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Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Titel: Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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dämonischen Griff, meine Tage sind gezählt, und ich befürchte, dass mein Wissen für immer verlorengeht, wenn ich diese Aufgabe nicht vollende.
Ich bin der einzige noch lebende Vampir in Wien. Hitler und seine sadistischen Speichellecker treiben die Zigeuner in Deutschland, Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und hier im Süden auch in Österreich zusammen. Die SS metzelt die Menschen nieder, die uns jahrhundertelang Unterschlupf gewährt haben – Männer, Frauen und Kinder, unbarmherzig, an Ort und Stelle, zusammen mit ihren Pferden und Hunden. Einige Überlebende tauchen in Konzentrationslagern wieder auf, doch die meisten verrotten in Massengräbern, die die Erde, in der sie verscharrt wurden, in Trauer stürzen.
Die Dunkelflügel sind eine stolze, leidenschaftliche Rasse. Wir laufen nicht davon. Wir rächen uns.
Doch hier in Österreich sind wir vorerst geschlagen, und bevor auch ich getötet werde, fühle ich mich gezwungen, in diesem großen Buch der Weisheit all das niederzuschreiben, was wir über die Erde wissen, über die Vampire, die auf ihr leben, und über die Geschichte seit Anbeginn der Zeit.
Hier in diesem bescheidenen Hotel in der Schulerstraße höre ich die harten Schritte der Springerstiefel auf dem Kopfsteinpflaster. Nazi-Bastarde. Von diesem Zimmer aus kann ich die Straße überblicken und werde sie sehen, wenn sie mich holen kommen. Ich habe Hunderte dieser Totenkopf-Bestien in die Hölle geschickt, und ich hoffe, dass es noch einmal so viele werden, bevor sie mich töten.
Ich schweife ab. Meine Wut überwältigt meinen Intellekt, doch die Zeit ist zu kostbar für solche Nachgiebigkeit. Ich muss aufschreiben, was ich weiß. Ich lebe seit mehr als dreitausend Jahren auf dieser Erde und sehe vieles, dem Menschen keine Beachtung schenken, das Dunkelflügel jedoch niemals vergessen dürfen. Aber ich bin nicht nur selbst Zeuge dieser Dinge. Etliches wurde mir von den Alten anvertraut, die vor mir hier waren. Ich beginne also mit meinem Bericht.
    Ich blätterte durch das Manuskript. Es war viel zu lang, als dass ich es in dieser Nacht hätte vollständig lesen können, aber ich hatte noch niemals zuvor eine Geschichte meiner Rasse in den Händen gehalten und konnte nicht widerstehen, wenigstens einige Seiten zu lesen. Ich begann mit dem ersten Kapitel.
    Die Entstehung der Vampire
Die Alten lehrten, dass es weder Anfang noch Ende gibt. Vampire existieren schon sehr lange. Sie sind weder Mensch noch Gott, sondern leben seit jeher in einer Zwischenwelt.
Die Alten lehrten ebenfalls, dass Vampire in den frühen Tagen nomadische Kreaturen waren, in kleinen Sippen oder Clans zusammenlebten und Unterschlupf in Höhlen oder auf Bäumen suchten, unbekleidet, unkultiviert, ungebildet und untot.
Innerhalb des ersten Jahrtausends schlossen sie sich umherziehenden Roma an. Dieses Volk war der Magie gegenüber aufgeschlossen und wies Dämonen nicht zurück. Seit jener Zeit vermischten sich die Völker der Roma und der Vampire miteinander.
Viele Jahrtausende vor dieser Allianz – einige Darstellungen besagen vier-, andere sagen sechstausend Jahre zuvor – wurde der erste Vampir erschaffen. Es war eine Frau, ein Mensch, kein Dämon, und so schön, dass selbst die Steine bei ihrem Anblick weinten …
 
Eines Tages schritt die Frau über den Hang eines hohen Berges und wurde dabei von einem Unsterblichen erblickt, einer untergeordneten Gottheit ähnlich derer, die die Christen Engel nennen. Trotz seiner Attraktivität und seiner Anmut war er eine dunkle Gottheit, jähzornig und herzlos, von Krieg und Begierde gleichermaßen erregt. Beim Anblick der Frau wurde er von Verlangen übermannt, und er war entschlossen, sie zu besitzen.
Er ließ sich aus dem sternenbedeckten Himmel fallen und landete vor ihr im Gras. Dann trat er auf die Frau zu und forderte sie kühn auf, seine Gemahlin zu werden. Er versprach ihr nicht nur große Freuden und Reichtümer, sondern auch Unsterblichkeit. Doch die Frau liebte einen armen Schäfer und widerstand den Verlockungen des Gottes. Als er beharrlich blieb, beging sie eine große Dummheit und verspottete ihn. Dies machte den Gott so wütend, dass er sein Schwert zog und auf sie einstach. Ihr Blut rann aus ihrem Körper und versickerte in der Erde. Sie schrie auf und sank reglos und mit verblassendem Geist zu Boden.
Der Gott des Mondes, der zu dieser Zeit vorbeizog, hörte ihren Schrei. Er hatte Mitleid mit der Frau und nahm sie auf, um ihr das Leben zu retten. Die mindere

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