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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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waren keineswegs erstaunt, als wir am anderen Ende des Tunnels wieder so eine Luftschleuse vorfanden.
    Richtig, und eine zweite und dritte. Diese Leute haben anscheinend alles dreifach gemacht. Jetzt sind wir in der letzten Schleusenkammer und warten auf das Okay von der Erde, bevor wir weitergehen. Das Innere Ramas liegt nur ein paar kurze Meter von uns entfernt. Ich werde mich viel besser fühlen, wenn die Spannung vorbei ist.
    Du kennst doch Jerry Kirchoff, meinen Nachlassverwalter, der so viele richtige Bücher besitzt, dass er nicht von der Erde emigrieren kann? Jerry also hat mir von einer Situation erzählt, die genau wie die unsere war, damals Anfang des einundzwanzigsten - nein, falsch, des zwanzigsten Jahrhunderts. Ein Archäologe entdeckte das Grab eines ägyptischen Königs, es war das einzige bisher, das nicht von Grabräubern geplündert worden war. Seine Arbeiter brauchten Monate, sich hinunter zu graben, Kammer um Kammer, bis sie endlich an die letzte Mauer stießen. Dann durchbrachen sie das Mauerwerk, und der Mann steckte eine Laterne und seinen Kopf hindurch. Und er sah ein ganzes Zimmer voller Schätze - unglaubliches Zeug, Gold und Juwelen ...
    Vielleicht ist unser Ding auch ein Grab. Das kommt mir immer wahrscheinlicher vor. Wir haben bisher noch nicht das geringste Geräusch gehört, kein Anzeichen für irgendeine Bewegung. Nun, morgen dürften wir es genauer wissen.«
    Commander Norton schaltete das Aufnahmegerät auf halt. Was könnte ich denn noch über die Arbeiten sagen, fragte er sich, bevor ich die einzelnen persönlichen Sachen an meine Familien diktiere? Gewöhnlich berichtete er nicht so detailliert, aber diesmal waren die Umstände wohl kaum als normal zu bezeichnen. Es war möglicherweise das letzte Videogramm, das er seinen Lieben schicken würde; er war ihnen einige Erklärungen schuldig, was er vorhatte.
    Wenn sie diese Bilder sehen und seine Worte hören würden, würde er im Innern von Rama sein - so oder so.

8 Durchgang durch die Nabe
    Niemals zuvor war sich Norton so sehr bewusst gewesen, wie verwandt er sich jenem lange verstorbenen Ägyptologen fühlte. Seit Howard Carpenter den ersten Blick in das Grab des Tutenchamun warf, hatte wohl kaum ein Mensch etwas Gleichartiges erlebt. Und doch, der Vergleich war beinahe lächerlich.
    Tutenchamun war erst gestern begraben worden - noch nicht einmal viertausend Jahre früher; Rama dagegen konnte sehr wohl älter als die Menschheit sein. Dieses kleine Grab im Tal der Könige hätte in den Korridoren, die sie bereits durchschritten hatten, völlig übersehen werden können, und die Räume, die jenseits des letzten Verschlusses lagen, waren mindestens millionenfach größer. Und was die möglichen Schätze anging - das lag jenseits aller Vorstellung.
    Über die Radioverbindung war schon seit mindestens fünf Minuten kein Wort mehr gekommen; das gut trainierte Team hatte noch nicht einmal mündlich berichtet, als alle Überprüfungen erledigt waren. Mercer hatte ihm nur einfach das OkayZeichen gegeben und ihn zu dem geöffneten Tunnel hingewinkt. Es war, als seien sich alle darüber im Klaren, dass dies ein historischer Augenblick sei, den man nicht durch unnötiges Gerede banalisieren sollte. Das passte Commander Norton ganz gut, denn in diesem Moment hatte auch er nichts, was er hätte sagen wollen. Er knipste seine Stablampe an, drehte an den Knöpfen seiner Jets und trieb langsam, gehalten von einer Sicherheitsschnur, den kurzen Korridor hinunter. Wenige Sekunden danach war er im Inneren Ramas.
    Im Inneren wovon ? Vor ihm lag schwärzeste Finsternis, nicht der geringste Lichtschimmer kam als Reflex seiner Lampe zurück. Er hatte damit gerechnet, aber er hatte es eigentlich doch nicht geglaubt. Alle Berechnungen hatten ergeben, dass die gegenüberliegende Wand viele Kilometer entfernt sein müsse; jetzt sah er es mit eigenen Augen. Während er langsam in die Finsternis hinein schwebte, verspürte er plötzlich ein starkes Bedürfnis, sich der Verlässlichkeit seiner Sicherheitsleine zu vergewissern; er hatte diesen Wunsch noch nie so stark empfunden wie jetzt, selbst bei seiner allerersten EVA nicht. Und das war natürlich lächerlich: Er hatte ohne Schwindelgefühl über Lichtjahre und Megaparsecs hinausgeschaut - warum sollte er sich von ein paar Kubikkilometern Leere beunruhigen lassen?
    Während er noch über sein Unbehagen nachgrübelte, bremste ihn der Antriebsdämpfer am anderen Ende des Seils sacht ab und stoppte ihn mit

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