Rendezvous mit einem Mörder
mir nicht erzählt, dass sie Sie angefleht hatte, sich um Sharons Bekanntschaft zu bemühen, sich zu ihrem Gesprächspartner zu machen?«
»Weil Beth mich darum gebeten hatte, die Sache vertraulich zu behandeln.«
»Was für eine Beziehung haben Sie zu Elizabeth Barrister?«
»Wir sind Freunde.« Roarke sah sie von der Seite an. »Ich habe tatsächlich ein paar Freunde. Und Elizabeth und Richard gehören dazu.«
»Und der Senator?«
»Ich kann diesen verdammten aufgeblasenen Heuchler nicht ausstehen«, erklärte Roarke in ruhigem Ton. »Falls er tatsächlich von seiner Partei für die Präsidentschaft nominiert wird, werde ich alles in meiner Macht Stehende unternehmen, um die Kampagne seines Gegners zu unterstützen. Selbst wenn es sich dabei um den Teufel persönlich handeln sollte.«
»Sie sind ziemlich direkt«, erklärte sie mit dem Anflug eines Lächelns. »Wussten Sie, dass Sharon über alles Aufzeichnungen hatte?«
»Davon konnte man wohl ausgehen. Schließlich war sie eine Geschäftsfrau.«
»Ich spreche nicht von Geschäftsbüchern. Ich spreche von Tagebüchern, von persönlichen Tagebüchern. Von Geheimnissen, von möglicher Erpressung.«
Schweigend dachte er darüber nach. »So, so. Dann haben Sie jetzt also endlich ein Motiv gefunden.«
»Das bleibt abzuwarten. Sie haben eine Menge Geheimnisse, Roarke.«
Mit einem leisen Lachen hielt er den Wagen vor dem Tor der Einfahrt zu seinem Stadthaus an. »Glauben Sie wirklich, ich wäre ein geeignetes Erpressungsopfer, Eve? Glauben Sie wirklich, dass eine verlorene, bedauernswerte Frau wie Sharon weit reichendere Informationen über mich hätte ausgraben und gegen mich verwenden können als Sie selbst?«
»Nein.« Das war einfach. Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Ich komme nicht mit rein.« Das war alles andere als leicht.
»Wenn ich Sie hierher gebracht hätte, um mit Ihnen zu schlafen, dann würden wir auch miteinander schlafen. Das wissen wir beide sehr genau. Aber Sie wollten mich sehen. Sie wollen mit der Waffe schießen, mit .der Sharon und das andere Mädchen umgebracht wurden, oder etwa nicht?« Sie atmete vorsichtig aus. »Ja.«
»Jetzt haben Sie die Gelegenheit dazu.« Das Tor wurde geöffnet, und er fuhr hindurch.
10
M it demselben missbilligenden Blick nahm derselbe Butler mit derselben ansonsten steinernen Miene Eves Jacke entgegen, als sie das Haus betrat.
»Schicken Sie uns bitte Kaffee in das Schießzimmer«, befahl Roarke seinem Angestellten und führte Eve über die breite Treppe in die obere Etage.
Wieder hielt er ihre Hand, doch Eve kam zu dem Schluss, dass diese Geste weniger gefühlvoll als vielmehr zielgerichtet war – er wollte sie schlicht daran hindern, kehrtzumachen, und obgleich sie ihm einfach hätte sagen können, dass sie viel zu fasziniert war, um irgendwohin zu flüchten, stellte sie fest, dass sie seine Verärgerung viel zu sehr genoss, um ihm eine solche Befriedigung zuteil werden zu lassen.
Als sie den dritten Stock erreichten, ging er flüchtig seine Waffensammlung durch und wählte ohne zu zögern zwei Pistolen aus. Sein Umgang mit den Antiquitäten verriet eine aus der gewohnheitsmäßigen, vielleicht sogar regelmäßigen Benutzung erwachsene Erfahrung.
Er war niemand, der einfach kaufte, um etwas zu besitzen. Ganz offensichtlich benutzte er die Dinge, die er hatte, und Eve fragte sich, ob ihm bewusst war und wenn ja, ob es ihn interessierte, dass diese Tatsache nicht unbedingt zu seinen Gunsten sprach.
Er verstaute die von ihm gewählten Waffen in einer ledernen Schatulle und trat an eine Wand.
Sowohl die Sicherheitskonsole als auch die Tür selbst waren derart clever in einem Landschaftsgemälde verborgen, dass sie sie wohl niemals entdeckt hätte. Er drückte ein paar Knöpfe, das »Trompe l’oeil« öffnete sich lautlos, und sie entdeckte einen dahinter versteckten komfortablen Lift.
»Von hier aus gelangt man nur in ganz private Räume«, erklärte er, als Eve mit ihm gemeinsam den Fahrstuhl betrat. »Ich führe nur sehr selten Gäste hinunter in mein Schießzimmer.«
»Warum?«
»Meine Sammlung und die Benutzung der Waffen sind ausschließlich Personen vorbehalten, die sie zu schätzen wissen.«
»Wie viel kaufen Sie auf dem Schwarzmarkt?«
»Allzeit die Polizistin.« Er bedachte sie mit einem süffisanten Grinsen, und sie war sich sicher, dass er dabei sogar noch die Zunge in die Backe schob. »Natürlich kaufe ich nur von offiziellen Händlern.« Sein Blick fiel auf ihre
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