Rendezvous mit Mr Darcy
eher genießen.«
Er hielt noch immer ihre Hand, und Chloe wollte dieses Bild von ihm in dem gesprenkelten nachmittäglichen Licht, völlig auf sie konzentriert, festhalten. Sie sah über ihre und seine Schulter hinweg, aus Angst, ein Kameramann könnte sie ertappen.
»Sie haben Recht, auf der Hut zu sein, Miss Parker, denn auch wenn Ihr Kameramann anscheinend weg ist, wird meiner jede Sekunde hier sein, der Schuft.« Er verbeugte sich leicht. »Bis morgen. Wäre es mir möglich gewesen, unseren Ausflug vorzuverlegen, hätte ich dies getan. Das sollten Sie wissen.«
Chloe, normalerweise gesprächig und schlagfertig, war nicht in der Lage, etwas zu sagen, doch das war nicht weiter schlimm, da sie sowieso erst mit ihm nach der offiziellen Vorstellung sprechen durfte.
Er trat näher an sie heran, und es stellte sich heraus, dass der hölzerne Duft tatsächlich von ihm stammte.
»Sie haben ein wunderschönes Gesicht.« Der Blick seiner dunklen Augen wanderte zu ihrem sich hebenden Busen, der in dem viereckigen Ausschnitt besonders gut zur Geltung kam. »Ihr Profil fasziniert mich. Ich würde es gerne in einem Scherenschnitt einfangen.«
Chloe wollte auch ihn einfach nur – einfangen. »Ich bin mir sicher, Sie werden es arrangieren können, dass Ihr Wunsch in Erfüllung geht.« Ein Bild von ihm bei flackerndem Kerzenlicht schoss ihr durch den Kopf. Sie begann, sich wirklich auf die Sache einzulassen, auf ihn einzulassen! Moment! Sie durfte das Geld nicht vergessen. Doch vielleicht war es das Beste, sich diesen ersten Gefühlen für ihn hinzugeben, um das Geld zu gewinnen? Sie war sich nicht sicher.
Er strich mit seinem Daumen über ihre Fingerknöchel, ließ ihre Hand los, legte die Galläpfel hinein, band sein Pferd los und setzte sich darauf. »Das wird er, Miss Parker, das wird er.« Er zog seinen Hut und trabte los, das Timing war perfekt, da sein Kamerateam ihn in diesem Moment mit dem Geländewagen einholte.
Er ritt von Bridesbridge weg und ließ sie somit in dem Glauben, nur wegen ihr gekommen zu sein, um ihr zu erklären, dass er den ersten gemeinsamen Ausflug gerne hätte früher stattfinden lassen wollen. Und er hatte gleich zu Beginn ihres Gesprächs von ihrer Liebe zur Kunst gesprochen.
Ihre Hand war noch immer warm von seiner Berührung.
Ihr Kameramann stapfte zurück aus dem Gemüsegarten, nahm die Kamera in die Hand und richtete sie auf Chloe.
»Miss Parker? Miss Parker?!« Es war Mrs Crescent, die aus dem Rosengarten rief. »Ich bin mir sicher, Sie werden keine Punkte erzielen, indem Sie im Laub herumstreunen.«
An diesem Abend saßen Imogene und Chloe kurz vor Sonnenuntergang draußen und skizzierten die Fassade von Bridesbridge in ihre ledergebundenen Skizzenbücher. Der Kameramann, gelangweilt von ihrem Gespräch über Bücher und Literatur, hatte sie auf der Suche nach spannenderen Drehschauplätzen verlassen. Ihre Kohlestifte fuhren mit einem kratzenden Geräusch über das dicke Zeichenpapier, während sie die Umrisse des Gebäudes grob einfingen.
Chloe, die versuchte, nicht zu viel über oder an die Begegnung mit Sebastian zu denken, kam zu dem Schluss, dass es den Damen der Gesellschaft, die im neunzehnten Jahrhundert keiner Arbeit nachgegangen waren, genauso ergangen sein musste wie ihr. Sie hatten Zeit, sich ihrer Leidenschaft für die Künste zu widmen. Einige der Kandidatinnen auf Bridesbridge schienen sich in ihrer Freizeit ziemlich zu langweilen, doch Chloe und Imogene nutzten die Gelegenheit, ja sie sprachen sogar von dem Haus, als wäre es ihr künstlerischer Zufluchtsort, denn immerhin wurde alles andere für sie erledigt, einschließlich Kochen, Waschen und Saubermachen.
Chloe bemerkte, dass Imogenes Stil, im Gegensatz zu ihrem romantischeren, freier und abstrakter war.
Sie hatten sich gerade über Grace ausgetauscht.
»Sie versucht, jeden psychisch fertigzumachen, nicht nur Sie«, sagte Imogene.
Während sie unter der grünen Laube auf einer Steinbank saßen, vertraute Imogene Chloe schnell ihre Vermutungen im Hinblick auf Grace an, bevor ein weiterer Kameramann auftauchte. Laut Imogene wollte Grace nicht nur das Geld und Mr Wrightman gewinnen, sondern auch das Land, das die Wrightmans besaßen. Imogene hatte mehrere Gespräche zwischen Grace und ihrer Anstandsdame mitbekommen. Demnach hatte der Ururgroßvater von Grace beträchtliche Landstriche verloren, als er betrunken wettete, und ein Großteil des verlorenen Landes gehörte jetzt der Familie Wrightman. Auf einem
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