Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
wären ganz schön sauer, wenn wir jemanden hochnähmen, von dem Sie geheime Informationen beziehen. Und ich wäre sauer, wenn Sie zur falschen Zeit jemanden verhaften …«
Plötzlich gab es einen lauten Knall. Ich wandte rasch den Kopf in die Richtung des Lärms. Ein schwerer Karton war zu Boden gefallen. Die Helfer hatten begonnen, die gepackten Kisten auf Handkarren zu laden, es sah ganz so aus, als mache man sich zum Aufbruch bereit. Johnson zog ein Handy aus der Tasche. Während er wählte, sagte er abweisend zu mir: »In Ordnung. Sie haben mich überzeugt. Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
Warum glaubte ich ihm nicht?
Benny und ich fuhren mit Daniels übrigen Leuten in einem gelben Schulbus zur Riverside Church. Während der Fahrt erstellten die Sicherheitsleute eine Liste mit Namen und verteilten Ausweise, die uns als Mitarbeiter identifizierten. Der große Kirchenkomplex erstreckte sich über zwei Blocks. An der Einhundertzwanzigsten Straße, ganz in der Nähe der Columbia University, bog der Bus auf einen hell erleuchteten Parkplatz ein, und wir stiegen aus. An einer der Außenwände prangte ein riesiges Banner mit der Aufschrift: DIE TROMMELSCHLÄGE FÜR DEN KRIEG WERDEN LAUTER. ES IST AN DER ZEIT, FÜR DEN FRIEDEN ZU MARSCHIEREN.
Benny und ich folgten den anderen in den Veranstaltungsraum, eine große, im gotischen Stil gehaltene Halle mit einer gewölbten Decke und steinernen Wänden und Säulen, in der etwa fünfhundert Leute Platz fanden. Unsere Schritte hallten auf dem Steinfußboden wider. Bei voller Besetzung würde der Lärm ohrenbetäubend sein. Ein solch höhlenartiger Raum in einer alten Kirche wäre nicht unbedingt meine erste Wahl für den Ort gewesen, an dem ich meine Präsidentschaftskandidatur verkünden wollte. Andererseits war ich ein Vampir, ein uralter Feind der Kirche und der Kirchenmänner, die seit Jahrhunderten versuchten, uns auszurotten. Joe A. Daniel hingegen hatte sich der Friedensbewegung angeschlossen und stand somit Schulter an Schulter mit den liberalen Christen. Ich war mir nicht sicher, wie sich all diese Leute fühlen würden, wenn ihnen bewusst wäre, dass ich mich mitten unter ihnen befand.
An einem Ende des Raumes stand eine Bühne mit einem Podium, das nur so strotzte vor Mikrofonen. Dahinter war eine Reihe von Klappstühlen aufgebaut. Im übrigen Raum gab es keine Sitzgelegenheiten. Die freiwilligen Helfer verwandelten sich wieder in fleißige Bienchen und stellten Tische in der Nähe der Eingangstür auf. Wir hatten die Halle durch einen Seiteneingang betreten, und Daniel verschwand umgeben von seinen Mitarbeitern in einen Nebenraum hinter der Bühne.
»Ich sehe mir mal die Sicherheitsvorkehrungen an«, sagte ich zu Benny.
»In Ordnung. Ich mische mich wieder unters Volk«, erwiderte sie.
Ich durchquerte den großen Raum und trat durch eine Tür, hinter der blaue Uniformen eine menschliche Mauer zu bilden schienen. Einige untersetzte Polizisten mühten sich ab, einen Metalldetektor zu errichten, und eine Polizistin legte tragbare Metallscanner auf einen Tisch. Johnson konnte ich jedoch nirgendwo entdecken. Wahrscheinlich befand er sich irgendwo hinter den Kulissen. Ein Übertragungswagen von Channel Two bog auf den Parkplatz ein, und einige Jugendliche strömten bereits auf das Gelände. Ich schlüpfte wieder zurück in den Veranstaltungsraum, in dem gerade Fernsehkameras neben der Bühne und im hinteren Bereich aufgebaut wurden.
Ich ging nach vorn zur Bühne und musste dabei Fernsehleuten und Reportern ausweichen. Benny hatte ihre Freiwilligenarbeit bereits beendet und begleitete mich, und wir konzentrierten uns beide darauf, die Menschen zu beobachten, die langsam den Raum zu füllen begannen. Ich entdeckte niemanden, der sich auffällig benahm, und spürte auch keine Art von Gefahr. Einige Reporter hatten sich in der Hoffnung, mit Daniel sprechen zu können, vor der Tür zum Nebenraum versammelt. LaDonna Chavez teilte ihnen eine vorbereitete Erklärung aus und wies darauf hin, dass es am nächsten Tag eine Pressekonferenz geben, Daniel aber heute Abend keine Fragen beantworten würde. Der Geräuschpegel schwoll langsam an, und Spannung lag in der Luft.
Irgendjemand fragte, warum Daniel bereits einen Tag früher in der Stadt war. LaDonna erwiderte lächelnd, dass Daniel in der Today -Show auftreten sollte und sie daher seinen Zeitplan ein wenig beschleunigte. Offenbar waren die Gerüchte eines möglichen Attentats noch nicht bis zur Presse
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