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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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steht Ihnen ja doch im Gesicht geschrieben. Sehr geschickt von ihm, unter dem Vorwand eines Scherenschnitts mit einer Schere hierhergekommen zu sein. Das ist ein gutes Zeichen, ein sehr gutes Zeichen!«
    Am Sonntag, dem großen Tag der Scheinfuchsjagd, waren alle aufgeregt, außer Chloe, deren Reitkünste auf dem Damensattel noch keine Vorzeigequalitäten besaßen.
    Stattdessen konzentrierte sie sich auf den Diener, der im Stall anzutreffen war. Dessen blondes Haar war zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden, und seine strammen Waden schienen die engen Strumpfhosen zu sprengen. Er nahm ihre kleine Hand in seine kräftige, behandschuhte große und half ihr auf das Pferd. Sie stieg in die Steigbügel und griff nach den Zügeln. Vor einer Woche noch hätte der Anblick eines gut aussehenden Dieners sie erfreut, doch jetzt war sie nur von einem einzigen Gedanken beherrscht, nämlich fünfzehn Vielseitigkeitspunkte zu gewinnen, um mehr Zeit mit Sebastian verbringen zu können.
    Da sie befürchtete, nicht genügend geübt zu haben, bestieg sie Chestnut mit gespielter Tapferkeit. Pferde spürten es ja, ebenso wie Hunde, wenn jemand Angst hatte. Sie musste jetzt stark sein. Chloe erkannte sich kaum in ihrem eigenen Schatten wieder, der von der Sonne auf den feinen Kiesboden vor dem Stall geworfen wurde. Er strahlte Zuversicht aus und zwar von der Spitze ihres Reithuts mit der Schleife unter ihrem Kinn bis hin zu ihrer engen Jacke, dem langen Reitrock und der Gerte unter ihrem Arm. Die Sonne glänzte auf den gelbgrünen Hügeln, die Jagdhunde bellten, die Pferde liefen auf dem Feld herum, und – der Stallgeruch brachte sie zurück zur Wirklichkeit. Wo war Sebastian?
    Ihre Hände zitterten, als der Diener vorsichtig den Gurt des Damensattels um ihren Schoß anlegte. Ihr Rock erschien ihr so groß zu sein wie ein Zirkuszelt, und sie verfing sich in den schweren Falten.
    Grace kam auf ihrem Pferd herangetrabt. »Ihr Rock sieht unbequemer aus als meiner«, sagte sie.
    Die Kameras waren diesmal nicht auf sie gerichtet. »Glänzend beobachtet, vielen Dank!«, erwiderte Chloe.
    »Vielleicht ist der Schneiderin ein Fehler unterlaufen. Sie sollten trotzdem kein Bein beim Reiten aufblitzen lassen. Das würde gegen die Regeln verstoßen.«
    »Ach, und ein Busenblitzer ist etwas anderes?«
    »Das war ein Versehen, Miss Parker.«
    »Ich verstehe. Dann kann ich nur hoffen, dass es heute kein Versehen gibt.« Chestnut begann, am Hinterteil des Pferdes von Grace zu schnüffeln, woraufhin Chloe an den Zügeln zog, um ihn davon abzuhalten, was er auch für eine Minute tat, um dann aber wieder seinen Kopf zurückzudrehen und weiterzuschnüffeln.
    »Ich habe mit Mr Wrightman wegen der Reparatur Ihrer Tiara gesprochen. Ich würde mich freuen, mich mit ihm gemeinsam um dieses kleine Projekt zu kümmern.«
    Chloe zuckte zusammen. War sie jetzt etwa auch noch hinter Henry her? »Ich lasse sie lieber von dem Juwelier reparieren, von dem sie stammt. Tiffany’s.«
    Grace schien beleidigt zu sein. »Im Gegensatz zu Ihnen, der wir es zu verdanken haben, dass unsere Vielseitigkeitspunkte gestrichen wurden, trifft mich so gut wie keine Schuld, dass Ihre Tiara zerbrochen ist. Wir haben Wochen daran gearbeitet, diese Punkte zu gewinnen, und das Herstellen von Tinte ist nicht gerade meine Stärke.«
    »Das glaube ich Ihnen.«
    Grace stieß ihr Pferd mit den Füßen an und trabte davon – sie war eine hervorragende Reiterin. Chloe streichelte den Nacken ihres Pferds.
    Der Jagdführer, ein Mann mit rotem Gesicht und einem Jagdhorn unter dem Arm, kam auf Chloe zu. Er zog seinen Hut und verbeugte sich vor ihr und den Kameras.
    »Unsere Jagd wartet auf Sie, Miss Parker. Muss ich Sie daran erinnern, dass Sie, wenn Sie nicht reiten wollen, wieder dorthin zurückkehren müssen, wo Sie herkamen?«
    Chloe schlug ihre Reitgerte in die Hand. Vor ihrem inneren Auge tauchte ein Bild auf, wie sie ihn damit auspeitschte. »Ich danke Ihnen für diese freundliche Erinnerung«, antwortete sie.
    »Mr Wrightman ist ein begeisterter Reiter, und, egal auf wen seine Wahl auch immer fällt, diese Frau sollte das Reiten ebenso mögen.«
    »Mein Herr, nichts liegt mir ferner, als nicht zu reiten, aber könnte ich wohl bitte in einem Herrensattel reiten?«, fragte sie und versuchte, so gut es ging wie eine Dame von 1812 zu klingen.
    »Ich fürchte, nein. Das ist nur einer Lady mit einem Titel vorbehalten.«
    Der Diener führte Chestnut zu jener Weide, wo der Rest der Reitgesellschaft

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