Rendezvous mit einem Mörder
Melody-Master bestand.
Eve lehnte wenig höflich das Angebot eines Typen mit einer Kapuzenjacke ab, ihr einen Drink in einer der intimen Rauchecken zu spendieren, quetschte sich durch das Gedränge an einen kleinen Tisch, bestellte einen Screamer und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, um Mavis zuzusehen.
Sie war gar nicht so übel. Zwar war sie auch nicht besonders gut, aber die Besucher des Lokals schienen nicht allzu wählerisch zu sein. Heute Abend brachte Mavis ihren straffen schmalen Körper mit wilden violett-orangefarbenen Streifen sowie mit strategisch günstig verteilten smaragdgrünen Tupfern vorteilhaft zur Geltung, und sprang jetzt unter dem lauten Klimpern zahlreicher Armreifen und Ketten über die kleine, leicht erhöhte Bühne, während dreißig Zentimeter tiefer die Menschenmasse im selben Rhythmus hin und her wogte.
Eve verfolgte, wie auf der Tanzfläche ein kleines, versiegeltes Päckchen weitergereicht wurde. Natürlich handelte es sich bei dem Inhalt um irgendwelche illegalen Drogen. Man hatte versucht, sie zu bekämpfen, sie zu legalisieren, zu ignorieren und den Gebrauch zu regulieren. Nichts schien zu funktionieren.
Allerdings konnte sie sich einfach nicht aufraffen, jetzt jemanden zu verhaften, sodass sie stattdessen einfach eine Hand hob und ihrer Freundin auf der Bühne zuwinkte.
Plötzlich endete der Gesang. Mavis sprang von dem Podest, fädelte sich durch das Gedränge und schob eine ihrer angemalten Hüften auf die Kante von Eves Tisch.
»Hallo, Fremde.«
»Du siehst gut aus, Mavis. Wer hat dich so bemalt?«
»Oh, dieser Typ, von dem ich dir erzählt habe.« Sie drehte sich um und klopfte mit einem ihrer zweieinhalb Zentimeter langen Nägel auf ihre linke Pobacke. »Caruso. Guck mal, er hat mich sogar signiert. Hat mich kostenlos bemalt, dass ich seinen Namen ein bisschen bekannt mache.« Ihre Augen wurden groß, als die Bedienung ein langes, schlankes, mit einer schaumigen blauen Flüssigkeit gefülltes Glas vor Eve abstellte. »Ein Screamer? Warum hast du stattdessen nicht einfach einen Hammer mitgebracht, mit dem ich dir hätte auf den Kopf hauen können?«
»Ich hatte einen wirklich beschissenen Tag«, murmelte Eve und nahm den ersten schockierenden Schluck. »Himmel. Das Zeug schmeckt einfach grauenhaft.«
Besorgt beugte sich Mavis ein Stück vor. »Ich könnte mir für den Rest des Abends frei nehmen.«
»Nein. Schon gut.« Eve setzte ihr Leben mit einem zweiten Schluck aufs Spiel. »Ich wollte mir nur mal wieder den Schuppen ansehen und ein bisschen Dampf ablassen. Mavis, du nimmst doch keine Drogen, oder?«
»Also bitte.« Eher betroffen als beleidigt packte Mavis Eve bei den Schultern und schüttelte sie leicht. »Ich bin clean, das weißt du. Hier machen ein paar Sachen die Runde, aber alles noch im harmlosen Bereich. Ein paar Happy Pills, ein paar Tranquilizer, ein paar Stimmungsaufheller.« Sie machte ein ernstes Gesicht. »Falls du die Absicht hast, eine Razzia durchzuführen, könntest du das wenigstens an meinem freien Abend tun.«
»Tut mir Leid.« Wütend auf sich selbst, fuhr sich Eve mit den Händen durchs Gesicht. »Ich bin heute Abend einfach keine angenehme Gesellschafterin. Geh also besser wieder auf die Bühne und sing weiter. Ich höre dich wirklich gern.«
»Klar. Aber falls du doch ein bisschen Gesellschaft haben willst, während du dich betrinkst, gib mir ein Zeichen. Dann komme ich gern noch mal zurück.«
»Danke.« Eve lehnte sich zurück und schloss müde ihre Augen. Zu ihrer Überraschung wurde die Musik urplötzlich langsamer, ja sogar etwas weicher. Wenn man sich nicht umsah, war es gar nicht so schlimm.
Für zwanzig Kreditpunkte hätte sie sich eine Stimmungsbrille mieten können, durch die man zu der Musik passende Lichter und Formen zu sehen bekam, momentan jedoch bevorzugte sie die Schwärze hinter ihren Lidern.
»Ich hätte nicht gedacht, dass es Ihnen in einer solchen Absteige gefällt, Lieutenant.«
Eve öffnete die Augen und starrte in Roarkes regloses Gesicht. »Ich brauche mich nur einmal umzudrehen, und schon tauchen Sie auf.«
Er nahm ihr gegenüber Platz. Der Tisch war klein genug, dass ihre Knie sich berührten, und er schmiegte seinen Schenkel beinahe zärtlich an ihr Bein. »Sie haben mich angerufen – vielleicht erinnern Sie sich noch daran –, und als Sie sich ausgeklinkt haben, haben Sie diese Adresse hinterlassen.«
»Ich wollte einen Termin und kein gemeinsames Besäufnis.«
Er musterte ihr Glas, beugte sich
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