Rendezvous mit einem Mörder
ein wenig vor und schnupperte vorsichtig an dem Getränk. »Solange Sie ein solches Gift trinken, werde ich mich Ihnen auch bestimmt nicht anschließen.«
»Leider gibt es hier weder guten Wein noch alten Scotch.«
»Warum gehen wir nicht irgendwohin, wo es diese Dinge gibt?« Er legte seine Hand auf ihre Finger, worauf sie stirnrunzelnd den Arm zurückzog.
»Dazu bin ich wirklich nicht in der Stimmung. Geben Sie mir einen Termin, und dann hauen Sie ab.«
»Einen Termin wofür?« Er verfolgte mit hochgezogenen Brauen, wie die Sängerin auf der Bühne mit den Augen rollte und mit den Armen fuchtelte. »Falls die Sängerin nicht gerade irgendeinen Anfall hat, glaube ich, dass sie Ihnen irgendein Zeichen zu geben versucht.«
Resigniert blickte Eve in Richtung der Bühne und schüttelte erschöpft den Kopf. »Sie ist eine Freundin von mir.« Als Mavis grinsend beide Daumen in die Luft reckte, schüttelte sie noch heftiger den Kopf. »Sie denkt, ich hätte einen Treffer gelandet.«
»Haben Sie ja auch.« Roarke nahm ihren Drink und stellte ihn auf den Nebentisch, wo sofort einige gierige Hände darum stritten. »Schließlich habe ich Ihnen soeben das Leben gerettet.«
»Verdammt – «
»Wenn Sie sich schon unbedingt betrinken wollen, Eve, dann tun Sie es doch bitte wenigstens mit etwas, was Ihre Magenwände nicht vollkommen zerstört.« Er überflog die Karte und schauderte schmerzlich. »Was bedeutet, dass Sie nichts von dem trinken sollten, was hier angeboten wird.« Er erhob sich und griff nach ihrer Hand. »Kommen Sie.«
»Ich fühle mich hier durchaus wohl.«
Geduldig beugte er sich zu ihr herab. »Sie versuchen doch nur, sich weit genug zu betrinken, um sich mit jemandem anlegen zu können, ohne sich über die Konsequenzen Gedanken machen zu müssen. Wenn Sie mit mir zusammen sind, brauchen Sie sich nicht extra zu betrinken, um sich streiten zu können, ohne sich über die Folgen sorgen zu müssen.«
»Warum?«
»Weil Ihr trauriger Blick mich anrührt.« Noch während sie versuchte, diese überraschende Feststellung zu verarbeiten, zog er sie auf die Füße und weiter Richtung Ausgang.
»Ich fahre nach Hause«, erklärte sie ihm.
»Nein, das tun Sie nicht.«
»Hör zu, Kumpel – «
Ehe sie weitersprechen konnte, stand sie plötzlich mit dem Rücken an der Wand und spürte seinen Mund auf ihren Lippen.
Sie kämpfte nicht dagegen an. Die Plötzlichkeit des Kusses, der darunter schwelende Zorn und ihr schockierendes Verlangen trafen sie wie ein harter Fausthieb.
Es dauerte nur Sekunden, ehe er sich wieder von ihr löste. »Hören Sie auf«, verlangte sie und hasste den zitternden, flüsternden Ton, in dem sie sprach.
»Wie Sie meinen«, antwortete er, während er selbst um Fassung rang. »Aber es gibt einfach Augenblicke, in denen man einen anderen Menschen braucht. Und jetzt brauchen Sie mich.« Ungeduldig zog er sie nach draußen. »Wo ist Ihr Wagen?«
Sie winkte den Block hinunter und ließ zu, dass er sie über den Gehweg zerrte. »Ich weiß wirklich nicht, wo Ihr Problem ist.«
»Sie scheinen das Problem zu sein. Wissen Sie, wie Sie eben ausgesehen haben?«, fragte er, während er die Wagentür aufriss. »In dieser grauenhaften Kneipe, mit geschlossenen Lidern und dicken Ringen unter den Augen?« Die Erinnerung daran entfachte aufs Neue seinen Zorn, sodass er sie unsanft auf den Beifahrersitz drängte und sich hinter das Lenkrad schob. »Wie ist Ihr verdammter Code?«
Geradezu fasziniert von seiner schlechten Laune gab sie selbst die Zahlen ein, bevor er den Startknopf drückte und den Wagen aus der Lücke zu bugsieren begann.
»Ich habe versucht, mich zu entspannen«, erklärte Eve mit leiser Stimme.
»Sie wissen gar nicht, wie man das macht«, fuhr er sie wütend an. »Sie laden sich alles Mögliche auf die Schultern und werden anscheinend nichts davon jemals wieder los. Sie sind eine verdammt gradlinige Frau, aber auf Ihrem Weg vollführen Sie einen gefährlichen Balanceakt.«
»Dazu wurde ich ausgebildet.«
»Sie haben nicht die geringste Ahnung, womit Sie es in diesem Fall zu tun haben.«
Sie ballte zornig ihre Fäuste. »Aber Sie wissen es, ja?«
Einen Moment lang kämpfte er mit seinen Gefühlen. »Darüber sprechen wir am besten später.«
»Ich will aber jetzt reden. Ich habe gestern Elizabeth Barrister besucht.«
»Ich weiß.« Allmählich passte er seinen Fahrstil den Grillen ihres Wagens an. »Sie frieren. Stellen Sie die Heizung an.«
»Die ist kaputt. Warum haben Sie
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