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Rendezvous mit einem Mörder

Rendezvous mit einem Mörder

Titel: Rendezvous mit einem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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interessant?, dachte sie mit einem halben Lächeln. Sicher wäre die Reise in die Welt von Roarkes Gedanken faszinierend.
    Den nächsten Schritt in diese Richtung würde sie am folgenden Abend um Punkt sieben unternehmen.
    Als sie ihre Klingel hörte, hob sie genervt den Kopf. »Speichern und Schließen, Dallas. Code Five. Abschalten.«
    Der Bildschirm schaltete sich ab, und sie erhob sich, um zu sehen, wer sie bei ihrer Arbeit unterbrach. Ein Blick auf ihren Sicherheitsmonitor jedoch genügte, dass ihr Stirnrunzeln verflog.
    »He, Mavis.«
    »Du hast es mal wieder vergessen, habe ich Recht?« Mit klirrenden Armreifen und eingehüllt in eine Wolke berauschenden Parfums fegte Mavis Freestone in die Wohnung. Das aktuelle glitzernde Silber ihrer Haare würde sich mit ihrem nächsten Stimmungswechsel ändern, jetzt jedoch wogte ihre Mähne wie ein Meer blitzender Sterne um ihre minimale Taille.
    »Nein, habe ich nicht.« Eve schloss die Tür hinter der Freundin. »Was habe ich vergessen?«
    »Unser gemeinsames Abendessen, das Tanzen, die geplanten Ausschweifungen.« Mit einem abgrundtiefen Seufzer ließ Mavis ihre in einem hautengen Anzug steckenden neunundvierzig Kilo auf das Sofa sinken und bedachte Eves schlichten grauen Anzug mit einem verächtlichen Blick. »So kannst du ja wohl unmöglich ausgehen.«
    Wie so oft in der Nähe der stets grell gekleideten Mavis fühlte sich Eve auch heute wie die Personifizierung des Mauerblümchens, als sie an sich heruntersah. »Nein, ich schätze, nicht.«
    »Also.« Mavis hob einen ihrer smaragdgrünen Fingernägel in die Luft. »Hast du es doch vergessen.«
    Das stimmte, doch jetzt fiel es ihr wieder ein. Sie und Mavis hatten die Absicht gehabt, sich gemeinsam den neuen Club anzusehen, den Mavis in der Raumstation in Jersey ausfindig gemacht hatte. Mavis zufolge waren die Typen dort – irgendwie auf Grund der Schwerelosigkeit – ohne Ausnahme beständig geil.
    »Du siehst fantastisch aus.«
    Es stimmte, auch wenn es nichts Besonderes war. Bereits acht Jahre zuvor, als Eve Mavis wegen leichten Diebstahls festgenommen hatte, hatte sie fantastisch ausgesehen. Eine von Kopf bis Fuß in Seide gehüllte Straßengöre mit flinken Fingern und einem strahlenden Lächeln.
    In den Folgejahren waren sie irgendwie Freundinnen geworden. Für Eve, die die Freunde, die nicht Bullen waren, an einer Hand abzählen konnte, war die Beziehung kostbar.
    »Du siehst kaputt aus«, sagte Mavis eher vorwurfsvoll als mitfühlend. »Und außerdem fehlt dir ein Knopf.«
    Automatisch betastete Eve die Jacke ihres Anzugs und fühlte die losen Fäden. »Scheiße. Hab ich’s doch gewusst.« Angewidert streifte sie die Jacke von den Schultern und warf sie in die Ecke. »Hör zu, es tut mir Leid. Ich habe es wirklich vergessen. Ich hatte heute ziemlich viel im Kopf.«
    »Einschließlich der Sache, für die du dir meinen schwarzen Mantel ausgeliehen hast?«
    »Ja, danke. Ich konnte ihn wirklich gut gebrauchen.«
    Mavis trommelte mit ihren smaragdgrünen Fingernägeln auf der Couchlehne herum. »Immer die verdammte Polizeiarbeit. Du musst wirklich endlich anfangen, dich mit Männern zu treffen, die keine Kriminellen sind, Dallas.«
    »Ich habe diesen Imageberater getroffen, den du mir vermittelt hast. Er war kein Krimineller, aber dafür ein Idiot.«
    »Du bist einfach zu anspruchsvoll – und außerdem ist das inzwischen sechs Monate her.«
    Da er versucht hatte, sie durch das Angebot einer gratis Lippentätowierung ins Bett zu bekommen, war Eve der Ansicht, dass sechs Monate bei weitem nicht genügten, doch sie behielt ihre Meinung für sich. »Dann ziehe ich mich wohl besser erst mal um.«
    »Du willst ja gar nicht ausgehen und dich mit den Jungs von der Raumstation amüsieren.« Mavis sprang derart energisch wieder auf, dass die schulterlangen Kristalltropfen an ihren Ohren klirrten. »Aber zieh trotzdem besser diese grauenhaften Sachen aus. Ich bestelle uns währenddessen etwas beim Chinesen.«
    Vor Erleichterung sackten Eve die Schultern herunter. Mavis zuliebe hätte sie einen Abend in einem lauten, überfüllten, lärmenden Club auf sich genommen und notgeile Piloten und sexhungrige Raumtechniker von ihrer Brust geschält. Bei der Vorstellung, stattdessen die Füße hochlegen und irgendein chinesisches Fastfood in sich hineinschaufeln zu können, fühlte sie sich wie im Paradies.
    »Und es macht dir wirklich nichts aus?«
    Mavis saß bereits vor dem Computer und wählte das von ihr gewünschte Restaurant.

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