Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
ganze Telefoniererei führte in eine Sackgasse. Wenn Benny hätte ans Telefon gehen können, hätte sie es auch getan. Ich wusste nicht, ob sie unter Drogen stand oder sich einfach nur verlaufen hatte, und ich meine die Art von Verlaufen, wenn sich der vernünftige Teil des Gehirns ausschaltet und man jemand anderem hinterherläuft, der stärker ist. Oder schlauer.
Mir blieb nichts anderes übrig, als noch einmal zum Club zu gehen. Ich musste unbedingt vermeiden, Ducasse wiederzubegegnen, denn ich wusste, was dann geschehen würde. Wie Fitz gesagt hatte, es war, als böte man einem Alkoholiker einen Drink an, und meine zittrige Kontrolle über meinen Blutdurst war etwas, das ich so schnell nicht wieder auf die Probe stellen wollte.
Aber ganz egal, wo sich Benny befand oder warum – ich war überzeugt davon, dass sie nicht allein von dort wegkam. Ich musste sie finden, schließlich hatte ich damals meinem Team geschworen: »Ich werde niemals einen Kameraden in die Hände des Feindes fallen lassen.« Und Benny war nicht nur ein Teammitglied, sondern meine Freundin. Sie steckte in Schwierigkeiten, und ich musste sie nach Hause bringen.
Pünktlich zur Geisterstunde erreichte ich den Club. Bereits auf den Stufen vor dem Eingang brach mir kalter Schweiß aus, der meine Haut klamm werden ließ. Dies sollte ein rein geschäftlicher Besuch werden. Vielleicht hatte ich ja Glück, und Ducasse hatte heute seinen freien Tag.
Cathary öffnete mir die Tür.
»Ist Miss Polycarp hier?«, fragte ich ihn ohne Umschweife.
»Nein«, erwiderte er höflich, »sie ist heute Abend noch nicht eingetroffen.«
»Hat sie die letzte Nacht hier verbracht?«, drängte ich.
»Sie meinen, ob sie eines der Gästezimmer reserviert hat? Ich glaube nicht. Meines Wissens ist sie noch vor Morgengrauen gegangen.« Er verriet nicht eine Silbe mehr, als er musste.
»Ich habe keine Zeit für Spielchen, Cathary. Ist sie allein gegangen? Mit wem war sie zusammen?«
»Sie befand sich in Begleitung der Gräfin, und die beiden haben den Club kurz vor Tagesanbruch verlassen. Ich weiß jedoch nicht, wohin sie gegangen sind.«
»Mist. Ist denn Tallmadge hier?« Ich wurde langsam kribbelig und wollte so schnell wie möglich wieder verschwinden.
»Er ist oben. Soll ich ihn für Sie anrufen?«
»Ja, verdammt«, erwiderte ich. Ducasse konnte jede Minute den Flur entlangspaziert kommen.
Cathary tätigte einen kurzen Telefonanruf. »Sie können zu ihm raufgehen, wenn Sie es wünschen.«
»Alles klar. Sie brauchen mich nicht zu begleiten. Ich kenne den Weg«, sagte ich noch im Laufen und nahm immer zwei Stufen auf einmal.
Tallmadge saß auf dem Sofa und rauchte eine Zigarre. Als ich das Zimmer betrat, blies er eine Rauchwolke in meine Richtung und prostete mir mit einem Glas Wein zu. Er trug eine Nadelstreifenhose und hatte seine langen Beine auf dem Couchtisch ausgestreckt. »Welch unerwartete Freude, dich heute Abend hier zu treffen. Bitte setz dich doch zu mir.«
»Danke, ich stehe lieber. Ich bleibe nicht lange. Warum hast du mich nicht zurückgerufen?«, fragte ich anklagend.
Er betrachtete die Spitzen seiner polierten schwarzen Schuhe. »Weil ich nichts Nützliches herausgefunden habe. Ich warte noch darauf, dass mich die Gräfin kontaktiert«, erwiderte er, beugte sich vor und klopfte ein wenig Asche in einen gläsernen Aschenbecher. »Ich glaube, dass du überreagierst.«
»Und ich glaube, dass du falsch liegst. Selbst wenn Benny den Tag bei der Gräfin verbracht hat, wäre sie inzwischen in ihre Wohnung zurückgekehrt und hätte mich angerufen. Wo finde ich die Gräfin? Ich muss mit ihr reden.« Ich trat näher zu Tallmadge und starrte ihn wütend an.
»Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich sie nicht erreichen kann, Daphne. Aber hör mal, ich hätte dich ohnehin gefragt, ob du uns nicht begleiten möchtest«, sagte er, nahm die Füße vom Tisch und setzte sich aufrecht hin. »Morgen Nacht findet auf dem Landsitz der Gräfin eine Jagd statt. Vielleicht ist sie gerade mit den Vorbereitungen beschäftigt und ruft mich deswegen nicht zurück. Aber spätestens morgen kannst du mit ihr sprechen.«
»Eine Jagd?«, fragte ich. »Welche Art von Jagd?«
Tallmadges hübsches Gesicht verzog sich zu einem warmen Lächeln. »Eine Menschenjagd, Daphne. Die Gräfin ist schon seit Wochen mit den Vorbereitungen beschäftigt. Diese Jagden sind ihre Spezialität. Die Leute schwärmen noch lange Zeit später davon. Dieses Mal hat sie offenbar besonders
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