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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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ob es auf pure Erschöpfung zurückzuführen war. Er stieß einen so tiefen Seufzer aus, dass es Annabel nicht gewundert hätte, wenn er an Ort und Stelle zusammengebrochen wäre.
    „Ich glaube, jemand hat ihm wieder heimlich Würstchen gegeben", brummte Louisa.
    Annabel wich ihrem Blick aus.
    „Annabel!"
    „Er hat so hungrig ausgesehen", verteidigte sich Annabel.
    Louisa deutete auf ihren Hund, dessen Bauch auf dem Gras schleifte. „Das sieht für dich hungrig aus?"
    „Seine Augen haben hungrig ausgesehen."
    Louisa warf ihr einen skeptischen Blick zu.
    „Dein Hund ist ein sehr guter Lügner."
    Louisa schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich rollte sie auch mit den Augen, aber Annabel sah gerade zu Frederick hinunter, der gelangweilt gähnte.
    „Er könnte bestimmt gut Karten spielen", meinte Annabel abwesend. „Wenn er reden könnte. Oder Daumen hätte."
    Louisa warf ihr noch einen ihrer speziellen Blicke zu.
    Darin war sie sehr gut, fand Annabel, selbst wenn sie ihrer Familie vorbehalten blieben.
    „Gegen dich würde er jedenfalls gewinnen", sagte Annabel.
    „Das hat nicht viel zu besagen", erwiderte ihre Cousine.
    Das stimmte. Louisa war eine miserable Kartenspielerin.
    Annabel hatte alles versucht - Pikett, Whist, Siebzehn-und-vier. Für jemanden, der so gut darin war, in der Öffentlichkeit keine Miene zu verziehen, war Louisa schrecklich schlecht beim Kartenspielen. Sie spielten trotzdem, hauptsächlich, weil Louisa so schlecht war, dass es schon wieder Spaß machte.
    Louisa war eine gute Verliererin.
    Annabel sah auf Frederick hinunter, der, nachdem er etwa eine halbe Minute aufrecht gestanden hatte, nun das Hinterteil im Gras absetzte. „Ich vermisse meinen Hund", sagte sie.
    Louisa schaute sich nach ihrer Tante um, die immer noch ins Gespräch vertieft war. „Wie heißt der noch mal?"
    „Maus."
    „Das war aber nicht sehr nett von dir."
    „Ihn Maus zu nennen?"
    „Er ist doch ein Greyhound, oder?"
    „Ich hätte ihn auch Schildkröte nennen können."
    „Frederick!", rief Louisa aus und beeilte sich, irgendetwas - Annabel wollte ehrlich nicht wissen, worum es sich dabei handelte - aus seinem Maul zu entfernen.
    „Immer noch besser als Frederick", meinte Annabel.
    „Lieber Himmel, so heißt ja mein Bruder."
    „Aus, Frederick!", befahl Louisa. Dann drehte sie sich zu Annabel um, wobei sie immer noch an dem zerrte, was ihr Hund im Maul hatte. „Er hat einen würdevollen Namen verdient."
    „Weil er ein so würdevoller Hund ist."
    Louisa hob die Augenbraue und wirkte nun jeden Zoll wie eine Herzogstochter. „Hunde haben es verdient, einen richtigen Namen zu bekommen."
    „Katzen auch?"
    Louisa stieß ein abschätziges pfft aus. „Katzen sind etwas ganz anderes. Die fangen schließlich Mäuse!"
    Annabel öffnete den Mund, um nachzufragen, in welchem Zusammenhang das mit richtigen Namen stand, doch bevor sie noch etwas sagen konnte, hatte Louisa sie am Unterarm gepackt und zischte ihren Namen.
    „Au." Annabel versuchte, Louisas Finger von ihrem Unterarm loszumachen. „Was ist denn?"
    „Da drüben!", flüsterte Louisa drängend. Sie nickte nach links, aber auf eine Weise, die verriet, dass sie sich bemühte, diskret zu sein. Was sie nicht war. Überhaupt nicht. „ Sebastian Grey", stieß Louisa schließlich hervor.
    Annabel hatte schon öfter die Redensart gehört, dass jemandem das Herz in die Hose rutschte, hatte sie sogar selbst schon verwendet, aber jetzt verstand sie zum ersten Mal, was damit wirklich gemeint war. Ihr ganzer Körper fühlte sich irgendwie verkehrt an, als befände sich ihr Herz auf einmal in ihrem Bauch, ihre Lunge in den Ohren und ihr Verstand irgendwo östlich von Frankreich.
    „Lass uns gehen", sagte sie. „Bitte."
    Louisa wirkte überrascht. „Du willst ihn nicht kennenlernen?"
    „Nein." Annabel war egal, dass sie sich verzweifelt anhörte. Sie wollte einfach nur fort.
    „Du machst Witze, oder? Du musst doch neugierig auf ihn sein."
    „Bin ich nicht. Ehrlich nicht. Ich meine, ja, natürlich bin ich neugierig, aber ich möchte den Mann nicht auf diese Weise kennenlernen."
    Louisa blinzelte ein paar Mal. „Auf welche Weise?"
    „Ich bin ... bin nicht vorbereitet darauf. Ich ..."
    „Vermutlich hast du recht", sagte Louisa nachdenklich.
    Gott sei Dank.
    „Sicher wird er denken, du wärst dir mit seinem Onkel einig, und wird entsprechende Vorurteile gegen dich haben."
    „Genau", sagte Annabel und stürzte sich auf diesen lebensrettenden Strohhalm.
    „Vielleicht

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