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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen." Er setzte sich auf und klopfte auf die Decke neben sich. „Nehmen Sie doch Platz."
    „Ich stehe lieber", erklärte sie. Weil sie doch noch nicht ganz den Verstand verloren hatte. Hoffte sie.
    „Sind Sie sicher?" Er warf ihr ein gewinnendes Lächeln zu. „Hier unten ist es aber sehr viel bequemer."
    Sagte die Spinne zur Fliege. Annabel konnte sich ein nervöses Auflachen gerade noch verkneifen.
    „Versuchen Sie, irgendwem aus dem Weg zu gehen?", fragte er.
    Sie hatte sich wieder zum Haus umgeblickt, doch bei dieser Frage fuhr sie zu ihm herum.
    „Das kommt in den besten Familien vor", sagte er beinahe entschuldigend.
    „Warum, versuchen Sie auch, jemandem aus dem Weg zu gehen?"
    „Nicht ganz", räumte er mit einer ruckartigen Bewegung, beinahe einem Schulterzucken ein. „Es ist eher so, dass ich abwarte, bis ich an der Reihe bin."
    Eigentlich hatte Annabel eine vollkommen ungerührte Miene wahren wollen, aber nun hob sie unwillkürlich doch die Augenbrauen.
    Er sah sie an; um seine Lippen spielte ein kaum wahrnehmbares Lächeln. In seiner Miene zeigte sich nichts Verführerisches, und doch verspürte sie plötzlich einen Schauer der Erwartung, eine Spur Erregung.

    „Ich könnte Ihnen nähere Einzelheiten schildern", murmelte er, „glaube aber, dass sich das nicht schicken würde."
    Der ganze Abend hatte bisher nur aus Unschicklichem bestanden, es konnte also kaum schlimmer werden.
    „Ich möchte ja keine voreiligen Schlüsse ziehen", fuhr er fort, „aber, aus der Farbe Ihres Kleides kann ich eigentlich nur folgern, dass Sie unverheiratet sind."
    Sie nickte rasch.
    „Was heißt, dass ich Ihnen unter keinen Umständen erzählen sollte, dass ich mich hier draußen mit einer Frau vergnügt habe, die nicht meine Ehefrau ist."
    Oh, nun sollte sie wirklich schockiert sein. Wirklich und wahrhaftig. Doch es wollte ihr nicht recht gelingen. Dazu hatte er einfach zu viel Charme, er floss geradezu über davon. Gerade grinste er sie an, als teilten sie einen geheimen Spaß miteinander. Und sie konnte nicht anders - sie wollte bei diesem Spaß dabei sein. Sie wollte dazugehören. Er hatte etwas an sich, eine gewisse Ausstrahlung, eine Anziehungskraft - sie wusste genau, wenn sie in der Zeit zurückreisen und ihn in Eton (oder wo er seine Schulzeit eben verbracht hatte) besuchen könnte, würde sie feststellen, dass er der Junge war, mit dem alle anderen befreundet sein wollten.
    Manche Leute hatten diese Gabe von Geburt an.
    „Wem wollen Sie denn aus dem Weg gehen?", fragte er sie.
    „Der wahrscheinlichste Kandidat wäre wohl ein übereifriger Verehrer, aber das würde nicht erklären, warum Sie bis nach hier draußen geflohen sind. In einer Menschenmenge können Sie sich genauso gut verstecken, ohne dass Sie dabei Ihren guten Ruf riskieren."
    „Das sollte ich besser nicht verraten", murmelte sie.
    „Nein,natürlich nicht", stimmte er zu. „Das wäre ja indiskret. Aber es wäre viel unterhaltsamer, wenn Sie es täten."
    Sie presste die Lippen zusammen und versuchte das Lächeln zu unterdrücken.
    „Wird man Sie vermissen?", fragte er.
    „Irgendwann schon."
    Er nickte. „Die Person, der Sie aus dem Weg zu gehen trachten?"
    Annabel dachte an Lord Newbury und seinen verletzten Stolz. „Ich glaube, mir bleibt noch ein wenig Zeit, bis er anfängt, mich zu suchen."
    „Er?", wiederholte der Gentleman. „Der Knoten wird geschürzt; die Geschichte verdichtet sich."
    „Geschichte?", wiederholte sie. „Das ist eine schlechte Formulierung. Glauben Sie mir, ein solches Buch würde niemand lesen wollen."
    Er lachte leise und klopfte wieder auf die Decke neben sich. „Setzen Sie sich doch. Es widerstrebt all meinen rit-terlichen Prinzipien, Sie so dastehen zu lassen, während ich es mir im Liegen gemütlich mache."
    Sie konterte mit bemüht selbstsicherem Schalk. „Vielleicht sollten Sie auch aufstehen."
    „O nein, das geht unmöglich. Dann wäre alles so förmlich, finden Sie nicht?"
    „Wenn man bedenkt, dass wir einander noch gar nicht vorgestellt wurden, wäre Förmlichkeit vielleicht genau das Richtige."
    „O nein!", protestierte er. „Sie kehren ja das Unterste zuoberst!"
    „Soll ich mich also vorstellen?"
    „Bloß das nicht!", erklärte er eine Spur melodramatisch.
    „Was Sie auch tun, sagen Sie mir nicht, wie Sie heißen.
    Höchstwahrscheinlich wird dadurch mein Gewissen geweckt, und das wollen wir nun wirklich nicht."
    „Demnach haben Sie ein

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