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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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Tränen. Sie hatte zwar keine Wimperntusche aufgelegt, doch war zu befürchten, dass der Lidstrich aus Kerzenruß verschmieren könnte. Vorsichtig betupfte sie ihre Augenwinkel mit dem Handschuh.
    Henry bot ihr wie selbstverständlich ein Taschentuch, wie er es stets bei sich trug, an. Diese altmodische Geste berührte sie zutiefst.
    Eine ältere Frau, die in einer Wolke von Chanel und einem Kleid aus unzähligen Lagen von Seide heranschwebte, brach in die Idylle ihrer kleinen Dreisamkeit ein. »Mr Wrightman …« Sie sprach zu Henry, schaute aber zuerst hinunter auf Chloe, um ihr dann absichtlich den Rücken zuzuwenden.
    Chloe spürte, wie die Köchin ihre Hand leicht drückte.
    Die Frau hakte sich bei Henry unter. »Ich muss Sie einfach meiner Nichte vorstellen, die aus London hergekommen ist. Sie ist Ärztin wie Sie. Sie werden Sie bestimmt mögen.«
    Wer waren diese Leute? Und warum mischten sie sich unter die Ungewaschenen der Reality-Show?
    Henry verbeugte sich. Während die Frau ihn fortführte, schaute er über seine Schulter zurück zu Chloe. »Reservieren Sie für mich zwei Tänze!«
    »Natürlich.« Chloe nickte. Als sie wieder aufschaute, waren Henry und seine Begleitung in der Menge verschwunden. Puff . Es fühlte sich an, als hätte jemand die Lichter ausgemacht. Ihre Augen durchsuchten den Raum nach ihm.
    »So.« Die Köchin tippte mit ihrem Fächer auf Chloes Knie. »Mrs Crescent sagt, Sie wären von Sebastian sehr angetan – ich meine, von Mr Wrightman.«
    Chloe setzte an, um etwas zu sagen. Sie schaute die Köchin an, ihr vertrautes Gesicht, ihr Lächeln, das so warm war wie Plumpudding, und ihr wurde bewusst, dass sie noch nicht einmal ihren Namen kannte.
    »Sie bekochen mich seit meiner Ankunft – und ich kenne noch nicht einmal Ihren Namen.«
    Die Köchin schlug ihre Beine unter dem glitzernden Kleid übereinander. »Ich heiße Lady Anne Wrightman.«
    Chloe öffnete ihren gefiederten Fächer. »Ich meine, Ihren richtigen Namen.«
    Die Köchin lächelte. »Lady Anne. Ich bin Henrys und Sebastians Tante.«
    Der Gedanke, dass dies in der Tat eine Show war, schoss Chloe durch den Kopf.
    »Oh! Entschuldigen Sie vielmals .« Sie war beschämt, der Schweiß brach ihr aus und sie fächerte sich verzweifelt Luft zu. »Ich dachte nur, Sie wären, äh …«
    »Nicht adlig? Das ist nur zu verständlich. Immerhin habe ich den vergangenen Monat unten im Keller in der Küche verbracht.« Lady Anne lachte.
    Chloe versuchte, diese Lady Anne mit der Frau, die sie nur als die Köchin kannte, in Einklang zu bringen.
    »Machen Sie sich keine Gedanken, Sie waren immer sehr nett zu mir – und auch zu all den anderen Bediensteten. Und ich habe Sie wirklich auf die Probe gestellt! Aber Sie sollten vorsichtig sein, was Sie da mit Ihrem Fächer anstellen.« Sie schaute auf Chloes Fächer.
    »Mit dieser Art von Wedeln geben Sie allen Männern zu verstehen, dass Sie verlobt sind.«
    Chloe ließ ihren Fächer zuschnappen und hielt ihn in einem Winkel in der linken Hand, der signalisierte: »Wünsche, Bekanntschaften zu schließen.« Lady Anne nickte zustimmend.
    Chloe traf die Erkenntnis, dass sie nicht nur neben der Tante der beiden wichtigen Männer in ihrem Leben saß, sondern auch, dass der Saal voll schöner Frauen mit tiefen Ausschnitten war und weder Sebastian noch Henry zu sehen waren, wie ein tonnenschwerer Schlag.
    Das Orchester, dezent verborgen hinter Formschnitt und Sträuchern, begann zu spielen, und alle erhoben sich von ihren Plätzen.
    »Lady Anne.« Chloe musste ihre Stimme erheben, damit ihre Begleitung sie über die Musik hinweg verstand. Sie musste fast schreien. Leider nahm sich das Orchester genau in dem Moment, in dem sie »Wer sind all diese Frauen?« rief, die Freiheit, die Musik zu unterbrechen.
    Sämtliche Köpfe drehten sich zu Chloe, die daraufhin nervös mit ihrem Fächer wedelte und dabei unabsichtlich die verschiedensten Botschaften von »Küssen Sie mich« bis »Ich hasse Sie« oder »Sie sind zu willig« in den Raum schickte. Ihr stockte der Atem.
    »Spielen Sie weiter!«, wies Henry das Orchester vom anderen Ende des Ballsaals an, das wieder zu spielen begann, so wie Chloe wieder zu atmen anfing. Doch so sehr sie auch Ausschau hielt, sie konnte Henry nirgends erblicken.
    Die Ballbesucher fanden sich zu einem Kreis auf der Tanzfläche zusammen, und Chloe und Lady Anne bahnten sich ihren Weg nach vorne, wo Grace und Sebastian als das ranghöchste Paar den Ball mit einem perfekt getanzten

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