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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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Frechheit! Da eine Dame nie das aussprechen würde, was Chloe gerade dachte, sauste sie von dem Tisch mit den Erfrischungen weg, zog einen Pfeil aus ihrem Zinnköcher, umschloss den grünen Griff aus Samt, hob ihren Bogenarm und hielt ihn still. Sie spannte die gedrehte Bogensehne langsam nach hinten, bis ihr Daumen an den Kiefer stieß und ihr Zeigefinger fast ihren Mundwinkel berührte, und – blinzelte. Da. Jetzt sah sie die Mitte der Zielscheibe deutlich. Sie zielte, hielt den Atem an und dachte, dass all die Stunden im Bogenschießen in der Sommerfreizeit von vor so vielen Jahren sich nun lohnen müssten. Sie ließ den Pfeil los, behielt aber ihre Schießhaltung bei, bis sie hörte, wie der Pfeil sein Ziel traf. Peng! Der Pfeil prallte vom Rand der Zielscheibe ab und fiel ins Gras. Sie wollte ihren Bogen auf den Boden werfen, lehnte sich aber stattdessen auf ihn und runzelte die Stirn.
    Grace, auf der anderen Seite des Felds, formte etwas mit den Lippen zu Sebastian. Sebastian formte etwas mit den Lippen zurück. Hatte Henry etwa Recht? Brauchte sie eine Brille? War dies eine Sache, die mit annähernd vierzig so schleichend eingetreten war, dass sie sie kaum bemerkt hatte? In ihrem Köcher waren noch fünf Pfeile. Sie drehte sich zu Henry um, der auf dem Rand seines Stuhls saß.
    »Mr Wrightman – Henry?«, sagte sie nur, woraufhin er sofort zu ihr herübergeeilt kam.
    Er sagte kein Wort. Er nahm nur seine sehr klobige Brille aus dem neunzehnten Jahrhundert von der Nase, deren Gläser so dick waren wie das Glas eines Monokels. Eine Haarsträhne fiel ihm in die hellbraunen Augen, und er strich sie weg. Er wischte die Gläser mit seiner Halsbinde sauber und schob ihr die Brille auf die Nase, als würde er ihr einen Verlobungsring an den Finger stecken. Zuerst sah sie gar nichts außer einem verschwommenen Fleck, und sie hob die Hand, um die Brille wieder auszuziehen, doch dann plötzlich wurde der Blick klar: der Kreis in der Mitte, die äußeren Ringe … Moment – jetzt sah sie die einzelnen Blätter an den Bäumen statt grüne Bündel. Sie sah Pfingstrosen in den Gärten und nicht verschwommene rosafarbene Flecken. Selbst in der Ferne sah sie Sebastians Taschenuhr von seiner Hose herunterbaumeln.
    Sie nahm ihre Schießhaltung ein, hielt den Atem an und schoss. Volltreffer! Sie atmete ein.
    »Davon brauchen Sie noch fünf«, murmelte Grace und lehnte sich lässig gegen ihren Bogen, als wäre es eine Straßenlaterne.
    Vier Volltreffer später standen Sebastian, Henry und Mrs Crescent klatschend auf. Grace warf ihren Köcher über die Schulter und verschränkte die Arme. Julia tat das Gleiche und trommelte mit den Fingern gegen ihre Muskeln am Oberarm.
    Chloe hielt den letzten Holzpfeil in ihrer behandschuhten Hand. Sie stellte sich vor, Amor zu sein, mit lockigem Haar und Flügeln, während sie den Pfeil mittig auf die Sehne anlegte und ihre Schießhaltung einnahm. Genau in diesem Moment entschloss sich Grace, Chloe ziemlich unsanft auf den Fuß zu treten, die daraufhin Pfeil und Sehne losließ, wenngleich sie noch nicht einmal ihren Bogenarm gehoben hatte. Der Pfeil löste sich wie in Zeitlupe von ihrem Bogen und flog los in Richtung Henry.
    Chloe presste eine Sekunde die Augen zu. Amor hin, Amor her, sie hatte gewiss keinen Pfeil auf Henry schießen wollen.
    Grace tat alles, um so zu tun, als fiele sie in Ohnmacht. »Oh Gott.« Sie sank auf das Gras. »Ich kann den Anblick von Blut nicht ertragen«, rief sie und täuschte vor, ohnmächtig zu werden.
    »Blut?!« Chloe lief hinüber zu dem im Gras sitzenden Henry. Er war bereits dabei, seine Jacke zu öffnen und nach der Wunde zu sehen.
    Chloes Herz klopfte.
    »Der Pfeil hat mich nicht getroffen«, beruhigte er sie.
    Chloe atmete erleichtert auf. »Gott sei Dank.«
    Henry sah sie einen Augenblick an, dann drehte er sich weg und rappelte sich wieder hoch. »Ich glaube, er hat nur meine Taschenuhr getroffen und prallte dann ab.«
    Chloe sah, dass Grace es geschafft hatte, mit ihrer Ohnmacht praktischerweise in Sebastians Armen zu landen. Er versuchte sie mit ihrem Riechfläschchen und dem Fächer wiederzubeleben, als wäre das notwendig. Beim Anblick von Grace in seinen Armen lief es Chloe kalt über den Rücken.
    Chloe fand den Pfeil, hob ihn auf und untersuchte seine Spitze. »Auf dem Pfeil ist auch kein Blut.«
    »Er hat mich wirklich nicht getroffen«, sagte Henry und knöpfte seine Jacke wieder zu.
    In diesem Moment schien Grace wie durch ein Wunder wieder

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