Rendezvous mit einem Mörder
Aber es ist fast sicher davon auszugehen, dass sie beide denselben Mann kannten. Und dass dieser Mann sie beide ermordet hat. Beide Morde erfolgten nach demselben Muster, und wir werden dieses Muster nutzen, um ihn ausfindig zu machen. Hoffentlich, bevor er nochmals zuschlägt.«
»Sie glauben also, dass er das tun wird«, warf Rockman eilig ein.
»Ich bin sogar ganz sicher.«
»Die Mordwaffe?«, fragte DeBlass. »War es derselbe Typ?«
»Sie ist Teil des Musters.« Mehr würde Eve nicht sagen. »Zwischen den beiden Mordfällen gibt es grundlegende, unleugbare Ähnlichkeiten. Es besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass es sich um ein und denselben Täter handelt.«
Ein wenig ruhiger erhob sich Eve erneut von ihrem Platz. »Senator, ich habe Ihre Enkeltochter nie kennen gelernt und hatte keine persönliche Beziehung zu ihr, aber Mord empfinde ich immer als persönliche Beleidigung. Ich werde mit allen Mitteln versuchen, ihren Mörder zur Strecke zu bringen. Mehr kann ich nicht sagen.«
Er bedachte sie mit einem nachdenklichen Blick. Offensichtlich hatte er sie unterschätzt. »Sehr gut, Lieutenant. Danke dafür, dass Sie extra gekommen sind.«
Dergestalt entlassen ging Eve zusammen mit Feeney in Richtung der Tür. Im Spiegel sah sie, dass DeBlass Rockman ein Signal gab, auf das dieser mit einem Nicken reagierte. Allerdings wartete sie, bis sie draußen standen, ehe sie etwas zu ihrem Partner sagte.
»Dieser Hurensohn will uns beschatten.«
»He?«
»DeBlass’ Wachhund. Er will uns beschatten.«
»Himmel, warum denn das?«
»Um zu sehen, was wir machen, wohin wir gehen. Warum beschattest du jemanden? Aber wir werden ihn im Transportzentrum abhängen«, erklärte sie Feeney, während sie ein Taxi heranwinkte. »Halt die Augen offen, und guck, ob er dir nach New York folgt.«
»Ob er mir folgt? Und wo willst du hin?«
»Ich folge einfach meiner Nase.«
Es war kein schwieriges Manöver. Der im Westflügel gelegene Terminal des Nationalen Transportzentrums war stets das reinste Irrenhaus. Und während des Feierabendverkehrs, wenn sämtliche Passagiere Richtung Norden in der Sicherheitslinie zusammengepfercht und von Computerstimmen weitergeleitet wurden, war es sogar noch schlimmer. Shuttles und Rollbänder waren hoffnungslos überfüllt.
Eve ging einfach im Gedränge verloren, indem sie sich in einen Cross-Terminal-Transporter in Richtung Südflügel quetschte und dann eine U-Bahn nach Virginia bestieg.
Als sie in ihrer Bahn saß, zog sie, ohne auf die Angestellten zu achten, die nach Arbeitsende um Punkt vier in ihre Vorstadtparadiese zurückkehrten, ihr elektronisches Adressbuch aus der Tasche, fragte nach Elizabeth Barristers Adresse und nach dem günstigsten Weg.
Bisher war sie instinktiv richtig gefahren, sie saß in der richtigen Bahn und müsste nur einmal in Richmond umsteigen. Wenn sie weiter ein solches Glück hätte, könnte sie rechtzeitig zum Abendessen schon wieder daheim sein.
Sie stützte ihr Kinn auf eine ihrer Fäuste und spielte mit den Knöpfen ihres Videobildschirms herum. Eigentlich wollte sie die Nachrichten gewohnheitsmäßig überspringen, als plötzlich ein allzu vertrautes Gesicht auf dem Monitor erschien und sie die Suche nach einem anderen Sender unterbrach.
Roarke, dachte sie und kniff die Augen zusammen. Der Typ tauchte einfach ständig auf. Mit zusammengepressten Lippen steckte sie sich den Audioknopf ins Ohr.
»…bei der Realisierung dieses internationalen Multimilliarden-Dollar-Projekts werden Roarke Industries, Tokayamo und Europa Hand in Hand arbeiten«, erklärte der Nachrichtensprecher. »Es scheint, als würde nun nach dreijährigen Vorbereitungen mit dem Bau des viel diskutierten, sehnlich erwarteten Olympus Resort begonnen.«
Olympus Resort, dachte Eve und durchforstete ihre Erinnerung. Irgendein erstklassiges, schweineteures Ferienparadies. Eine einzig dem Vergnügen und der Unterhaltung dienende Raumstation.
Sie schnaubte verächtlich auf. War es nicht geradezu typisch, dass er seine Zeit und sein Geld in einen solchen Schnickschnack investierte?
Wenn er dabei nicht seine maßgeschneiderten Seidenhemden verlor, machte er damit sicher ein weiteres Vermögen.
»Roarke – eine Frage, Sir.«
Sie beobachtete, wie Roarke auf einer langen Marmortreppe stehen blieb und angesichts der Störung durch den Journalisten – genau, wie sie es von ihm kannte – eine seiner Brauen hochzog.
»Könnten Sie mir sagen, weshalb Sie so viel Zeit und Mühe sowie
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