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Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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erinnerte.
    Herr Hofer ging die Stufen hinauf. Frau Hoffmann folgte ihm. Er sperrte die Tür auf, schaltete das Licht an und ließ Frau Hoffmann eintreten. Herrn Hofers Wohnung war das absolute Gegenteil von Frau Hoffmanns. Sie war groß, sie war gut geschnitten, sie war geschmackvoll eingerichtet und sie hatte Charakter. Frau Hoffmann konnte sich dunkel daran erinnern, dass sie sich schon einmal in einer Wohnung auf Anhieb so wohl gefühlt hatte.
     
Kapitel 85  
    Herr Hofer führte sie durch die Zimmer. „Hier ist das Bad...“ Er öffnete eine Tür und schaltete das Licht an, dann drehte er sich um und wandte sich dem nächsten Zimmer zu. „Das da ist das Wohnzimmer...“ Während Frau Hoffmann verunsichert durch Herrn Hofers Wohnzimmer ging, schaltete er das Licht im Bad aus. „Und das hier ist mein Schlafzimmer...“ Frau Hoffmann schaute nur kurz hinein, weil sie nicht aufdringlich erscheinen wollte, außerdem machte sie der Gedanke an Herrn Hofers Schlafzimmer nervös. „Das ist das Arbeitszimmer, und das da drüben ist die Küche...“ Herr Hofer ging in Richtung Küche. „Möchtest du etwas trinken?“ Frau Hoffmann setzte sich auf den Stuhl, den Herr Hofer ihr zuvor angeboten hatte und nickte. „Was möchtest du?“
    „Wasser...“, krächzte Frau Hoffmann. In ihrem Hals schien sich ein riesiger Klumpen festgesetzt zu haben, von dem sie sich sicher war, dass Henning dafür verantwortlich war, was selbstverständlich nicht stimmte. Herr Hofer reichte ihr ein Glas Wasser, das sie in einem Sitz leer trank.
    Im Augenwinkel beobachtete Frau Hoffmann, wie Herr Hofer sich Vodka in ein Glas schüttete, woraufhin sie ihn bat ihr ebenfalls eines zu geben, was Herr Hofer wenige Augenblicke später auch tat. Frau Hoffmann nahm einen großen Schluck. Der beißende Geschmack des Alkohols schien einen beträchtlichen Teil des Klumpens in Frau Hoffmanns Hals wegzuätzen.
    Herr Hofer kochte während Frau Hoffmann neben ihm an einem kleinen Tisch saß und ihm zuschaute. Der Duft von gebratenem Fleisch und frischen Gemüse wanderte durch die Küche, was die zu Beginn gespannte Stimmung zwischen ihnen ein wenig zu relativieren vermochte. „Kann ich dir sicher nicht helfen?“, fragte Frau Hoffmann zum mindestens zwölften Mal, woraufhin Herr Hofer wiederholt den Kopf schüttelte.
    Vierundzwanzig Minuten später nahm Herr Hofer ihr gegenüber platz. Das Essen lag dampfend und duftend auf den feinen Porzellantellern, der Weißwein schimmerte golden in glitzernden Kristallkelchen. Leise Musik spielte im Hintergrund. „Wo ist denn das Poster?“, fragte Frau Hoffmann und schaute sich um.
    „Welches Poster?“, fragte Herr Hofer angespannt.
    „Na, das Poster von ZZ Top...“
    „Das habe ich abgenommen.“
    „Aber warum?“, fragte Frau Hoffmann.
    „Weil ich es nicht mehr haben wollte...“
    Die Stimmung zwischen ihnen schien dermaßen gespannt, dass Frau Hoffmann sich zunehmend darüber wunderte, dass sie die Funken weder sehen noch anfassen konnte. Sie fragte sich, ob sie die Spannung als schön oder als unangenehm empfand und beschloss, dass es ein bisschen von beidem war.
    Um kurz nach halb zehn gingen Frau Hoffmann und Herr Hofer ein Stück spazieren, wobei auch dieser Spaziergang eher einer Flucht gleichkam, als dem innigen Wunsch nach Bewegung.
    „Ist wirklich alles in Ordnung?“, fragte Frau Hoffmann erneut. Herr Hofer zuckte mit den Schultern. „Sag doch einfach, was dir durch den Kopf geht...“
    Herr Hofer blieb stehen und schaute Frau Hoffmann eindringlich an. „Was ist das zwischen uns?“, fragte er ohne sie aus den Augen zu lassen. Frau Hoffmann verstand nur zu gut, dass Herr Hofer sich eine eindeutige Definition für deren Situation wünschte, weil es ihr nicht anders ging, doch sie vermochte ihm keine zu geben, was sie selbst mindestens ebenso verärgert haben dürfte, wie Herrn Hofer.
     
Kapitel 86  
    Henning kuschelte sich eng an sie. Die Balkontüren waren offen und die Sonne schien überschwänglich zu ihnen ins Bett. Renate drückte sich an Henning und vergrub ihr Gesicht in seinem Nacken. „Nati?“
    „Hm?“, raunte Renate verschlafen.
    „Glaubst du, man kann einen Menschen sein Leben lang lieben?“
    „Natürlich.“, antwortete Renate und inhalierte den Geruch seiner Haut.
    „Glaubst du, dass du mich dein Leben lang lieben könntest?“
    Renate schaute auf. „Davon bin ich überzeugt...“ Henning rollte sich zur Seite und kramte in der Hosentasche seiner Jeans.
    Das schrille

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