Rendezvous mit einem Mörder
von Beruhigungsmitteln stand. Ihre Augen wanderten über Eves Gesicht und verharrten oberhalb von ihrer Schulter, als sie ihr ihre Hand wieder entzog.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte sie mit genau derselben tonlosen Stimme zum nächsten Trauergast.
Ehe Eve noch etwas sagen konnte, packte jemand entschieden ihren Arm. Rockman bedachte sie mit einem ernsten Lächeln. »Lieutenant Dallas, der Senator und seine Familie wissen das Mitgefühl und die Anteilnahme zu schätzen, die Sie durch den Besuch des Gottesdienstes zum Ausdruck gebracht haben.« In der ihm eigenen ruhigen Art zog er sie diskret ein Stück zur Seite. »Trotzdem bin ich sicher, dass Sie verstehen, dass es für Sharons Eltern schwierig wäre, der mit den Ermittlungen betrauten Polizistin ausgerechnet über dem Grab ihrer Tochter zu begegnen.«
Eve ließ sich widerstandslos anderthalb Meter fortführen, ehe sie sich losriss. »Sie haben wirklich den passenden Beruf, Rockman. Das war ein wirklich dezenter und diplomatischer Weg, um mir zu sagen, dass ich von hier verschwinden soll.«
»Das wollte ich ganz und gar nicht.« Nach wie vor hatte er das für ihn typische aalglatte, höfliche Lächeln im Gesicht. »Aber es gibt eben für alles den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Ort. Sie genießen unsere uneingeschränkte Kooperationsbereitschaft, Lieutenant. Wenn Sie den Wunsch haben, die Familie des Senators zu befragen, kann ich das gerne arrangieren.«
»Das mache ich lieber selbst, und zwar zu dem von mir gewählten Zeitpunkt und an dem von mir gewählten Ort.« Da sein selbstgefälliges Lächeln ihr auf die Nerven ging, beschloss sie, dafür zu sorgen, dass er es verlor. »Wie steht es mit Ihnen, Rockman? Haben Sie eigentlich ein Alibi für die fragliche Nacht?«
Tatsächlich legte sich sein Lächeln – was ihr eine gewisse Befriedigung verschaffte –, doch er hatte sich sofort wieder in der Gewalt. »Das Wort Alibi missfällt mir.«
»Mir auch«, erwiderte sie und lächelte ihrerseits. »Und genau das ist der Grund, weshalb es mir ein solches Vergnügen bereitet, Alibis zu zerstören. Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Rockman.«
»In der Nacht, in der Sharon ermordet wurde, war ich in East Washington. Der Senator und ich haben ziemlich lange an einer Gesetzesvorlage gearbeitet, die er in den nächsten Monaten einbringen will.«
»Von EW bis New York ist es nicht gerade weit.«
»Das stimmt. Trotzdem habe ich in jener Nacht keine Reise dorthin unternommen. Wir haben bis beinahe Mitternacht gearbeitet, und dann habe ich im Gästezimmer des Senators übernachtet. Um sieben Uhr am nächsten Morgen haben wir zusammen gefrühstückt. Da Sharon Ihren eigenen Berichten zufolge um zwei Uhr ermordet worden ist, schränkt das meine Möglichkeiten ziemlich ein.«
»Auch eingeschränkte Möglichkeiten können manchmal genügen.« Doch das sagte sie nur, um ihn zu ärgern, ehe sie sich abwandte. In der Akte, die sie DeBlass überlassen hatte, hatte nichts von den manipulierten Sicherheitsdisketten gestanden. Der Mörder war bereits um Mitternacht im Haus gewesen, und Rockman hätte sicher nicht ausgerechnet den Großvater des Opfers als Zeugen für ein falsches Alibi genannt. Die Tatsache, dass er bis Mitternacht in East Washington gearbeitet hatte, machte demnach auch noch die eingeschränkteste Möglichkeit zunichte, dass er der Täter sein könnte.
Dann sah sie wieder Roarke und verfolgte mit großem Interesse, wie sich Elizabeth Barrister an ihn klammerte, während er den Kopf neigte und leise mit ihr sprach. Nicht gerade die übliche Form der Beileidsbezeugung durch einen völlig Fremden, dachte sie verwundert.
Überrascht zog sie die Brauen in die Höhe, als Roarke eine Hand an Elizabeths rechte Wange legte und sie auf die linke küsste, ehe er einen Schritt zurücktrat und mit ruhiger Stimme etwas zu ihrem Gatten sagte.
Dann ging er hinüber zum Senator, doch sie gaben sich nicht einmal die Hand, während sie kurz miteinander sprachen, ehe er, wie von Eve vermutet, alleine über das harte Wintergras zwischen den kalten Monumenten hindurchging, die die Lebenden für die Toten errichteten.
»Roarke.«
Er blieb stehen, drehte sich wie während des Gottesdienstes um und musterte sie. Sie hatte das Gefühl, als verrieten seine Augen eine Spur von Ärger, Trauer oder simpler Ungeduld, ehe sie sie erneut kalt, blau und unergründlich anstarrten.
Ohne jede Eile ging sie zu ihm hinüber. Etwas sagte ihr, dass er es gewohnt war, dass
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