Rendezvous mit Mr Darcy
Hufen auf dem Kopfsteinpflaster, heraus.
Es war Henry, der sich auf einem weißen Pferd näherte. Auf Sebastians weißem Pferd. Regen tropfte von seinem breitkrempigen Hut und dem Mantel des neunzehnten Jahrhunderts, während er genau in der Mitte der Straße angeritten kam, ohne dem Chaos, das er dabei verursachte, auch nur die geringste Beachtung zu schenken. Zwei Jagdhunde kamen auf Chloe zugelaufen, schnüffelten an ihr herum und drückten ihre nassen Köpfe unter ihre Hände. Noch nie im Leben hatte sie sich so gefreut, einen Hund zu sehen, ganz zu schweigen von zwei klatschnassen Hunden. Sie rieb die knochigen Schädel. Doch Henry? Wenn er wirklich der Herr von Dartworth Hall war, hatte er sie belogen. Und wer zum Teufel war dann Sebastian?
Henry brachte sein Pferd genau vor dem Bushäuschen zum Stehen, zog seinen Hut und hielt ihr eine Hand hin. »Miss Parker, Ihr Beförderungsmittel steht bereit.«
Sie verschränkte die Arme, und die Hunde wedelten mit ihren Schwänzen gegen ihr nasses Kleid. Die Dame fand das nicht komisch.
Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, während er sie von oben bis unten betrachtete. »Ich muss sagen, Ihr dramatischer Abgang aus der Kirche war besser, als es sich jegliches Produktionsteam hätte erträumen können. Selbst jetzt schwärmen sie noch von der Aussicht auf schwindelerregende Quoten. Gut gemacht!«
Der Verkehr schlängelte sich um das Pferd herum. Chloe schaute die Straße hoch, da sie halb damit rechnete, das Kamerateam auftauchen zu sehen. Eine kleine Menschenmenge scharte sich unter ihren Schirmen um sie herum.
»Und, wo sind die Kameras jetzt? Ich bin mir sicher, sie würden mich zu gerne filmen, bei dem Anblick, den ich jetzt biete.«
»Keine Kameras. Ich habe sie im Wildpark hinter mir gelassen. Und was Ihr Aussehen angeht, ich war noch nie so froh, Sie zu sehen.«
»Ich wünschte, ich könnte das Gleiche sagen.« Wenn das, was die Frau behauptet hatte, stimmte, hatte er sie wochenlang belogen! Chloe nahm ihre Brille ab und steckte sie in ihren nassen weißen Pompadour. Sie schaute von Henry weg in Richtung Dartworth Hall. Über dem Anwesen gaben die Wolken ein Stück blauen Himmel frei.
Henry stieg von seinem Pferd ab, band es am Schild der Haltestelle fest und setzte sich neben sie. Sie rutschte zur Seite und schaute in die andere Richtung.
»Kann ich Sie zu einer Tasse Kaffee einladen? Oder wie wäre es mit einem Latte Macchiato aus doppeltem Espresso mit fettarmer Milch?«
Woher kannte er die komplizierte Komposition des Kaffees, die sie bevorzugte? Der Regen verursachte ein sanftes, plätscherndes Geräusch auf dem Kopfsteinpflaster, der Wind frischte auf, und sie begann zu zittern. Auf der anderen Seite der Straße drängten die Menschen in einen Pub, der sich in einem roten Ziegelhaus mit in Blei eingefassten Fenstern befand. Ein Schild mit der grünen Aufschrift THE GOLDEN ARMS schwang an einem schmiedeeisernen Pfosten hin und her. Sie war seit fast drei Wochen in England und war noch in keinem Pub gewesen.
Henry rückte näher. »Oder vielleicht lieber ein Pint?«
Da, er konnte schon wieder ihre Gedanken lesen.
»Wenn Sie mich auf ein Pint einladen, werde ich es Ihnen wahrscheinlich über den Kopf gießen.«
Verwirrt betrachtete er sie. »Lady Anne meinte, Sie hätten sich in epischer Breite über meine Verdienste ausgelassen.«
Ein junges Paar mit einem Nasenpiercing und nassen Lederjacken kam in das Bushäuschen, der Arm des Mannes lag um die Schulter der Frau, ihr Arm um seine Taille. Mit ihren Handys fotografierten sie Dartworth Hall. Chloe merkte, dass sie sich Mühe gaben, sie nicht anzustarren.
Sie stand auf, und die Hunde taten es ihr gleich. »Vergessen Sie den Kaffee oder das Guinness oder was immer Sie hier trinken. Ich will die Wahrheit wissen. Können Sie mir die verraten? Das wär’s für den Moment erst mal. Fangen wir mit einer einfachen Frage an: Sind Sie der Besitzer von Dartworth Hall?«
Er stand auf und zog seinen Mantel und Hut aus, eine Haarlocke fiel ihm dabei ins Auge. »Oh. Jemand hat es Ihnen erzählt.«
»Ja.«
Das Paar mit dem Piercing und ein paar andere Menschen, die inzwischen die Szene beobachteten, schnappten unverhohlen nach Luft, doch Chloe und Henry waren es gewohnt, von Kameramännern, George und dem versteckten Produktions- und Aufnahmeteam beobachtet zu werden.
Chloe ging im Regen vor dem Bushäuschen auf und ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt. »Es lohnt sich, hinaus in die wahre
Weitere Kostenlose Bücher