Und weil sie sich sicher war, dass es Herr Hofer wäre, nahm sie ab und säuselte samtig Hoffmann in den Lautsprecher.
„Ach, du bist es Robert...“, sagte Frau Hoffmann gespielt überrascht. „Ja, das passt mir gut...“, sagte sie gelassen, während ihr Herz panisch gegen ihre Rippen hämmerte. „Gut, ich komme dann gleich rauf...“ Sie legte den Hörer auf die Gabel. Ihre Hände waren feucht, ihr Mund trocken. Sie stand auf und holte sich ein Glas Wasser, das sie hastig hinuntertrank, dann machte sie sich auf den Weg in den siebten Stock.
Als sie Herrn Hofers Büro betrat war ihr Mund wieder trocken und ihre Hände noch immer feucht. Sie hoffte, dass er nicht ihre Hand würde schütteln wollen, weil es ihr unangenehm gewesen wäre, hätte er ihre Nervosität bemerkt. „Renate, bitte setz dich doch...“ Frau Hoffmann nahm auf dem Stuhl platz, den Herr Hofer andeutete und schlug ihre Beine über einander. „Ich muss deine Entscheidung heute bekannt geben, und wollte wissen, ob du deine Meinung vielleicht doch noch geändert hast...“ Frau Hoffmann war irritiert von Herrn Hofers sachlichem Tonfall. Da war sie wieder, die Strenge.
Herr Hofer betrachtete Frau Hoffmann erwartungsvoll. Sie ärgerte sich darüber, dass sie tatsächlich angenommen hatte, dass sich aufgrund seines Besuchs etwas zwischen ihnen geändert hatte. Bis auf die Tatsache, dass sie ihn nun Robert und er sie Renate nannte, war alles gleich geblieben.
„Ich habe mir das Angebot noch einmal durch den Kopf gehen lassen und ich fühle mich dieser Herausforderung durchaus gewachsen...“, sagte Frau Hoffmann ruhig. Herr Hofer lächelte, doch dieses Lächeln hatte nichts mit dem zu tun, wie er sie noch am vorherigen Abend angelächelt hatte. Es war ein geschäftliches Lächeln. „Das freut mich sehr...“, sagte Herr Hofer und erhob sich von seinem Stuhl. Frau Hoffmann stand auf, lächelte ihn mechanisch an und ging in Richtung Tür.
„Hast du noch einen Moment Zeit?“, fragte Herr Hofer, woraufhin Frau Hoffmann sich umdrehte und ihn ansah. „Nur eine Minute...“, sagte er und lächelte geschäftlich. Frau Hoffmann ging zurück zu dem Stuhl, den sie eben frei gemacht hatte und setzte sich. „Weißt du, Renate, es ist so...“, sagte Herr Hofer angespannt, „...ich...“ Frau Hoffmanns Magen zog sich zusammen. Sie dachte zu wissen, was er ihr gleich sagen würde. Seine Nervosität schien sein geschäftliches Auftreten zu verdrängen, denn er sah wieder mehr wie der Mann aus, den Frau Hoffmann gestern Abend verabschiedet hatte. „Ich frage mich...“ Er klang verunsichert. „Ich frage mich, was ich gestern falsch gemacht habe...“
Frau Hoffmann schaute ihn irritiert an. „Du hast überhaupt nichts falsch gemacht...“, sagte sie verlegen.
„Warum wolltest du dann, dass ich gehe?“ Frau Hoffmann wippte nervös mit dem Fuß. Sie konnte ihm nicht sagen, weswegen sie ihn nicht länger hatte um sich haben können. Denn wahrscheinlich waren Herrn Hofers Absichten lediglich platonischer Natur gewesen, als er sie besucht hatte, um nach ihr zu sehen. „Das ist zur Zeit einfach alles ein bisschen viel für mich...“, sagte Frau Hoffmann schließlich.
Herr Hofer nickte. „Bedeutet das, dass es dir lieber ist, wenn wir uns nicht mehr sehen?“ Frau Hoffmann schüttelte den Kopf. Während sie das tat, bedauerte sie, dass sie es so schnell und so vehement getan hatte. „Das heißt, also, du hast nichts dagegen?“
„Nein, ich habe nichts dagegen“, sagte Frau Hoffmann gelassen, obwohl sie sich innerlich keineswegs so fühlte.
„Hättest du denn Lust heute Abend bei mir zu Abend zu essen?“
„Bei dir Zuhause?“, fragte Frau Hoffmann schockiert.
„Bei mir
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