Rendezvous mit einem Mörder
die Katze weiter dem Genuss von Schweinefleisch süß-sauer und ging in ihr Schlafzimmer hinüber. Ihr infolge eines langen Tages und zahlloser in ihrem Kopf herumschwirrender persönlicher Fragen leicht erlahmter Instinkt setzte den Bruchteil einer Sekunde zu spät ein.
Ihre Hand lag an der Waffe, noch ehe sie die Bewegung mit den Augen registrierte. Dann jedoch ließ sie sie langsam wieder sinken, denn sie starrte in die lange Mündung eines todbringenden Revolvers.
Eines Colts, wie sie erkannte. Eines fünfundvierziger Colts, wie er – jeweils sechs Kugeln in der Trommel – zur Eroberung des amerikanischen Westens verwendet worden war.
»Dies hier wird Ihrem Boss nicht helfen, Rockman.«
»Das sehe ich anders.« Die Waffe auf ihr Herz gerichtet, trat er hinter der Tür hervor. »Nehmen Sie schön langsam Ihren Laser aus dem Holster, Lieutenant, und lassen Sie ihn fallen.«
Sie sah ihn reglos an. Der Laser war schnell, aber sicherlich nicht schneller als ein schussbereiter Colt. Auf diese Entfernung hinterließe die Kugel in ihrem Körper bestimmt ein sehr hässliches Loch. Also ließ sie ihre Waffe fallen.
»Und jetzt schieben Sie ihn mit dem Fuß zu mir herüber. Ah!« Mit einem freundlichen Lächeln blickte er auf ihre in Höhe ihrer Hosentasche verharrende Hand. »Und das Handy. Es wäre mir lieber, wenn diese Sache unter uns bliebe. Gut«, sagte er, als das Gerät ebenfalls krachend auf den Boden fiel.
»Es gibt sicher Leute, die Ihre Loyalität gegenüber dem Senator bewundernswert finden, Rockman. Ich hingegen finde sie eher dämlich. Ihm durch eine Lüge ein Alibi zu verschaffen, ist eine Sache. Eine Polizistin bedrohen, ist jedoch etwas völlig anderes.«
»Sie sind eine bemerkenswert intelligente Frau, Lieutenant. Trotzdem machen Sie eine ganze Reihe idiotischer Fehler. Hier geht es nicht um Loyalität. Ich möchte, dass Sie Ihre Jacke ablegen.«
Ohne ihn aus den Augen zu lassen, zog sie mit langsamen Bewegungen die Jacke aus, wobei sie unauffällig, während sie einen Arm aus dem Ärmel zog, den Rekorder in der Innentasche einschaltete. »Wenn Sie mich nicht aus Loyalität gegenüber Senator DeBlass mit einer Schusswaffe bedrohen, Rockman, warum bitte dann?«
»Es geht dabei um Selbsterhalt und Spaß. Ich hatte die ganze Zeit darauf gehofft, dass sich mir eine Gelegenheit bieten würde, Sie zu töten, aber mir war nicht ganz klar, wie ich das in meinem Plan hätte einbauen sollen.«
»In was für einen Plan.«
»Warum setzen Sie sich nicht? Auf die Bettkante. Ziehen Sie die Schuhe aus, und dann können wir etwas plaudern.«
»Meine Schuhe?«
»Ja, bitte. Das hier ist meine erste und sicher zugleich letzte Gelegenheit zu diskutieren, was ich erreicht habe. Die Schuhe.«
Sie setzte sich auf die Seite des Bettes, die dem Tele-Link am nächsten war. »Sie haben die ganze Sache zusammen mit DeBlass geplant und durchgezogen, stimmt’s?«
»Sie wollen ihn ruinieren. Er hätte Präsident werden können und am Ende vielleicht sogar den Vorsitz der World Federation of Nations, des Weltverbandes der Nationen, angetragen bekommen. Die sich allmählich umkehrenden politischen Strömungen hätten ihn garantiert irgendwann ins Weiße Haus befördert und noch weiter.«
»Und Sie an seiner Seite.«
»Natürlich. Und mit mir an seiner Seite hätte er erst unser Land und dann die ganze Welt in eine neue Richtung zu lenken vermocht. In die richtige Richtung, in der moralische Werte und eine starke Verteidigungsmacht noch etwas zählen.«
Möglichst langsam ließ sie den ersten ihrer Schuhe auf den Boden fallen, ehe sie die Schnürbänder des zweiten löste. »Eine starke Verteidigungsmacht – wie sie von Ihren alten Kumpanen bei SafeNet schon immer gefordert worden ist?«
Sein Blick war hart, sein Lächeln kalt. »Dieses Land wird bereits viel zu lange von Diplomaten angeführt. Unsere Generäle diskutieren und verhandeln, statt ihre Truppen zu befehligen. Mit meiner Hilfe hätte DeBlass diese Dinge innerhalb kürzester Zeit geändert. Aber Sie waren ja entschlossen, ihn und dadurch auch mich zur Strecke zu bringen. Jetzt hat er keine Chance mehr auf die Präsidentschaft.«
»Er ist ein Mörder, ein Kinderschänder – «
»Ein Staatsmann«, wurde sie von Rockman unterbrochen. »Sie werden ihn nie vor Gericht stellen.«
»Wir werden ihn vor Gericht stellen und verurteilen.
Daran können Sie auch dadurch nichts ändern, dass Sie mich umbringen.«
»Indem ich Sie töte, mache ich die von Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher