Rendezvous mit Mr Darcy
aussah. Es war definitiv grüner.
Mrs Crescent winkte sie zur Eingangstür herein. »Miss Parker! Noch ein nasses Kleid! Es wird mindestens zwei Tage auf dem Bügel hängen müssen, um zu trocknen.«
Die Diener schlossen die Tür hinter ihnen, und Chloe und Imogene standen tröpfelnd in der Eingangshalle, bis Fiona und Imogenes Dienstmädchen mit Handtüchern herbeikamen, um sie abzutrocknen.
Mrs Crescent stemmte die Hände in die Hüften, Fifi neben sich. »Und müssen Sie unbedingt diese Kohle verwenden? Schauen Sie sich nur Ihre Hände an! Wenn das auf Ihrem Kleid landet, wird das Küchenmädchen es nie herausbekommen.«
Imogene lächelte Chloe an.
Mrs Crescent hob Fifi hoch. »Warum Sie sich nicht wie die anderen Damen beim Kartenspiel vergnügen können, ist mir unerklärlich.«
An diesem Abend, als Chloe sich über ihre Waschschüssel beugte und Zahnpulver auf ihre Zahnbürste aus Schweineborsten streute, hielt sie inne und betrachtete sich in dem Spiegel über dem Waschtisch.
Sie fragte sich, ob Abigail sie vermisste. Sie wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als neben Abigail zu stehen und die Zähne zu putzen, sich dann auf Abigails Bett zu setzen, ihr vorzulesen, den Duft ihres Haars einzuatmen und ihr einen Gutenachtkuss zu geben. Die Gutenachtküsse fehlten ihr am meisten. Und wann würde endlich ein Brief von ihr, Emma oder ihrem Anwalt kommen? Ihre Ungeduld überraschte sie. Die Tage schienen unendlich viel länger zu sein ohne Telefon, E-Mail und Internet. Sie konnte nicht glauben, dass erst Dienstagabend war. In nur zwei Tagen war so viel passiert.
Sie goss Wasser auf das Zahnpulver, wodurch es sich in eine Art Zahnpasta verwandelte. Sie verzog das Gesicht und steckte sich die Bürste in den Mund. Das Pulver fühlte sich an wie Kalkstaub und schmeckte schlimmer als Backpulver. Kein Wunder, dass der Atem von allen derart fürchterlich roch, außer dem von Henry, der zweifellos immer Minzblätter bei sich trug. Chloe versuchte daran zu denken, vor ihrem Ausflug morgen mit Sebastian etwas davon im Kräutergarten zu pflücken.
Die Jane-Austen-Society wäre von der historischen Genauigkeit dieses Projekts beeindruckt, doch würden sie über die Mätzchen der Reality-Show die Nase rümpfen. Kandidatinnen, versteckt hinter verschlossenen Türen, Einladungszeremonien, Vielseitigkeitspunkte, alte Fehden. Was würde als Nächstes kommen? Frauen, die sich in ihren Kleidern im Morgengrauen um Mr Wrightman und sein riesiges Anwesen duellierten?
Sie spuckte in eine Schüssel an der Seite. Dennoch, obwohl sie alles von zu Hause vermisste, hatte sie das Gefühl, hierher zu gehören.
Sie trug den Kerzenhalter zu ihrem Nachttisch, kletterte in ihr Bett mit der welligen Matratze und blies die Kerze aus. Der Geruch von Rauch und Fett zog durch die Luft. Grace hatte Bienenwachskerzen, die viel besser rochen und langsamer abbrannten als die billigen Talgkerzen, die man Chloe gegeben hatte. Sie hatte herausgefunden, dass die Talgkerzen aus Hammelfett hergestellt wurden. Kein Wunder, dass sie so streng rochen und tropften. Dennoch, sie war kein Küchenmädchen, das die Böden schrubben und die Nachttöpfe der Dienerschaft ausleeren musste. Ihr Platz war nicht ganz unten am Ende der Leiter, aber auch nicht ganz oben. Ihr Platz war irgendwo in der Mitte.
Das Problem war, sie musste hinaufkommen und die Nummer eins werden.
Am nächsten Morgen wünschte Chloe, dass Fiona ihr vor dem Ausflug mit Sebastian das Haar wusch, doch Mrs Crescent meinte beharrlich, es würde nicht rechtzeitig trocknen. So war das Leben vor dem Zeitalter der Haartrockner eben. Sie würde bis nachmittags warten müssen, bevor es zum Dinner nach Dartworth ging.
Somit erwies sich die Haubenpflicht bei den außerhäuslichen Aktivitäten wenigstens einmal als vorteilhaft. Sie stand, gekleidet in ihr blaues Tageskleid, den Pompadour gefüllt mit Minzblättern, zusammen mit Mrs Crescent im Salon und wartete auf Mr Wrightman, während die anderen Frauen beschäftigt waren, Vorkehrungen für das Dinner am Abend zu treffen. Grace wollte sich das Haar waschen lassen.
»Ich frage mich«, sagte sie zu Chloe, »ob Sie genügend Zeit haben werden, sich auf heute Abend vorzubereiten. Es dauert einfach ewig, sich für ein formelles Treffen anzuziehen.«
»Das Risiko gehe ich gerne ein.« Chloe lächelte.
Als endlich das stampfende Geräusch von Hufen auf der runden Kiesauffahrt zu hören war und der Landauer auftauchte, klopfte Chloes Herz
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