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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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und scharfsinnige Dame", sagte er.
    „Meine Lieblingssorte."
    Er flirtete mit ihr. Annabel kämpfte gegen das leise Entzücken an, das sie überlief. Dieser Mann war wirklich einfach bildschön. Sein Haar war dunkel, wohl irgendwo zwischen walnuss- und schokoladenbraun, und auf flotte Art zerzaust, ein Effekt, den zu erzielen sich andere junge Herren oft stundenlang abmühten. Sein Gesicht war ... Nun, Annabel war keine Künstlerin und hatte nie gelernt, ein Gesicht zu beschreiben, aber seines war irgendwie unregelmäßig und gleichzeitig vollkommen.
    „Ich bin sehr froh, dass Sie ein Gewissen haben", flüsterte sie.
    Er sah sie an und beugte sich ein Stück vor. Seine Augen funkelten amüsiert. „Was haben Sie gesagt?"
    Sie spürte, wie sie errötete, und dieses Mal wusste sie, dass er es sehen konnte. Was sollte sie nun sagen? Ich bin so froh, dass Sie ein Gewissen haben, weil ich Sie sicher gewähren ließe, wenn Sie versuchen würden, mich zu küssen?
    Er war alles, was Lord Newbury nicht war. Jung, attraktiv, witzig. Ein bisschen verwegen, ziemlich gefährlich. Er gehörte zu den Männern, die junge Damen zu meiden versprachen, von denen sie aber heimlich träumten. Und die nächsten Augenblicke würde sie ihn ganz für sich haben. Nur ein paar Minuten noch. Sie würde sich noch ein paar Minuten geben. Das war alles.
    Ihm musste klar geworden sein, dass sie nicht wiederholen würde, was sie gesagt hatte, also fragte er (wiederum, als handelte es sich um ein ganz normales Gespräch): „Ist das Ihre erste Saison?"
    „Ja."
    „Und, macht es Ihnen Freude?"
    „Das käme darauf an, wann Sie mir diese Frage stellen."
    Er grinste. „Das ist wohl unstrittig. Macht es Ihnen in diesem Moment Freude?"
    Annabels Herz tat einen Satz. „Sehr sogar", sagte sie, erstaunt darüber, wie ruhig ihre Stimme klang. Offenbar wurde sie allmählich besser darin, sich zu verstellen, wie es hier in der Stadt unerlässlich war.
    „Freut mich, das zu hören." Er beugte sich noch ein Stückchen vor und legte in einer fast bescheidenen Bewegung den Kopf schief. „Ich bilde mir nämlich einiges ein auf meine ausgezeichneten Gastgeberqualitäten."
    Annabel schaute auf die Decke und richtete den Blick dann etwas zweifelnd auf ihn. Er sah sie warm an. „Man sollte immer danach trachten, ein guter Gastgeber zu sein, so bescheiden das Zuhause auch sein mag."
    „Sie wollen mir doch nicht etwa weismachen, dass Sie auf der Heide zu Hause sind."
    „Himmel, nein. Dazu ist mir meine Bequemlichkeit viel zu wichtig. Aber ein, zwei Tage wäre es doch sicher amüsant, meinen Sie nicht?"
    „Irgendwie habe ich den Verdacht, dass der Reiz des Neuen mit dem ersten Morgenlicht verfliegen würde."
    „Nein", entgegnete er nachdenklich. Sein Blick war verträumt. „Nicht gleich beim ersten Morgenlicht, vielleicht ein wenig später."
    Sie hätte ihn gern gefragt, wie er das meinte, doch wusste sie nicht recht, wie sie es anstellen sollte. Er wirkte so gedankenverloren, dass es ihr beinahe unhöflich vorgekommen wäre, ihn zu stören. Und so wartete sie ab, beobachtete ihn nur neugierig. Wenn er sich ihr schließlich zuwandte, würde er die Frage in ihrem Blick sehen.
    Allerdings sah er sie dann gar nicht an, sondern sagte nach einer Weile: „In der Frühe ist es anders. Das Licht ist stumpfer. Röter. Es fängt den Nebel in der Luft, fast als kröche es von unten darunter. Alles wirkt neu", sagte er leise. „Alles."
    Annabel stockte der Atem. Er klang so sehnsüchtig. Am liebsten wäre sie bei ihm geblieben, hier auf der Decke, bis die Sonne am östlichen Horizont erschien. Sie hätte gern die Heide im Morgenlicht gesehen. Sie hätte gern ihn im Morgenlicht gesehen.
    „Ich möchte gern darin baden", murmelte er. „Im Morgenlicht, ohne alles."
    Eigentlich hätte sie das schockieren müssen, doch Annabel spürte, dass es gar nicht ihr galt. Im Verlauf des Gesprächs hatte er sie geneckt und provoziert, hatte auspro-biert, wie weit er gehen konnte, bevor sie prüde wurde und davonlief. Aber das hier ... Es war das Anzüglichste, was er bisher geäußert hatte, und doch wusste sie ...
    Dass es nicht ihr gegolten hatte.
    „Ich glaube, Sie sind ein Poet", sagte sie lächelnd. Aus irgendeinem Grund bereitete ihr das große Freude.
    Er brach in Gelächter aus. „Das wäre herrlich, wenn es denn wahr wäre." Er wandte sich wieder in ihre Richtung, und sie wusste, der Augenblick war vorüber. In welch verborgenen Teil seiner Selbst er eben auch geblickt

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