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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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sich nach vorne, um nach der Taschenuhr zu sehen. »Wie liebenswürdig von der Dame, von ihren Vergnügungen abzulassen, um uns zu helfen.«
    »Es war wohl kaum eine Vergnügung, sondern eher aufschlussreich. Und ich wäre hier besser aufgehoben gewesen.« Chloe brachte es immer noch nicht über sich, die Personen direkt anzusehen. Sie verzog den Mund und sprach zu Henrys Schatten auf der Wand. Mrs Cres-cent gab leise, schmerzvolle Laute von sich.
    Auch wenn bisher alles ein Spiel gewesen sein mochte, dies war mit Sicherheit keines mehr, das war real, echt. Chloe zog ihre Handschuhe aus, krempelte die Ärmel hoch und schaute auf ihre Hände.
    »Waschen Sie sie sorgfältig!« Henry nickte in Richtung einer Waschschüssel auf der anderen Seite des Zimmers.
    Er trug ein gerüschtes Hemd, das über seiner breiten Brust etwas spannte, und sie konnte die Wölbungen seiner Muskeln sehen. Die Ärmel waren hochgekrempelt, der Kragen stand offen. Ohne seinen Cutaway offenbarte seine enge Reithose mit dem Latz vorne einen verlockenderen Körper als jenen von Sebastian, wenn das überhaupt noch möglich war. Aber eigentlich hatte sie ja die Nase voll von Männern in Rüschenhemden, oder?
    »Worauf warten Sie noch, Miss Parker? Waschen Sie sich bitte die Hände.«
    Großer Gott, Mrs Crescent bekam ihr Baby, und Chloe geisterten schmutzige Gedanken durch den Kopf, selbst nachdem sie von einem absoluten Schwerenöter im Eishaus kompromittiert worden war.
    Mrs Crescent verfiel in ein Hecheln, und Chloe eilte zu dem Waschtisch.
    »Ziehen Sie ein Paar Gummihandschuhe über!«, wies Henry sie an.
    »Gummihandschuhe?« Das heiße Wasser brannte auf ihren Händen, und die Seifenlauge fühlte sich – echt an. Sie streifte die Handschuhe über und flüsterte Henry zu: »Wann wurden die erfunden? Bestimmt nicht in der Zeit des Regency.«
    Henry senkte seine Stimme. »Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, Miss Parker, es war 1964. Und jetzt kommen Sie endlich und helfen Mrs Crescent dabei, sich zu entspannen.«
    Entspannen? Nichts hätte sie auf den Anblick vorbereiten können, der sich ihr bot, als sie sich umdrehte, außer gewisse blutige Krankenhaus- und Krimiserien, die sie jedoch nie schaute, weil sie kein Kabelfernsehen hatte.
    Chloe geriet ins Schwanken und streckte ihre Hand aus, um sich an etwas festzuhalten. Dabei erwischte sie jedoch peinlicherweise Henrys knackigen Hintern. Henry, ganz Gentleman, tat so, als würde er nichts bemerken.
    »Ich habe ihr ein Laken angeboten, wie es im Regency üblich war, um die Situation für sie einigermaßen würdevoll zu gestalten, aber sie hat es abgelehnt.«
    Chloe schaute Henry zu, wie er ein Wildlederetui auf dem Frisiertisch auseinanderrollte.
    »Geburtshilfeinstrumente.«
    Die Instrumente stammten aus der Zeit des Regency und glichen in dem Etui, wo sie unter einem Lederband steckten, eher einer Baumschere, einer riesigen Zange, einer Art Spachtel und einem Fischhaken, dem größten, den Chloe je gesehen hatte.
    Ein Blick darauf reichte eigentlich aus, um jeden – vielleicht sogar Grace – zu einem Leben der Enthaltsamkeit und Kinderlosigkeit zu bekehren. »Sie werden nicht wirklich …«
    »Die hier einsetzen? Kaum!« Henry senkte seine Stimme zu einem Flüstern, während er die hölzerne Geburtszange herauszog. »Aber das ist, was ein Geburtshelfer oder ›Accoucheur‹ vor zweihundert Jahren benutzt hätte. Wir haben in nur zweihundert Jahren viel erreicht. Kein Wunder, dass jede dritte Frau damals bei der Entbindung gestorben ist.«
    »Was?! Jede dritte Frau …«
    »Aaaaaaaah!« Mrs Crescents Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Rote Flecken und glänzender Schweiß bedeckten ihr Gesicht und den Hals.
    Henry händigte Chloe einen Stapel kalter, feuchter Waschlappen aus. Sie konnte den Gedanken, dass jede dritte Frau im Regency bei der Entbindung gestorben war, kaum ertragen. Das hatte sie nicht gewusst, und es fiel ihr schwer, die Kleider, den Glanz und das romantische Bild jener Zeit mit dieser entsetzlichen Statistik miteinander in Einklang zu bringen.
    Sie ging zum Bett und betupfte die Stirn der Gebärenden mit einem Waschlappen. Ihre Stimme zitterte. »Denken Sie nur daran, bald werden Sie Ihr wunderschönes, gesundes, glückliches Baby in den Armen halten, das Sie allein an Ihrem Herzschlag und Ihrer Stimme erkennen wird. Es wird Sie anschauen …«
    »Es ist erstaunlich, wie viel Sie doch über die Geburt eines Kindes wissen!« Mrs Crescent atmete tief aus und richtete ihr

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