Rendezvous mit einem Mörder
Konferenzanruf entgegengenommen. Das war so gegen acht Uhr fünfzehn. Sie können es gerne überprüfen.«
»Das werde ich auch tun.«
Als er grinste, versprühte er einen derart ungetrübten Charme, dass ihr Pulsschlag einmal aussetzte. »Da bin ich mir ganz sicher. Sie faszinieren mich, Lieutenant Dallas.«
»Und nach dem Gespräch?«
»Es endete gegen neun. Dann habe ich bis zehn Uhr meine Morgengymnastik gemacht und anschließend mehrere Stunden mit diversen Terminen in meinem Büro in der City zugebracht.« Er zog eine schmale, dünne Karte aus der Tasche, die, wie sie erkannte, ein Terminkalender war. »Soll ich die Termine einzeln auflisten?«
»Ich würde es vorziehen, wenn Sie mir einen Ausdruck ins Büro schicken könnten.«
»Kein Problem. Gegen sieben war ich wieder zu Hause und habe dort mit mehreren Mitarbeitern aus meiner japanischen Firma zu Abend gegessen. Das Essen begann um acht. Soll ich Ihnen die Speisekarte schicken?«
»Machen Sie sich nicht über mich lustig, Roarke.«
»Ich versuche lediglich, gründlich zu sein, Lieutenant. Der Abend endete recht früh. Gegen elf war ich allein, mit einem Buch und einem Brandy, bis ungefähr sieben Uhr morgens, als ich meine erste Tasse Kaffee getrunken habe. Hätten Sie vielleicht gerne noch eine?«
Sie hätte einen Mord begangen für eine weitere Tasse echten Kaffees, doch sie schüttelte den Kopf. »Dann waren Sie also acht Stunden lang allein. Haben Sie während der Zeit mit irgendwem gesprochen, irgendwen gesehen?«
»Nein. Niemanden. Ich musste am nächsten Tag in Paris sein und wollte einfach einen ruhigen Abend verbringen. Offenbar ein ziemlich schlechtes Timing. Andererseits, wenn ich jemanden hätte umbringen wollen, wäre ich wohl ziemlich schlecht beraten gewesen, wenn ich mir nicht gleichzeitig ein schützendes Alibi besorgt hätte.«
»Oder aber Sie wären derart von sich überzeugt gewesen, dass Sie es schlicht nicht als notwendig erachtet hätten«, erwiderte sie bissig. »Sammeln Sie nur antike Waffen, Roarke, oder benutzen Sie sie auch?«
»Ich bin ein hervorragender Schütze.« Er stellte seinen leeren Schwenker an die Seite. »Ich gebe Ihnen gern eine Kostprobe meines Könnens, wenn Sie kommen, um sich meine Sammlung anzusehen. Wäre Ihnen morgen recht?«
»Fein.«
»Sieben Uhr? Ich nehme an, Sie haben die Adresse.« Als er sich ein wenig vorbeugte, wurde sie starr, und als er mit einer seiner Hände über ihren Arm strich, hätte sie beinahe gezischt. Statt etwas zu sagen, lächelte er jedoch nur. »Sie müssen sich anschnallen«, erklärte er ihr leise. »Wir werden gleich landen.«
Er schloss ihren Gurt persönlich, wobei er sich fragte, ob er sie als Mann oder als Mordverdächtiger oder als Mischung aus beidem derart nervös machte. Nun, jede dieser Möglichkeiten war für sich genommen interessant – und jede dieser Möglichkeiten bot anregende Perspektiven.
»Eve«, murmelte er beinahe verträumt. »Was für ein schlichter, femininer Name. Ich frage mich, ob er zu Ihnen passt.«
Sie enthielt sich einer Antwort, als die Stewardess erschien, um die Teller, Tassen und Gläser fortzuräumen. »Waren Sie jemals in Sharon DeBlass’ Apartment?«
Sie hatte wirklich eine harte Schale, doch er war sich sicher, darunter säße ein weicher, heißer Kern, und er fragte sich, ob – nein, wann – er die Gelegenheit bekäme, sich diesen Kern genauer anzusehen.
»Nicht, solange sie dort Mieterin war«, erklärte er und lehnte sich erneut in seinem Sitz zurück. »Soweit ich mich entsinne, überhaupt niemals, obgleich es natürlich sein könnte.« Abermals lächelnd schloss er auch seinen Gurt. »Wie Sie bestimmt längst wissen, bin ich schließlich der Eigentümer des Hauses.«
Er blickte aus dem Fenster und verfolgte, wie ihnen die Erde entgegenzufliegen schien. »Haben Sie einen Wagen am Flughafen, Lieutenant, oder kann ich Sie vielleicht mitnehmen?«
4
E ve war hundemüde, als sie endlich den Bericht für Whitney fertig hatte und sich auf den Weg nach Hause machte. Sie war wütend und genervt. Mit ihrem Wissen, dass Roarke Eigentümer des Apartmenthauses war, hatte sie ihn aus dem Gleichgewicht bringen wollen, doch dadurch, dass er es ihr selbst in demselben beiläufig höflichen Ton erklärt hatte, in dem er sie zuvor gefragt hatte, ob sie eine Tasse Kaffee wollte, war er aus ihrem ersten Gespräch sozusagen mit einem Punkt Vorsprung hervorgegangen.
Ein Punkteverhältnis, das ihr eindeutig missfiel.
Es war an der
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