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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Feuer zu glühen.
    »Kein Grund zur Aufregung«, wiegelte Gaylon ab. »Ich wollte dir ja nur ’nen kleinen Hinweis geben — aber ihr jungen Dachse seid ja alle gleich. Ich war in deinem Alter genauso, dachte, ich wüßte alles...« Er schloß die Tür hinter sich.
    Hinter dem Laden stand eine Tonne mit Regenwasser. Dorthin ging Devon jetzt, um sich den Schmutz eines langen Jagdtages abzuwaschen. Während er seine muskulösen
    Unterarme abtrocknete, dachte er darüber nach, ob Gaylon vielleicht recht hatte. Aber was bedeutete ihm Linnet überhaupt? Er wußte nur, daß er sich gern in ihrer Nähe aufhielt — wenn sie sich manchmal zufällig berührten, dann erregte es ihn. Verdammt, dachte er. Ein böses Grinsen entblößte seine weißen Zähne, die im Mondlicht schimmerten. Worth Jamieson. Pah — der war doch nur ein dummer Junge! Aber er, Mac, war ein gestandener Mann. Wegen Jamieson brauchte er sich wahrhaftig keine Sorgen zu machen.
    Er sah am Stand der Sterne, daß es schon spät war, und ging zu Linnets Hütte. Zu seiner Überraschung war kein Laut zu hören. Er stieß die unverschlossene Tür auf. »Linnet?« Sie war nicht da. Er fluchte vor Enttäuschung. Er hatte sich so auf den Abend mit ihr gefreut! Als er zum Laden zurückging, sah er kein Zeichen von ihr. Er wollte hinter dem Laden nachsehen.
    Gaylon kniete mit einem Messer in der Hand über dem toten Hirsch.
    »Hast du Linnet gesehen?«
    »Heute noch nicht. Passiert mir aber öfter, daß ich sie nicht sehe. Versuch’s doch mal bei Emersons. Vielleicht dachte sie, daß du nicht schon heut abend zurückkommst.«
    »Aber ich habe ihr doch gesagt...«
    »Sie hat’s bestimmt vergessen, Junge. Bist schließlich nicht der einzige Mann in ihrem Leben.«
    Devon warf ihm einen vernichtenden Blick zu, doch Gaylon lachte nur und wandte sich wieder dem Hirsch zu. Devon sattelte sein ohnehin schon müdes Pferd wieder und führte es aus dem Stall. Schweigend glitt er auf den Rücken des Tieres und ritt zu dem Blockhaus der Emersons.
    Sie war nicht da, und man hatte sie auch nicht gesehen. Also ritt er zu den Tuckers.
    Eine Stunde später verließ er fluchend die Farm der Tuckers. Wilma war zu Linnet gegangen und hatte sie gebeten, ihr bei der Suche nach Jessie zu helfen — aber niemandem war es eingefallen, Linnet zu benachrichtigen, daß Jessie wohlbehalten zu Hause war. Devon hatte sich Jessie vorgeknöpft, und jetzt wußte er wenigstens, wo er Linnet möglicherweise finden konnte. Er war so wütend auf diese gedankenlosen Menschen gewesen, daß er schnell gehen mußte, sonst hätte er noch einen Streit angefangen. Aber sie wußten wohl auch so, was er über sie dachte.
    Der Mond war längst hinter den Wolken verschwunden, die Nacht war finster und kalt. Devon hatte schon eine ganz heisere Stimme, weil er stundenlang immer wieder ihren Namen gerufen hatte, aber er bekam keine Antwort. Die Angst, daß Crazy Bear sie in seiner Gewalt haben könnte, schnürte ihm die Kehle zu. Plötzlich legte er seinen Kopf auf die Seite und lauschte. Aus einiger Entfernung vernahm er ein seltsames Geräusch. Es war keiner der üblichen Laute des Waldes, aber er war doch schon fünfzehn Meilen von Sweetbriar entfernt! Sie konnte unmöglich so weit gekommen sein!
    Devon trieb sein Pferd voran, und da sah er ein dunkles Bündel, das sich an einen Baumstamm gelehnt hatte. Blitzartig sprang er von seinem Pferd und kniete neben ihr nieder. »Linnet?« flüsterte er. Seine Stimme zitterte, und die ganze Angst, die er während der letzten Stunden empfunden hatte, schwang darin mit.
    Sie hob ihm ein blasses, verweintes Gesicht entgegen. Er hatte ihr leises Weinen gehört. Sie fiel ihm entgegen. Er nahm sie fest in die Arme, zerbrach sie fast vor Erleichterung. »Jessie«, schluchzte sie, »Jessie ist verschwunden.«
    »Linnet.« Er zwang sie, ihn anzusehen. »Jessie ist in Sicherheit. Er hatte eine Mordswut auf seinen Pa — da hat er sich versteckt. Es geht ihm gut. Wirklich!« Aber dem Mädchen, das ich in den Armen halte, geht es nicht gut, dachte er. Er wurde noch wütender auf die Tuckers.
    Die Tränen liefen ihr die Wangen herunter. »Es war... es war so, wie...«
    »Wie damals, als Crazy Bear die Kinder und dich gefangennahm?« fragte er leise.
    Sie konnte nichts erwidern, aber sie nickte. Ihr Kopf lag an seiner Brust.
    Devon lehnte sich gegen den Baumstamm und zog sie auf seinen Schoß. Wie klein und zart sie war! Wie hübsch! Warum mußte Wilma Tucker ihre Sorgen gerade auf

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