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Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Titel: Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Straße, für den Fall, dass sie aufschauten. Ich war auf der Suche nach einem Platz, von dem aus ich das Gespräch unbemerkt belauschen konnte. Kurz hinter der Kirche versteckte ich mich hinter einem Busch, so dass sie mich nicht mehr sahen. Ich verstand nicht jedes Wort – wenn die Ampel auf Grün sprang, wurden die Stimmen vom anfahrenden Verkehr verschluckt. Aber ich hörte genug.
    Chip sagte: »Ich weiß, dass du Schmerzen hast, aber die Tabletten sind politisch ein ganz heißes Ding.«
    Daniels wütende Worte prallten wie Stahlkugeln von den steinernen Wänden der Kirche ab. » Du weißt, dass ich Schmerzen habe? Du weißt überhaupt nichts. Du hast nicht die geringste Ahnung, was es bedeutet, Schmerzen zu haben. Diese Tabletten sind das Einzige, was mich davon abhält, mir den Kopf wegzupusten.«
    »Was ist mit der Rückenoperation, von der der Arzt gesprochen hat?«, fragte Chip.
    »Ich habe es dir doch schon gesagt – ich lasse mich nicht operieren. Ich habe bereits ein Bein verloren. Ich werde nicht den Rest meines Lebens im Rollstuhl verbringen.«
    »Du gehst immer vom Schlimmsten aus«, grummelte Chip.
    Daniels Stimme wurde noch lauter. » Du musst das Risiko ja nicht eingehen. Aber ich. Und ich werde es nicht eingehen. Und jetzt besorg mir die verdammten Tabletten!«
    »Ich weiß nicht …«, begann Chip, doch Daniel unterbrach ihn.
    »Wir reden von verschreibungspflichtigen Medikamenten, von Oxycodon aus der Apotheke. Du sollst mir schließlich nicht Heroin von der Scheißstraße besorgen.«
    Chip antwortete mit beinahe flehender Stimme. »Das weiß ich doch! Aber du nimmst so viele davon, dass der Arzt dir keine mehr verschreiben darf. Deine Dosis ist drei Mal so hoch wie verordnet.«
    »Nicht jeden Tag. Nur wenn ich Auto fahren oder stundenlang im Flugzeug sitzen muss.« Ein wenig ruhiger fuhr Daniel fort: »Ich gebe dir mein Wort: Sobald diese Kampagne vorbei ist, mache ich einen Entzug. Dann versuche ich es mit Epiduralanästhesie. Oder einem anderen Medikament. Aber momentan halte ich es ohne diese verdammten Pillen nicht aus.«
    »Wenn die Medien herausfinden …«
    »Mach nicht so einen Aufstand darum. Ich bin schließlich kein Drogenabhängiger.« Daniel klang, als stünde er kurz davor, die Kontrolle über sich zu verlieren.
    Chips Stimme wurde sanfter. »Das weiß ich ja. Aber durch die Tabletten bist du ziemlich gereizt. Deine Stimmung ist in letzter Zeit äußerst labil.«
    Daniels Wut kochte wieder hoch. »Jack Kennedy war auf Speed. Er hatte seinen persönlichen Doktor Sonnenschein, der ihn und Jackie mit Methamphetaminen hochgepuscht hat. Ich versuche einfach bloß zu funktionieren. Also hör auf, mir Schuldgefühle einzuflößen. Ich muss mich schon um genug andere Sachen kümmern. Verdammt noch mal, irgendwo da draußen hat es ein Killer auf mich abgesehen!«
    Chips gedämpfte Antwort konnte ich nicht verstehen. Ich schnappte nur den Rest auf: »Es tut mir leid, okay? Bitte entschuldige. Ich bin für dich da. Ich mache mir nur Sorgen um dich. Bald ist alles vorbei. Wir können das Ding gewinnen, Joe.«
    »Nur, wenn ich am Leben bleibe.«
    Ich hörte, wie sie die Kirchenstufen hinab zur Straße gingen, huschte hinter dem Busch hervor auf den Bürgersteig und ging in die andere Richtung davon, die Fifth Avenue entlang Richtung Dreißigste Straße. Die Nacht war mild, aber mir war so kalt wie schon lange nicht mehr. Ich besaß nun Informationen, die Daniel diskreditieren konnten, Informationen, für die sich J mit Sicherheit brennend interessierte. Aber würde ich sie ihm geben? Ich musste erst darüber nachdenken. Und ich fragte mich, wer sonst noch von Daniels Tablettensucht wusste. Dieses Geheimnis wartete förmlich darauf, gelüftet zu werden, und unter diesen Umständen war Daniel den Anhängern seiner Partei als toter Märtyrer vermutlich mehr wert denn als lebender Präsidentschaftskandidat. Wenn die Wahrheit an die Presse durchsickerte, würde Daniel die Wahl verlieren – da mochte es einigen in Daniels Lager sicherlich sinnvoller erscheinen, ihn umzubringen, bevor ein Skandal ausbrach.

    Unter keinen Umständen wollte ich jetzt zurück zur Parteizentrale. Ich richtete meine Aufmerksamkeit lieber darauf, Benny zu finden, und zog mein Handy hervor. Keine Nachrichten. Ich rief auf meinem Anrufbeantworter an. Auch dort keine Nachrichten. Ich versuchte es noch einmal bei Benny auf dem Handy. Sie nahm immer noch nicht ab. Ich rief Tallmadge an. Mit demselben Ergebnis.
    Diese

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