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Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Titel: Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Aufgabe brachte, die vor mir lag. Es war bereits nach drei Uhr nachts. Mir blieb nur noch wenig Zeit, um Cormac meine Nachricht zu überbringen und vor Sonnenaufgang wieder zurück zu sein. Ich hegte keinerlei Bedürfnis, vom Tageslicht überrascht zu werden und mich dann den ganzen Tag über bei Opus Dei verstecken oder zusammen mit Cormac in seinem schuhschachtelgroßen Apartment in Greenwich Village kampieren zu müssen.
    Ich investierte hastige fünf Minuten in eine Computerrecherche über Opus Dei. Gut gewarnt ist halb gewappnet, sage ich immer. Dann hastete ich in mein Schlafzimmer und zog die Priestersoutane aus einer Kiste unter meinem Bett. Sie roch muffig und ein bisschen nach einem Jahre alten Old-Spice-Aftershave. Ich polsterte meine Figur mit Thermounterwäsche und einem Pullover aus, dann zog ich die lange Soutane darüber, versteckte meine Haare unter einem breitkrempigen Hut, setzte eine dunkle Sonnenbrille auf und fand in der obersten Schublade der Kommode sogar einen falschen Schnurrbart – ich benötigte oft Verkleidungen. Selbst meine eigene Mutter hätte mich nicht mehr erkannt.
    Ich ging zum Telefon und wählte Cormacs Nummer bei Opus Dei. Mit dem gekünstelten italienischen Akzent, mit dem wir uns in den 1980ern Zitate aus Saturday Night Live um die Ohren geworfen hatten – während einer der gelegentlichen Phasen, in denen wir einigermaßen gut befreundet gewesen waren –, sagte ich mit nasaler Stimme: »’Allo? Pippistrello Pizzeria, ich rufe an wegen Bestellung.«
    »Was? Es ist schon nach drei Uhr. Wer hat die Bestellung aufgegeben? Etwa schon wieder Vater Gordon?«, fragte Cormac verärgert.
    »Wir sind da in zwanzig Minuten. Wo soll ich hinbringen?«, fragte ich und versuchte dabei, mir die Verblüffung über Cormacs lange Leitung nicht anmerken zu lassen.
    »Drücken Sie auf die Klingel am Männereingang. In der Lexington«, erwiderte Cormac und legte auf.
    Fantastisch. Du bist ja wirklich ein Spitzenspion, Cormac, dachte ich und eilte zur Tür.
    Nach einer raschen Fahrt Richtung Downtown, während der der schläfrige Taxifahrer mich keines Blickes würdigte und außer »Wohin?« auch kein Wort verlor, trat ich auf den leeren Bürgersteig vor dem bogenförmigen Holzportal von Opus Dei. Ich drückte auf die Klingel und wartete. Die Kälte kroch langsam durch die Sohlen meiner Stiefel. Ich klingelte erneut.
    Endlich riss Cormac die Tür auf und brummte mit finsterem Gesichtsausdruck: »Immer mit der Ruhe – hey, wer sind Sie? Ich dachte, Sie wären der Pizzabote.«
    Mit gedämpfter Stimme – Opus Dei ist derart geheimnistuerisch, dass man nie weiß, ob sie nicht sogar die Türschwellen verwanzen – erwiderte ich: »Psst, Cormac, ich bin’s.«
    »Hä? Ich verstehe Sie nicht. Sprechen Sie lauter, Vater«, forderte er mich auf und öffnete die Tür weiter. »Wer, sagten Sie, sind Sie? Woher kommen Sie?«
    O mein Gott, dachte ich, holte tief Luft und sagte im aufgeblasensten Tonfall, den ich zustande brachte: »Ich bin Vater Guido Sarducci, aus Rom. Für mich ist ein Zimmer reserviert worden.« Mit diesen Worten drängte ich mich an Cormac vorbei in die Eingangshalle, in der es auch nicht viel wärmer war als draußen, und flüsterte: »Ich bin’s, Daphne, du Idiot.«
    Das Geräusch meiner Stiefel auf dem Linoleumboden schallte durch den kahlen, kleinen Eingangsbereich. Der Raum war geprägt von scharfen Kanten und düsteren Farben. Ich fühlte mich eingesperrt und bedroht, als sei dies ein Gefängnis und keine religiöse Einrichtung.
    Cormacs Augen weiteten sich. »Oh, Vater Sarducci, kommen Sie doch hier hinüber an den Empfang, ich sehe nach, ob es eine Notiz über Ihre Ankunft gibt«, sagte er mit gespieltem Eifer. Während wir zum Empfang gingen, flüsterte er: »Was tust du hier?« Als wir den hölzernen Tisch erreicht hatten, tat Cormac so, als suche er nach einem Stift, und blätterte durch ein Empfangsbuch, während er verstohlen die Lautstärke eines kleinen, tragbaren Fernsehers aufdrehte.
    Ich beugte mich über den Tisch zu ihm und drehte dabei das Gesicht zur Wand, so dass die Kameras, die die Eingangshalle filmten, nur meinen Rücken aufzeichneten. Cormac kam mit dem Kopf näher zu mir, und ich klärte ihn mit knappen Worten auf. »Mar-Mar will, dass du Unterlagen ausfindig machst, die in einem Sicherheitsraum in den unteren Kellergeschossen aufbewahrt werden, und herausfindest, wie wir sie hier rausbringen können.«
    »Was! Wann?«, fragte er atemlos.
    »Heute

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