Rendezvous mit Mr Darcy
Augenmerk auf Chloes zerrissenes Kleid, das unter ihrem hastig zugeknöpften Mantel steckte. »Was um alles in der Welt ist dieses Mal mit Ihrem Kleid passiert? Es sieht entsetzlich aus. Einfach entsetzlich! Und Ihr Haar ist offen!«
Ein warmes, glückliches Gefühl erfasste Chloe, als sie bemerkte, dass Mrs Crescent trotz ihrer Schmerzen im-mer noch dieselbe war. Sie strich ihr das Haar aus dem Gesicht.
Henry musterte Chloe von ihrer leicht schief sitzenden Bernsteinkette bis hin zu ihrem verschmutzten Saum.
Chloe schaute weg, und ihr Blick fiel auf ihren Fächer und den Pompadour, die auf dem Waschtisch lagen. »Mrs Crescent, Sie werden erfreut sein zu hören, dass ich an den Fächer und den Pompadour gedacht habe.«
Statt einer Antwort umklammerte Mrs Crescent nur die steifen Laken auf ihrem Schlittenbett.
Chloes Knie wurden weich. Sie konnte das hier nicht. Sie war keine Krankenschwester, und das hier war kein Krankenhaus.
»Zeit, wieder zu pressen«, erklärte Henry völlig ruhig.
Mrs Crescent schlug mit ihren Fäusten auf das Bett. »Ah!«
Chloe ließ den nassen Waschlappen los.
»Eins, zwei …« Henry zählte und half Mrs Crescent in eine bequemere Position.
Chloes Kopf pochte, sie bekam keine Luft mehr. Diese Situation war doch völlig untragbar! »Henry! Wir müssen sie in ein Krankenhaus bringen. Wissen Sie, das hier ist nicht wirklich das Jahr 1812. Sie braucht Schmerzmittel – jetzt sofort. Wer, verdammt noch mal, bekommt heute sein Baby noch ohne PDA?«
Die Kamerafrau richtete ihre Kamera auf Chloe. Henry ließ seine Uhr fallen, die daraufhin von der Kette baumelte.
»Entschuldigen Sie. Das war sehr undamenhaft.«
Henry schaute Mrs Crescent liebevoll und mitfühlend an. »Drei. Und atmen.«
Mrs Crescent konnte atmen, im Gegensatz zu Chloe, der der Schweiß ausbrach.
Henry massierte Mrs Crescent, während er Chloe wütend anblickte. »Miss Parker, genau das hier möchte Mrs Crescent. Eine natürliche Geburt. Abgesehen davon ist es für eine Periduralanästhesie jetzt zu spät. Bitte. Reißen Sie sich zusammen. Sie bringen unseren Rhythmus durcheinander.«
Sie schluckte. Sie hatte nicht gedacht, dass Henry ein derart dominanter Mensch sein könnte.
Chloe beugte sich zum Nachttisch und griff nach einer braunen Flasche mit Medizin. »Darf sie ein Schlückchen davon nehmen?«
Henry schüttelte den Kopf. »Wenn Sie es nicht brauchen – sie braucht es nicht. Ich habe es nur zum Spaß in meinem Labor zusammengebraut.«
Chloe richtete sich auf und umklammerte ihre Empire-Taille. »Was ist das? Vielleicht könnte ich etwas davon nehmen.«
»Es ist Laudanum, und nein, Sie können nichts davon haben. Es liegt kein medizinischer Grund bei Ihnen vor.« Henry reichte die Flasche einem Dienstmädchen. »Tun Sie sie weg.« Dieses versteckte daraufhin die Medizin hinter dem Spiegel von Mrs Crescents Frisiertisch und eilte dann herüber, um die Laken von Mrs Crescent zu wechseln.
Mrs Crescent ächzte und stöhnte. »Es ist ein Opiat.«
Chloe neigte ihren Kopf zur Seite. »Wie in Opium?« Großartig . Sie hatte Sebastian Opium verabreicht.
»Ja.« Henry massierte den Rücken von Mrs Crescent weiter. »Es wird bei allem eingesetzt, sowohl bei Kopfschmerzen als auch bei langweiligen Abenden in einem Salon, um sie in Schwung zu bringen. Es ist eine Art Allheilmittel.«
Chloe legte einen weiteren kühlen Waschlappen auf Mrs Crescents Stirn.
»Schauen Sie.« Henry griff zu einem Regal, das sich über dem Bett von Mrs Crescent befand. Er senkte seine Stimme. »Wir haben ein Handy für den Notfall. Ein Krankenwagen steht bereit.« Das Telefon glitzerte in seiner gummibehandschuhten Hand. Ohne nachzudenken, nahm Chloe es ihm weg und drückte es an ihre Brust. Ach, wenn sie doch nur Abby anrufen könnte. Oder Emma. Die Gewissheit, sie oder Henry könnten damit einen Krankenwagen rufen, beruhigte sie jedoch, und sie fühlte sich bereits etwas besser. Erleichtert legte sie das Telefon wieder auf das Regal.
Henrys Kammerdiener stürmte in das Zimmer. »Die Eisstücke, Sir.«
»Stellen Sie sie bei Miss Parker ab. Danke.«
Der Kammerdiener warf einen Blick auf Mrs Cres-cent und schoss wieder zur Türe hinaus.
»Miss Parker, bitte geben Sie Mrs Crescent ein Stück Eis …«
Mrs Crescent öffnete ihren ausgetrockneten Mund, und Chloe legte das Eis auf ihre Zunge. Durch die Aktion mit dem Eis stürmten auch viele Erinnerungen auf sie ein, so viel ging ihr durch den Kopf. Die Geburt von Abigail. Das Eishaus.
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