Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
den Mund in Ekstase geöffnet, stöhnte er plötzlich lauter. Ich spürte, wie er ein, zwei, dann ein drittes Mal seinen heißen Samen in mich ergoss und mich zu einem erneuten Orgasmus brachte. Ich wiegte mich auf ihm vor und zurück, stöhnend, blind vor Erregung, geflutet von seinen Säften und erfüllt von einer Hitze, die einen anhaltenden Strom der Ekstase durch meine Eingeweide schickte.
Dann war es vorbei. Ich fühlte mich schwach und außerstande, mich zu bewegen. Mit einem schweren Stöhnen zog sich Ducasse zurück und hinterließ in mir das Gefühl von Leere und Verlust. Ich konnte nicht ertragen, dass es schon vorbei war. Ein letztes Mal streckte ich mich auf ihm aus und schlug die Zähne in seinen Hals. Ich spürte das Platzen der Haut, schmeckte das salzige Blut. Ich musste aufpassen, dass ich nicht zu viel trank und ihn dadurch umbrachte. Er umfasste meinen Kopf mit den Händen, bis ich schließlich vollkommen gesättigt von ihm abließ. Ich küsste ihn. »Ducasse«, murmelte ich. »Oh, Ducasse, was bist du nur?«
Seine Augen öffneten sich, und sein hübsches Gesicht sah mich anbetend an. »Meine Herrin«, erwiderte er. »Ich bin ganz der Eure. Euer Sklave, Eure Kreatur, jetzt und für alle Ewigkeit.« Und irgendwo tief in meinem immer noch vernebelten Kopf wuchs eine unglaubliche Abscheu gegenüber dem, was ich gerade getan hatte.
Kapitel 8
Wenn eine schöne Frau eine Torheit begeht,
und zu spät bemerkt, dass Männer betrügen,
welcher Liebreiz kann dann ihre Melancholie lindern,
welche Kunst kann sie von ihrer Schuld reinwaschen?
Oliver Goldsmith
T rotz meines inneren Aufruhrs besaß ich die Geistesgegenwart, Ducasse um meine Weste und meinen Rucksack zu bitten. Ich wünschte, es wäre genauso einfach gewesen, meine Würde zurückzuerlangen. Da ich Ducasses Anblick nicht ertrug, befahl ich ihm, mich allein zu lassen, und streifte schnell das Priesterkostüm über, das ich zuvor in meiner Wohnung eingepackt hatte.
Ich verließ Tallmadges Club mit dem festen Entschluss, die Tür für immer hinter mir zu schließen. Dass ich dabei aussah wie Pater Guido Sarducci aus Saturday Night Live, verlieh dem Ganzen einen Hauch Absurdität. Trotz der späten Stunde ging ich zu Fuß vom Club zu Opus Dei, in der Hoffnung, dass die frische Luft mich wieder beleben würde. Ich hielt nur kurz an einem koreanischen Deli, um eine Tasse Kaffee zu trinken und dadurch die letzten Wermut-Visionen aus meinem Gehirn zu vertreiben.
Der erste Schluck des brühheißen Getränks verbrannte mir den Mund, und das Gefühl brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich quälte mich seit Verlassen des Clubs mit Selbstvorwürfen, wurde es aber langsam leid. Schließlich hatte ich unter Drogen gestanden und war hypnotisiert worden – andererseits hatte mich niemand gezwungen, den Absinth zu trinken, und mir war bereits im Vorfeld klar gewesen, dass ich auf der Hut sein musste. Tallmadge, der offenbar glaubte, dass ich vom Wege meiner eigenen Rasse abgekommen war, wollte mich unter allen Umständen wieder zur Herde zurückholen.
Im Gegensatz zu ihm glaubte ich, dass ich mich von einer Kreatur, die ewig nach neuen Vergnügungen suchte, zu einem Wesen mit Prinzipien entwickelt hatte. Der Ausrutscher im Club war ein furchtbarer Fehler gewesen, der Konsequenzen nach sich ziehen würde. Das Leben hatte mich in den letzten vierhundert Jahren eine Menge gelehrt, und eines wusste ich mit Sicherheit – ungestraft kam man nur selten davon. Um Sir Isaac Newton zu zitieren: »Auf jede Aktion folgt eine Reaktion.« Meine ausschweifende Begegnung mit Ducasse würde mich irgendwann unweigerlich wieder einholen und kräftig in den Arsch beißen.
Während ich darüber nachgrübelte und den schwarzen, bitteren Kaffee trank, setzte ich meinen Weg fort. Die Straßen waren menschenleer. Ab und zu fuhr ein Taxi vorbei und verlangsamte das Tempo, in der Hoffnung, dass ich es anhielt. Der Vollmond stand wie ein großer Scheinwerfer über den Gebäuden, die so weit vom Zentrum Manhattans entfernt nicht sonderlich hoch in den Himmel ragten. In der kalten, klaren Luft lag das Versprechen auf Frühling. Ich war an niemanden gebunden und musste niemandem Rechenschaft ablegen, trotzdem hatte ich mich mit dem Schlamassel auseinanderzusetzen und zu entscheiden, wie ich damit in Zukunft umgehen würde. Ich konnte mich bis in alle Ewigkeit mit Selbstvorwürfen plagen. Oder ich konnte der Versuchung nachgeben und genau das werden, was
Weitere Kostenlose Bücher