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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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einem Ohnmachtsanfall wirklich wieder die Sinne zurück«, meinte er. Mit einer großen, aber sanften Hand drückte er ihr ein kühles Tuch auf die Stirn.
    Das Tuch fühlte sich großartig an, aber was, wenn ihre mit Holunderbeere eingeriebenen Augenbrauen dadurch verschmieren würden? Und ein Ohnmachtsanfall? »Ich falle nicht in Ohnmacht.«
    »Natürlich nicht.« Er trat einen Schritt zurück und ließ Fiona das Tuch auf Chloes Stirn drücken.
    Sie entsprach nicht jenem Typ Frau, der in Ohnmacht fiel. Doch das hier war England, und in England fielen Menschen in Ohnmacht. Sie hielt ihm das Taschentuch entgegen, doch er nahm es nicht wieder zurück. Ihr Daumen fuhr über die blau gestickten Initialen HW in der Ecke. »Nun, ich bin noch nie zuvor in Ohnmacht gefallen.«
    »Woraus Sie, so nehme ich an, schließen, dass, wenn jemand noch nie in Ohnmacht gefallen ist, er es auch nie tun wird. Deshalb empfehle ich einer Dame, die nicht in Ohnmacht fällt, wie Sie es eindeutig nicht getan haben, sich kurz in ihrem Boudoir auszuruhen.«
    Chloes Kopf schnellte in seine Richtung. Sie hatte angenommen, dass Sarkasmus nicht erlaubt wäre. Was für eine Unverfrorenheit, mit einem Menschen zu streiten, der angeblich gerade in Ohnmacht gefallen war. Aber – Boudoir?
    »Haben Sie gerade ›Boudoir‹ gesagt?« Chloe ließ das Taschentuch in die Falten der Bettdecke fallen und betrachtete den floralen Fries, die gelben Wände mit der aufgemalten Rebenbordüre, den Empire-Schreibtisch, den hohen Marmorkamin mit dem vergoldeten Spiegel darauf und das Himmelbett aus Mahagoni, in dem sie gegen die Kissen gelehnt lag. Boudoir. Bridesbridge Place! Sie konnte es nicht erwarten, es zu erkunden, also setzte sie sich auf, und das Tuch glitt von ihrer Stirn. Der Raum begann sich zu drehen, und Mr Wrightman drückte sie mit fester Hand wieder zurück in die welligen Kissen.
    »Fiona«, sagte Mr Wrightman. »Bitte bringen Sie Miss Parker einen Kräuterlikör.«
    »Wie nett von Ihnen«, meinte Chloe. Sie freute sich auf etwas, das nach Alkohol schmeckte.
    »Das ist ein Standardverfahren bei Frauen, die in Ohnmacht gefallen sind «, erwiderte er.
    »Sie haben mir und Fifi einen fürchterlichen Schrecken eingejagt, Miss Parker«, ertönte die Stimme einer wunderschönen, wahrscheinlich im achten Monat schwangeren Frau, die in einem lavendelblauen Kleid mit Spitzenhäubchen durch die Tür eilte. Das Kleid rundete das Bild ihrer schwangeren Gestalt ab. Unter dem Arm trug sie einen Mops. »Ich bin Mrs Caroline Crescent, Ihre Anstandsdame in Bridesbridge. Das hier ist Fifi, mein kleiner Liebling.«
    Chloe hasste kleine, aufgedrehte, glubschäugige Hunde. Und wie konnte man einen Rüden nur Fifi nennen? Sie rückte auf ihrem gesunden Ellenbogen von ihr weg. »Sie sind meine Anstandsdame?« Mrs Crescent war nicht nur schwanger, sondern wahrscheinlich auch nur ein oder zwei Jahre älter als sie. Höchstens.
    »Wir hatten eine angemessenere Begrüßung für Sie vorbereitet«, ließ Mrs Crescent sie wissen. »Aber Sie sind ja in Ohnmacht gefallen.«
    Chloe öffnete ihren Mund wie zu einer Entgegnung, schloss ihn aber gleich wieder.
    »Sehr damenhaft. Ihre Ohnmacht«, flüstere Mrs Cres-cent ihr zu. »Sehr gut gemacht.« Sie tätschelte den Kopf des keuchenden Mopses, als hätte dieser seine Pfoten dabei im Spiel gehabt. »Wie ich sehe, haben Sie Mr Wrightman bereits kennengelernt.«
    Chloe verspürte einen kleinen Stich der Enttäuschung, bis Fiona zwei Diener hereinwinkte, die Chloes Truhen brachten und diese auf den Boden neben einem riesigen Mahagonischrank abstellten.
    Mr Wrightman zog einen weiteren Vorhang zurück, sodass Licht hereinfiel. »Es könnte auch ein Anflug von Hysterie gewesen sein«, meinte er trocken. »Der Zwischenfall mit der Pistole …«
    Mit einem Mal fiel Chloe wieder alles ein. »Zwischenfall mit der Pistole? Diese Frau hat uns fast umgebracht!« Während sie sich aufzusetzen begann, stellte sie fest, dass ihr linker Arm sich irgendwie seltsam anfühlte. »Wo ist die Schla…«
    Chloe hielt sich im letzten Moment zurück, doch Mr Wrightman hüstelte.
    »Die Schlafdecke?«, warf Mrs Crescent ein. Sie deckte Chloes bestrumpfte Füße mit einer Decke, an der Troddeln baumelten, zu.
    »Ja, die Schlafdecke. Danke.«
    Chloe nahm einen kräftigen Schluck des Kräuterlikörs, was Mr Wrightman dazu veranlasste, eine Augenbraue hochzuziehen. Sie schaffte es kaum, das Getränk herunterzuschlucken. Die anderen schienen nicht zu wissen, dass

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