Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
wütend.
»So habe ich das nicht gemeint. Es tut mir leid«, entschuldigte ich mich nun schon zum zweiten Mal in dieser Nacht. Ein drittes Mal, sagte ich zu mir selbst, und du bist drauf und dran, deine beste Freundin zu verlieren. Also halt einfach die Klappe!
»Daphne und Cormac«, sagte Tallmadge mit seiner samtweichen Stimme. »Bitte lasst uns unsere Zusammenarbeit nicht auf diese Art beginnen. Ich sehe manche Dinge einfach anders, und ich bitte euch lediglich, offen gegenüber meiner Einstellung zu bleiben.« Er klopfte die Asche der Zigarre in einen Aschenbecher, nahm erneut einige tiefe Züge und beobachtete, wie der stechende weiße Rauch langsam zur Zimmerdecke aufstieg. »Ich sehe keinen Grund, warum ich in meinem Leben nicht so viel Spaß haben sollte wie möglich. Warum zum Beispiel sollte ich das Rauchen aufgeben? Es bedeutet keinerlei Gesundheitsrisiko für mich. Ich will ganz offen zu euch sein: Ich nehme auch andere suchterzeugende Substanzen, allerdings nur dann, wenn ich keine Arbeit zu erledigen habe. Ich werde mich nicht derart zerstreuen, wenn wir einen Auftrag haben, das verspreche ich euch. Aber was den Rest angeht – ›Spaß und Spiele‹, wie ich es gern nenne –, wo liegt das Problem? Wir sind keine Menschen. Warum sollten wir uns dann wie welche verhalten? Und Daphne, Cormac, wollt ihr mir wirklich weismachen, dass ihr in letzter Zeit kein menschliches Blut getrunken habt?«
»Natürlich haben wir das«, entgegnete ich abweisend. »Wie alle Vampire.«
»Oh, ich meine keinesfalls Blut von einer Blutbank. Ich meine warmes, lebendiges Blut aus dem zarten Hals eines Menschen. Könnt ihr mir in die Augen sehen und mir versichern, dass ihr es nicht getan habt … und dass ihr nicht daran denkt, davon träumt, euch danach verzehrt?«
Cormac machte sich gar nicht erst die Mühe, es zu leugnen. Ich kannte keine Einzelheiten über seine Gewohnheiten als Vampir, aber ich wusste, dass er sehr diskret und wählerisch war. Falls er einen Menschen biss, dann war es ein Geliebter oder ein williger Partner, kein Opfer. Und ich? Ich hatte meinen Geliebten Darius gebissen und ihn dadurch in ein Monster verwandelt, das er verachtete. Als ich Tallmadge jedoch antwortete, ließ ich diesen kleinen Ausrutscher – was ist schon ein Mal in einem Jahrhundert? – unter den Tisch fallen. »Ich denke vielleicht darüber nach, ich mag sogar davon träumen, aber deswegen tue ich es noch lange nicht.«
»Ach, Daphne, warum denn nicht? Warum beraubst du dich des absoluten Genusses? Die Menschen wollen unsere Sklaven sein, weißt du das denn nicht?«
Ich wusste es. Aber ich hatte vor langer Zeit beschlossen, aus dieser Schwäche keinen Vorteil zu ziehen. Wenn ich schon übermenschlich war, konnte ich auch versuchen, ein besserer Mensch zu sein. Ich besaß die Macht, meine Kräfte und Begabungen für höhere Dinge einzusetzen als Verderben … oder noch schlimmer, Mord. Ich antwortete jedoch lediglich: »Wir können das ein andermal ausdiskutieren, Tallmadge. Halten wir einfach fest, dass wir uns in diesem Punkt nicht einig sind. Ich habe heute Nacht noch etwas anderes vor, und bevor ich gehe, würde ich gern über diesen Attentäter Gage und unsere weiteren Schritte sprechen.«
»Und was sind eurer Meinung nach die nächsten Schritte?«, fragte Tallmadge Cormac, Benny und mich.
Cormac antwortete als Erster. »Im Moment wissen wir noch zu wenig. Wir müssen Gage finden und ihn aufhalten – innerhalb von wenig mehr als einer Woche. Was haben wir sonst noch an Informationen?«
»Wir kennen Gages vorige Opfer. Vielleicht gibt es irgendeine Verbindung zwischen ihnen?«, fragte Benny und bewies damit einmal mehr, dass sie keineswegs ein dummes Blondchen war.
»Ich könnte das recherchieren«, bot Tallmadge an und drückte seine Zigarre aus.
»Perfekt«, sagte ich. »Weitere Ideen?«
»Gibt es Überwachungsfotos von Gage?«, fragte Benny.
»Vielleicht sind sie auf der CD«, schlug ich vor.
»Vielleicht aber auch nicht«, erwiderte Tallmadge. »Ich werde nach Bildern von den anderen Attentaten suchen. Vielleicht hat irgendjemand zufällig ein Foto von dem Schützen gemacht. Die Opfer wurden doch erschossen, oder?«
»Die meisten schon, aber ich glaube, einer ist auch in die Luft gejagt worden«, sagte ich.
»Ich kümmere mich darum«, fuhr Tallmadge fort, »und ich schaue auch, ob sich irgendeine Organisation zu den Anschlägen bekannt hat.«
»Einige dieser Informationen befinden sich möglicherweise
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